Women in Tourism Scientific Conference: Madlen Schwing hält einen Vortrag zu Female Entrepreneurship in Deutschland und Israel

Vom 19.-21. April 2023 fand in Split/Kroatien die Women in Tourism Scientific Conference (WinT) unter dem Motto „Lessons Learned or Lessons Forgotten?” statt. Madlen Schwing (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Tourismus / Zentrum für Entrepreneurship) präsentierte im Rahmen eines Vortrags mit dem Titel „Women in entrepreneurship: Empirical insights from Germany and Israel and their potential for the tourism industry“ ausgewählte Ergebnisse einer Studie, die im Rahmen eines Masterprojektes von Lea Rauch zusammen mit Madlen Schwing und Hannah Zehren entstanden ist.  

Weltweit sind etwa 274 Millionen Frauen unternehmerisch tätig und leisten damit einen wichtigen Beitrag zu Wirtschaft und Gesellschaft. In Deutschland beispielsweise gründen Frauen ihre Start-ups häufig in Branchen wie der Mode-, Gesundheits-, Bildungs- und auch Tourismusindustrie. In Bezug auf den Tourismus ist Israel eine wichtige Destination und zudem bekannt für sein entrepreneurial mindset – ähnlich wie Berlin. Mit den Start-up-Hubs Berlin und Tel Aviv bieten Deutschland und Israel unternehmerische Ökosysteme, die Female Entrepreneurship aktiv fördern. Allerdings sind Female Entrepreneurs noch immer unterrepräsentiert, was sich für beide Volkswirtschaften nachteilig auswirken kann.  

Vor diesem Hintergrund und der zugrundeliegenden Forschungsfrage nach den besonderen Erfolgsfaktoren deutscher und israelischer Entrepreneurinnen sowie dem Einfluss landesspezifischer Strukturen konnte der Vortrag nachfolgende Aspekte verdeutlichen: 

Theoretischer Hintergrund zu Entrepreneurship und Female Entrepreneurship  

Entrepreneurship kann als Prozess der Entwicklung und Nutzung einer Idee in einem neuen oder bestehenden Unternehmen verstanden werden, mit dem Ziel, innovative Produkte oder Produktionsmethoden einzuführen und somit das Geschäftsumfeld zu verändern. Die Motivation von Frauen zur Unternehmensgründung ist vielfältig und häufig unterschiedlich im Vergleich zu Männern, da Entrepreneurinnen sowohl soziale als auch wirtschaftliche Ziele in den Vordergrund stellen. Zudem werden sie als nachhaltiger und resilienter wahrgenommen. Aufgrund von Geschlechterstereotypen und Vorurteilen in dem von Männern dominierten Bereich des Entrepreneurship stehen Frauen vor größeren Herausforderungen, wie z. B. dem Zugang zu Risikokapital. Zudem haben sie größere Angst vor dem Scheitern, weniger wichtige Geschäftskontakte und kleinere berufliche Netzwerke. Darüber hinaus werden sie von den Rahmenbedingungen ihres Landes beeinflusst.  

Female Entrepreneurship in Deutschland und Israel: Gemeinsamkeiten und Unterschiede 

Basierend auf qualitativen Interviews mit Expertinnen sowohl in Deutschland, als auch in Israel konnten einige Gemeinsamkeiten zwischen Entrepreneurinnen aus beiden Ländern identifiziert werden. So sind sie in erster Linie intrinsisch motiviert und lassen sich von einem nachhaltigen purpose und einer Vision leiten. Sie haben von ihrer frühen Sozialisation profitiert, die ihnen ein entrepreneurial mindset vermittelt hat. Wertvolle Unterstützung kam von organisch gewachsenen, geschlechterheterogenen Netzwerken, die dazu beigetragen haben, geschlechterspezifische Einschränkungen auszugleichen. Das weibliche Geschlecht hat auch Vorteile, wie beispielsweise die Möglichkeit, spezifische Unterstützung für Frauen zu erhalten, und das Paradoxon, gut auszusehen und gleichzeitig durchsetzungsfähig und qualifiziert zu sein. In beiden Ländern gibt es zudem historisch gewachsene, für Frauen schwer zu erreichende männliche Netzwerke.  

Wesentliche Unterschiede ergeben sich aus dem länderspezifischen Kontext. Während in Deutschland ein niedriger Digitalisierungsgrad und ein geringer Anteil an Frauen in männer-dominierten Industrien (z. B. Technologiebranche) besteht, gibt es in Israel ein großes Interesse an der Förderung von Technologiegründungen und der Exposition in männlich-dominierten Bereichen, was durch die Wehrpflicht für Frauen und Männer gefördert wird. Hingegen existieren wenige Finanzierungsmöglichkeiten für kleine, meist von Frauen gegründete, nicht-technologische Unternehmen (z. B. im Gastgewerbe). 

Implikationen für den Tourismus 

Um allgemein Female Entrepreneurship zu fördern, muss die Sichtbarkeit von Frauen weiter verbessert werden. Die Förderung von kleinen, nicht-technologischen Geschäftsideen ist für die Tourismusbranche von großer Bedeutung, da Frauen bereits einen großen Teil des Personals ausmachen. Neugründungen im Tourismus sind oft nachhaltigkeitsbezogen, da die Branche unter Druck steht, nachhaltiger zu werden. Daher kann die Unterstützung von Entrepreneurinnen ein großes Potenzial für Tourismusmanager darstellen. 

Weitere Informationen zur WinT-Konferenz sind hier zu finden: https://www.iztzg.hr/en/wintconference/