Rückblick auf den Besuch von Prof. Dr. Christof Pforr im Rahmen des internationalen Gastprofessorenprogramms

Im Zuge des internationalen Gastprofessorenprogramms begrüßte das Team des Lehrstuhl Tourismus / Zentrum für Entrepreneurship Herrn Prof. Dr. Christof Pforr zu zwei Gastvorlesungen an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Darüber hinaus nahm Prof. Pforr am Workshop des Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes zum Thema „Von der Information zur Innovation“ teil.

Prof. Dr. Christof Pforr ist Professor an der Curtin Business School in Perth (Westaustralien) und leitet den Bereich Tourism, Hospitality & Events. Im ersten Gastvortrag in der Lehrveranstaltung Tourismus und Gesellschaft referierte er zum Thema Sustainability & Climate Change in Destination Management: The Case of Australia. Australien stellt seit Beginn der 80er Jahre eine attraktive Destination für den internationalen Tourismus dar. Dynamische Entwicklungen können insbesondere in den Bereichen der Mobilität sowie der Informations- und Kommunikationstechnologien verzeichnet werden. Gleichzeitig hat Australien mit den Folgen der Covid-19-Pandemie sowie den Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus zu kämpfen. Um Risiken und Disruptionen bewältigen zu können, braucht es Anpassungsinitiativen. So verdeutlichte Prof. Pforr, dass die Lern- und Anpassungsfähigkeit als integraler Bestandteil der nationalen und touristischen Entwicklungsplanung, des Umweltmanagements und des Katastrophenmanagements berücksichtigt und umgesetzt werden sollte. Tourismus vor dem Hintergrund des Klimawandels sollte eine „Roadmap“ und die Bemühungen um einen kohlenstoffarmen Tourismus anstreben. Beispielhaft könnte hier die Bestrebung in Richtung eines systematischen, frühzeitigen und regelmäßigen Monitorings beachtet werden (z.B.  Sustainable Tourism Observatory in Australia’s South West tourism region). Weiter braucht es umfassende Programme zur Kompensation von Kohlenstoffemissionen, steuerliche Anreize für Tourismusunternehmen, Anreize für Touristen, die stärkere Konzentration auf den Binnenmarkt, aber auch die Circular Economy kann ein Instrument sein, um einen umweltschonenderen und kohlenstoffärmeren Tourismus zu initiieren.

In seinem zweiten Gastvortrag mit dem Titel Aboriginal Tourism – Culinary Perspectives from Western Australia brachte Prof. Dr. Christof Pforr den Studierenden Möglichkeiten der touristischen Produktentwicklung anhand der Case Study des australischen Aboriginal Tourism näher. Nach einer Einleitung zur australischen Geographie und Wirtschaft lieferte Prof. Pforr zunächst eine allgemeine Einführung in den Kulturtourismus, wovon der kulinarische Tourismus sowie der Aboriginal Tourism wichtige Bestandteile in Australien sind. Die Möglichkeiten der touristischen Produktentwicklung im australischen Outback erläuterte Prof. Pforr mithilfe von kurzen Videos, in denen Bill Harney, ein Stammführer der indigenen Bevölkerung, seinen Stamm und dessen Bräuche vorstellt. So lernten die Studierenden, welche „Highlights“ die indigene Kultur Australiens zu bieten hat und wie diese im Rahmen einer touristischen Nutzung umgesetzt werden können. Prof. Pforr machte außerdem deutlich, dass indigener Tourismus in Australien weniger als eine ökonomische Grundlage fungiert, sondern eher als eine Art gesehen wird, Kultur zu erfahren und Touristen und Einheimischen näher zu bringen. Zum Schluss formulierte Prof. Pforr mit den Studierenden verschiedene Key Learnings, die Tourismusmanager bei der Produktentwicklung beachten müssen.

Neben den Gastvorlesungen beteiligte sich Prof. Dr. Christof Pforr mit einem Impulsvortrag am Workshop des Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes. Die Gesprächs- und Diskussionsrunde widmete sich explizit der Rolle der Wissenschaft für die Informationsbeschaffung in der Tourismuswissenschaft. Prof. Pforr zeigte auf, wie die Verbindung von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik initiiert werden kann und verdeutlichte dies anhand einer internationalen Perspektive und dem Best Practice mit dem Sustainable Tourism Cooperative Research Centre (STCRC) aus Australien. Mit einem starken kooperativen Ansatz zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis widmete sich dieses Centre in den 90er und 2000er Jahren dem erklärten Ziel – den nationalen australischen Tourismus – das Thema Nachhaltigkeit mit hoher Priorität in die Tourismuswissenschaft hineinzutragen. In 13 Jahren konnte man mehr als 400 Projekte in Kooperation von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik durchführen. Der Wissenstransfer für die Praxis war das entscheidende und zentrale Anliegen des australischen Kompetenzzentrums, diente jedoch zugleich auch als Kompetenzpush für die Wissenschaft in Australien. So profitierten rund 100 Doktoranden von der Initiative. Zwar publizierte das Centre ebenso in Fachjournals, aber rückte zudem auch den Wissenstransfer mit der Praxis durch Industriekonferenzen und Plattformen in den Fokus.

Das internationale Gastprofessorenprogramm an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert.