Rückblick auf die Gastvorträge von Prof. Stanislav Ivanov

Im Rahmen des digitalen internationalen Gastprofessorenprogramms begrüßte der Lehrstuhl Tourismus / Zentrum für Entrepreneurship Herrn Prof. Stanislav Ivanov im Masterkurs „Entrepreneurial Management & Tourism“.

Im Rahmen des digitalen internationalen Gastprofessorenprogramms war an zwei Terminen im Dezember 2020 Prof. Stanislav Ivanov zu Gast am Lehrstuhl Tourismus / Zentrum für Entrepreneurship. Prof. Ivanov lehrt Tourismusökonomie an der Varna University of Management (VUM) in Bulgarien und gilt mit seinen Forschungsbeiträgen international als Experte für Roboter, Künstliche Intelligenz und Service-Automatisierung (engl. „Robots, Artificial Intelligence and Service Automation“, kurz RAISA) im Tourismus. Darüber hinaus ist er Herausgeber der beiden wissenschaftlichen Journale „European Journal of Tourism Research“ und „ROBONOMICS“ sowie Autor von sechs Büchern, über 20 Buchkapiteln und über 95 wissenschaftlichen Artikeln.

Der erste Vortrag am 7. Dezember 2020 stand unter dem Motto „Robots, Artificial Intelligence and Service Automation in Travel, Tourism and Hospitality – Introduction”. Gleich zu Beginn zeigte Prof. Ivanov einen Sinn für Humor, indem er den Vortrag mit Bildern aus Filmen wie Star Wars oder Terminator eröffnete. Es folgte eine umfassende Einführung in Roboter, die uns im alltäglichen Leben bereits begleiten: sei es bei der Produktion oder Logistik, in der Landwirtschaft, in der Medizin, im Haushalt oder auch in militärischen Konflikten. Roboter unterstützen uns schon heute in vielfältiger Hinsicht, sowohl bei einfachen, sich wiederholenden Aufgaben wie etwa dem Rasenmähen oder der Warenlieferung, als auch bei komplexen Aufgaben, die viel Fingerspitzengefühl erfordern, beispielsweise bei Operationen. Auch Online-Suchmaschinen, Social-Media-Chatbots oder smarte Geräte sind „Roboter“ und bedienen sich künstlicher Intelligenz (AI), um einfache Aufgaben effizienter auszuführen. Anschließend stellte er die zugrundeliegende Theorie vor. So befinden wir uns gegenwärtig lediglich in der ersten Phase einer flächendeckenden Implementierung künstlicher Intelligenz – langfristiges Ziel ist eine „künstliche Superintelligenz“, die nicht nur einfachen Algorithmen folgt, sondern bewusst handeln kann und den Menschen in technischen, motorischen und auch kognitiven Aspekten nicht bloß adäquat ersetzt, sondern ihm auch überlegen sein kann. Im Tourismus findet sich AI beispielsweise in autonomen Fahrzeugen, Service-Robotern, Check-in-Schaltern, Passkontrollen oder Chatbots. Roboter hingegen sind in der Lage, sich in einem definierten Bereich eigenständig zu bewegen, wie etwa in Form von Reinigungs- oder Unterhaltungsrobotern. Die Treiber dieser Entwicklung sind vielseitig – von Hygiene- und Sicherheitsbedenken über demografischen Wandel bis hin zu effizienteren und preisgünstigeren Vorgängen und Prozessen.

Im zweiten Vortrag am 14. Dezember 2020, „Robots, Artificial Intelligence and Service Automation in Travel, Tourism and Hospitality – Economic Fundamentals“ stellte Prof. Ivanov die ökonomischen Grundlagen einer breiten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen RAISA-Nutzung vor. Die Entscheidung zum Einsatz von RAISA erfolgt auf Basis einer Kosten-Nutzen-Analyse des Unternehmens, in die unter anderem Faktoren wie Marketing, Humankapital, Finanzen und Betriebsablauf einfließen. Zudem können die Marktentwicklung sowie Entscheidungen der Konkurrenz diese Entwicklung bestärken. Wird eine Entscheidung zugunsten einer Investition gefällt, so muss anschließend geklärt werden, welche Aufgaben künftig von Menschen beibehalten und welche von Robotern übernommen werden. Hierfür werden zum Beispiel die Produktivität, Verbund- und Skaleneffekte sowie Grenzerträge untersucht. Große Vorteile von RAISA sind eine konstante, fehlerfreie und effizientere Arbeitsweise, langfristige Kostenersparnisse, höhere Servicequalität sowie die einfache Handhabung. Nachteile wiederum sind Akquisitions- und Betriebskosten, ein Mangel an Kreativität und Sensibilität, Datenschutzbedenken oder auch eine ablehnende Haltung der Konsumenten gegenüber Robotern. Dennoch lässt sich Prof. Ivanov zufolge eine zunehmende Ablösung menschlicher Arbeitskräfte durch RAISA-Technologien nicht verhindern. Dies bietet Unternehmen zugleich aber eine Chance, monotone Aufgaben zu automatisieren und den eigenen Service durch Neuverteilung der Arbeitskräfte zu erweitern und, trotz anfänglicher Widersprüchlichkeit im Kontext einer Automatisierung, engere, individuellere und anpassungsfähige Kundenbeziehungen aufzubauen.

Im Anschluss an beide Vorträge fanden ausgiebige Diskussionen mit Studierenden sowie dem Lehrstuhlteam statt, in denen Prof. Ivanov aus seiner persönlichen und wissenschaftlichen Erfahrung weitere spannende Einblicke in die RAISA-Welt gab. Die anhaltende Corona-Pandemie war ein zentrales Thema dieser Diskussionen, da häufig angenommen wird, dass sie die flächendeckende Anwendung von Robotern und künstlicher Intelligenz beschleunigen wird.

Wir bedanken uns an dieser Stelle nochmals herzlich für Prof. Ivanovs spannende Vorträge und freuen uns auf eine engere künftige Zusammenarbeit in der Forschung und Lehre. Prof. Ivanovs Gastprofessur wurde durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert und digital über Zoom gehalten.