Resilientes Reisen als neues Paradigma? Überlegungen und Fragen vor und während der Coronavirus-Krise

Die Corona-Krise trifft die Tourismuswirtschaft weltweit mit voller Härte. Noch ist nicht abzusehen, wie weitreichend die Konsequenzen für Betriebe und Destinationen sein werden. Grenzen werden dichtgemacht, und weltweite Reisewarnungen tun ein Übriges, um das Reisen praktisch völlig zum Erliegen zu bringen. Tourismus bedeutet Mobilität. Und genau diese wird in dieser speziellen Krise zum Synonym der Verbreitung des Virus. Spreading und Mobilität liegen eng beieinander.

Das Gegenteil von Mobilität ist Stillstand. Das erleben Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Kultur derzeit in unterschiedlichen Facetten. Allesamt, auch die Betriebe des Tourismus und die Destinationen, mussten vor dem Hintergrund der sich ausbreitenden Seuche eine Vollbremsung hinlegen. Der Begriff "Shutdown" hat in solchen Krisenzeiten eine spezielle Bedeutung, weil Existenzängste damit einhergehen. Virtuelles Reisen hat Hochkonjunktur. Wir können uns plötzlich in den Top-Museen der Welt alleine bewegen - dank Digitalisierung. Ist der virtuelle Raum im Moment der einzige Erlebnisraum des Tourismus? "Travelling without moving" als Rettung in der Not und als Überbrückung bis zum Ende der Krise, oder als Beginn einer neuen Kultur des Reisens? 

Andererseits: Diese Zeiten der Krise sind nolens volens auch Zeiten der Reflexion. Es wird bei all den erlebten Einschränkungen klar, dass Gesundheit das eigentlich knappe Gut unserer Zeit ist. Schon heute können wir uns daher für die Zeit danach Fragen stellen: Wird die jetzige Krise Konsequenzen im Reiseverhalten breiter Gesellschaften mit sich bringen? Kehren wir zurück zu einem Reisen wie bisher oder ändern wir unseren Anspruch und unsere Einstellung gegenüber dem touristischen Produkt? Wird Reiselust sich wieder so manifestieren wie vor der Krise? Werden Motivationen des Reisens neu justiert werden? Wird Nachhaltigkeit eine neue Bedeutung bekommen? Inwiefern ändern sich die Rahmenbedingungen des Managements von Betrieben und Destinationen? Bekommt Krisenmanagement (im Tourismus) durch Epidemien und Pandemien eine völlig neue Bedeutung? Wie schnell und wie nachhaltig können sich Betriebe und Destinationen von Krisen erholen? Was bedeutet Resilienz im Sinne von Krisenfestigkeit und Widerstandsfähigkeit für Betriebe und Destinationen in Krisenzeiten? Und wie verhält sich der potentielle Gast? Könnte es sein, dass in Zeiten, in denen das physische Reisen nicht möglich ist, die Reise zu sich selbst beschleunigt wird? Könnte es sein, dass die "Reise nach innen" jetzt stärker geübt wird und Grundlage sein wird für das Reisen in Zukunft? Tourismus als "Reise zum Sinn des eigenen Tuns und Handelns, womit der Mensch eine neue Innerlichkeit erfährt"?

Prof. Harald Pechlaner und Daniel Zacher haben vor einigen Monaten - jedenfalls vor Ausbruch der Krise -  Überlegungen zu „resilient Reisenden“ in der Zeitschrift für Tourismuswissenschaft veröffentlicht, auf welche wir an dieser Stelle gerne hinweisen.

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