Tagung: Krisen als Chance? Transformationsstrategien für die Regionalentwicklung

Das Zentrum für Entrepreneurship der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt veranstaltete in Kooperation mit der Initiative Regionalmanagement Region Ingolstadt e.V. (IRMA) am 02. April eine Tagung mit dem Thema „Krisen als Chance? Transformationsstrategien für die Regionalentwicklung“. An der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der KU konnten zu diesem Anlass ausgewählte Experten zu Fragestellungen der Raumentwicklung und regionaler Resilienz begrüßt werden. Iris Eberl, Leiterin der Geschäftsstelle von IRMA eröffnete die Tagung und wies dabei auf die Notwendigkeit regionaler Netzwerke im Rahmen von globalen und regionalen Herausforderungen hin.

Prof. Harald Pechlaner zeigte in seinen einführenden Worten anhand mehrerer Beispiele auf, wie scheinbare Krisen in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Zusammenhängen diskutiert werden. Er nannte dabei Finanz- und Wirtschaftskrisen, Demographiekrisen, unternehmerische und Unternehmenskrisen, ebenso wie die Klimakrise, politische Krisen oder auch beispielhaft die sogenannte „Dieselkrise“. Er unterstrich, dass Gefahren oder Risiken zu Krisen werden, wenn ein ungeplantes Ereignis eintritt, welches das Potenzial besitzt, die internen oder externen Strukturen zu schädigen.

Dr. Steffen Maretzke vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung stellte seine aufschlussreichen Studien im Bereich der Demographieentwicklung auf regionaler Ebene dar und analysierte die Ergebnisse. Eine Schlussfolgerung war für ihn, dass sich auch Regionen mit einer niedrigen Arbeitslosenquote in einer Krise befinden können. Solche Regionen sind häufig durch Abwanderung oder Überalterung von Schrumpfungsprozessen betroffen, denen sich die Bundes-Politik in der Kommission „Gleichwertiger Lebensverhältnisse“ in einem ressortübergreifenden Dialog stellt. Dieter Behrendt vom ISP Eduard Pestel Institut für Systemforschung, einem der renommiertesten Einrichtungen zur Erforschung, Messung und Bewertung regionaler Krisen- und Zukunftsfestigkeit, erläuterte anhand anschaulicher Beispiele die Bedeutung des Resilienzansatzes für die regionale Entwicklung. Für ihn ist die Auseinandersetzung mit Fragen der Resilienz und der Krisenfestigkeit einerseits ein in der Praxis der öffentlichen Verwaltung längst praktiziertes Thema – Notfallpläne für potenzielle Katastrophen liegen in den Schubladen der Behörden. Andererseits ist eine kompetente Kommunikation erforderlich, sodass mögliche negative Krisenszenarien richtig aufgefasst und in konstruktive Projekte und Maßnahmen überführt werden.

Dr. Michael Tretter, Department Manager Sustainability bei der MediaMarktSaturn Retail Group Ingolstadt, präsentierte die Vorgehensweise eines Handelsunternehmens in der Implementierung von Nachhaltigkeitspraktiken auf Unternehmensebene. Mit der Agenda 2030 und den „Sustainable Development Goals“ der Vereinten Nationen haben Unternehmen und Nachhaltigkeitsabteilungen einen wichtigen Leitfaden und eine Argumentationsgrundlage in der intra-organisationalen Umsetzung von Nachhaltigkeitsprojekten erhalten. Nicht zuletzt wünscht auch der Verbraucher in großer Mehrheit zunehmend Produkte, die den Grundsätzen glaubwürdiger Nachhaltigkeit entsprechen. Daniel Zacher, Mitarbeiter am Lehrstuhl Tourismus und Zentrum für Entrepreneurship präsentierte in seinen Ausführungen internationale Resilienz-Initiativen und stellte dabei Bezüge für mögliche Vorgehensweisen der Regionalentwicklung in Deutschland her. Auch wenn der Resilienz-Begriff in Deutschland schwerpunktmäßig in einem psychologischen Kontext verwendet wird, sind globale Initiativen wie die 100 Resilienten Städte der Rockefeller Stiftung (http://www.100resilientcities.org) ein möglicher Gradmesser dafür, Resilienz mehr aus einer Chancen- denn aus einer Risikoperspektive zu sehen.

In der abschließenden Podiumsdiskussion wurde zusammenfassend die Frage behandelt, was dazu beitragen kann, dass eine Region resilient bleibt oder wird. Deutschland hat in der Vergangenheit bewiesen, dass mit Krisen gut umgegangen wird, ein Beispiel in der Diskussion waren dabei die Reaktionen der Bundesregierung auf das Reaktorunglück in Fukushima oder auf verschiedene Hochwasserereignisse. Auch die Region Ingolstadt ist eine gesunde Region, so die Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Elke Christian. Mit der IHK, der Handwerkskammer oder der IRMA bestehen eingespielte Netzwerke, die sich auch mit Fragen der Resilienz auseinandersetzen. Und auch die Bürgermeister der Städte und Gemeinden sind täglich gefordert, Resilienz-Management zu betreiben, indem sie als Kommunikatoren die richtigen Akteure zusammenbringen und die Möglichkeiten der kommunalen Selbstverwaltung verantwortungsvoll über den Katastrophenschutz hinaus ausfüllen.

Krisen als Chance? Es geht auch darum, klar zwischen Krisen und Risiken zu unterscheiden. Man war überzeugt, dass ein Chancen-Management, welches die Risiken mitberücksichtigt, für die Regionalentwicklung angemessen wäre. Risiko-Management bedeutet, für den Fall der Fälle bei einem Kriseneintritt gerüstet zu sein und damit die Verletzbarkeit implizit zu reduzieren. Entscheidend ist im Rahmen von regionalen Transformationsstrategien eine klare Kommunikationsverantwortung nach innen und nach außen.

Informationen zur Veranstaltung auf den Seiten des Donaukuriers hier