Rückblick auf die Gastvorträge von Prof. Dr. Christian Kahl

Im Zuge des digitalen internationalen Gastprofessorenprogramms begrüßte das Team des Lehrstuhl Tourismus / Zentrum für Entrepreneurship Herrn Prof. Dr. Christian Kahl in den Lehrveranstaltungen „Tourismusmanagement“ und „Tourismus und Gesellschaft“.

Dr. phil. Christian Kahl ist Associate Professor und stellvertretender Direktor für Akkreditierung an der Beijing Jiao Tong University (BJTU) in China. Er lehrt in Bachelor- und Masterkursen zu touristischen Themen und interkulturellem Management.

Im ersten Gastvortrag mit dem Titel „Insights on Overtourism and Strategies during Covid19“  beleuchtete Prof. Dr. Christian Kahl zunächst das Problem des Phänomens des Overtourism anhand von Beispielen aus China. In diesem Zusammenhang zeigte er Maßnahmen Chinas zur Besucherlenkung der Tourismusströme auf. So kann beispielsweise eine bewusste Lenkung zu Hidden Places eine Maßnahme sein, die Besucherfrequenz von berühmten Attraktionspunkten zu reduzieren. Der Einsatz von digitalen Medien kann hier durchaus unterstützend wirken. Darüber hinaus setzt beispielsweise Hongkong einen Fokus auf die Entwicklung eines diversifizierten Portfolios sowie die Pflege von Tourismusprodukten und –initiativen mit kulturellem und umweltfreundlichem Hintergrund. Weiterhin hat sich Hongkong das Ziel gesetzt, den Geschäftstourismus zu festigen, aber auch ein regionales Kreuzfahrt-Drehkreuz und Veranstaltungshauptstadt Asiens zu werden. Weitere Schwerpunkte und Initiativen konzentrieren sich auf die Servicequalität sowie die Weiterentwicklung des Smart Tourism. Beijing verfolgt in einem Fünfjahresplan neue Marketingaktivitäten, Produktgestaltung über das zu Erwartende hinaus und möchte stärker den Fokus auf die nachhaltige Entwicklung legen. Shanghai ist eines der beliebtesten Reiseziele in China, deren Touristenzahlen kontinuierlich angestiegen sind. Die touristische Wertschöpfung spielt hier eine tragende Rolle. Mittels dem Konzept der „Carrying Capacity“ hat Shanghai versucht die Tragfähigkeit der Destination zu bestimmen.

Letztendlich beleuchtete Prof. Dr. Christian Kahl wie China mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie umgegangen ist und welche Maßnahmen und Strategien ergriffen wurden. Beispiele daraus bezogen sich insbesondere auf die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Investition in öffentliche Infrastruktur, Besuchermanagement, Regelungen für die Vermietung von Wohnraum sowie Maßnahmen hinsichtlich des Klima- und Umweltschutzes.

Im zweiten Gastvortrag mit dem Titel „Education Tourism – Cases from South East Asia, Central Asia and China” betonte Prof. Dr. Christian Kahl die große wirtschaftliche Bedeutung von studentischer Mobilität im Sinne des Bildungstourismus. Die historischen Verzweigungen dessen sind vielfältig (z.B. Grand Tour) und prägen auch heutige Studierende. In diesem Sinne greift Prof. Dr. Christian Kahl die aktuellen Förderprogramme, wie Erasmus+ oder das Fullbright Scholarship auf, um einen gezielten Blick auf die Besonderheiten der studentischen Mobilität in verschiedenen Ländern zu werfen, hier: Korea, Malaysia, UK, US, Australia, Russia and Germany. Neben den Bildungsspezifika weißen diese Destinationen für Bildungstourismus auch in ökonomischer und geographischer Hinsicht Besonderheiten auf. Prof. Dr. Christian Kahl erklärt anhand von Beispielen eindrucksvoll z.B. die strategische Position Australiens, die kulturelle Anschlussfähigkeit Koreas in Ost-Asien oder die Wirtschaftlichkeit Malaysias bzgl. der studentischen Mobilität. Auch die Motivationen der Studierenden divergiert regional: Angefangen von der Motivation mit einem internationalen Bildungsabschluss im sozialen System aufzusteigen, über die Sprachentwicklung bis hin zu Immigrationsabsichten. Zuletzt skizzierte Prof. Dr. Christian Kahl Prognosen der studentischen Mobilität auch im Europäischen Raum. Insgesamt verdeutlichten die ausgewählten internationalen Beispiele sowohl pull als auch push Faktoren in der Wahl einer Studiendestination. Schlussendlich spielen seitens der gastgebenden Destination wirtschaftliche Effekte der Studienmobilität eine herausragende Rolle, während die studentische Motivation sich stark auf die opportune Karriereplanung oder kulturelle Erfahrungen stützt.

Die anschließenden Diskussionsrunden gaben den Studierenden die Möglichkeit, sich aus erster Hand über aktuelle Entwicklungen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie im internationalen Kontext zu beschäftigen und konkrete Fragen an den Referenten zu stellen.

Das digitale internationale Gastprofessorenprogramm wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert. Die Gastvorträge fanden digital über Zoom statt.