Dies Academicus an der KU mit Aufbruchstimmung

Wohlwollen und enge Verbundenheit mit der KU sowie Zuversicht prägten die Festreden zum diesjährigen Dies Academicus in der vollbesetzten Aula der Universität. Dieser stand zwar vor allem durch den Festvortrag des Klimaforschers Prof. Dr. Hartmut Graßl unter dem Titel „Klimawandel“, jedoch war an der positiven Stimmung des Tages zu spüren, dass sich das Klima auch an der KU gewandelt hat. „Hinter uns liegt ein bewegtes, jedoch schlagzeilenfreies Jahr“, resümierte daher KU-Präsidentin Prof. Dr. Gabriele Gien in ihrer Ansprache vor zahlreichen Gästen aus Politik, Kirche, Wirtschaft und Wissenschaft.

Sie charakterisierte 2015 als „Rekordjahr in vielfacher Hinsicht“: Mit fast 5500 Studierenden an beiden Standorten der KU verzeichnet die Universität im laufenden Wintersemester so viele Kommilitonen wie nie zuvor. Zudem habe es eine beachtliche Steigerung an Drittmitteln gegeben, die sich in den vergangenen sechs Jahren mehr als verdoppelt hätten. Einen weiteren „Rekord“ bescherte der KU der kirchliche Träger durch eine Steigerung des Haushalts um dauerhaft 5,5 Millionen Euro jährlich. „Dies bedeutet großes Vertrauen und natürlich große Erwartungen. Ich danke für diese großartige Unterstützung“, so Gien. Die Mittel sollen zum einen genutzt werden, um die KU weiter hin zu einer ausgezeichneten, internationalen Forschungsuniversität zu entwickeln. Zum anderen wolle die KU den eingeschlagenen Weg der Persönlichkeitsentwicklung für Studierende nicht aus den Augen verlieren und diesen strukturell durch ein Student Development Center strukturell verankern. „Die KU stellt sich in Forschung und Lehre den globalen Herausforderungen und sieht diese als ein Proprium ihres Profils an. Themen wie Nachhaltigkeit, Flucht und Migration, Religion und Gesellschaft, Gerechtigkeit und Verantwortungsdiskurse sind nur einige Bereiche, die zeigen, in welch wichtiger Rolle sich unsere Universität bei der Bewältigung der globalen Herausforderungen sieht.

Der Vorsitzende des Stiftungsrates, Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger, rief in seiner Ansprache noch einmal in Erinnerung, dass Papst Franziskus beim jüngsten Ad-Limina-Besuch der deutschen Bischöfe den hohen Wert der KU als einzige Katholische Universität im deutschen Sprachraum betont habe und ein entsprechenden Einsatz der gesamten Bischofskonferenz wünschenswert wäre.  „Der Ball liegt nun im Spielfeld der Bischöfe. Die bayerischen Bischöfe haben bereits verstanden und eine Erhöhung der Finanzierung beschlossen“, so Losinger. In seiner Predigt zum Fest-Gottesdienst hatte er zuvor  dazu ermuntert, dass Christen ihren Glauben deutlicher in die Öffentlichkeit tragen sollten. Der gegenwärtige Flüchtlingszustrom fordere die Christen heraus, sich zu fragen: „Sind wir in der Lage, Antwort zu geben, wenn tiefgläubige Muslime von uns wissen wollen, was unsere Hoffnung ausmacht?“ Wo gerade junge Menschen keine Antworten mehr auf Sinnfragen bekämen, „entsteht geistige Not und die Gesellschaft gerät in Schieflage“, fügte der Weihbischof hinzu. Die Herausforderung bestehe besonders in der Bildung und im akademischen Bereich, erklärte der Weihbischof. Es gehe nicht nur um die Theorie eines «K-Profils», sondern um die Frage, was die Christen im Innersten halte und trage.

Als Vertreter des Freistaates stellte Bernd Sibler (Staatssekretär im Ministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst) fest: „Man spürt, dass ein Ruck durch diese Universität gegangen ist.“ Die gemeinsame Delegationsreise nach China, an der auch KU-Präsidentin Gien teilnahm, habe gute Gelegenheit zum Austausch geboten. „Ich glaube, Sie haben gute, wenn nicht gar goldene Zeiten vor sich. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten“, so Sibler.

Auch der Vorsitzende des Studentischen Konvents, Frietjof Rehfuss, konstatierte einen absehbaren Klimawandel an der KU vor dem Hintergrund der im nächsten Jahr anstehenden Präsidentenwahl. „Die KU ist zwar keine große Universität, sie kann aber in Nischen Großes tun“, so Rehfuss.

Seinen Festvortrag stellte Prof. Dr. Hartmut Graßl (emeritierter Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie) unter den Titel „Klimawandel – Die Schöpfung im Anthropozän“ und nahm gleichzeitig Bezug auf die jüngst veröffentlichte Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus. Vor dem Hintergrund der laufenden Weltklimakonferenz in Paris schilderte Graßl, dass die dort anstehenden Entscheidungen Auswirkungen bis ins Jahr 2300 hätten. Denn Kohlendioxid, dessen verminderter Ausstoß durch Industrie und Bevölkerung ein Kernthema der Konferenz ist, bleibe sehr lange in der Atmosphäre erhalten. „Wenn wir das Ziel von einer maximalen Klimaerwärmung um zwei Grad Celsius erreichen wollen, müssen 80 Prozent der fossilen Brennstoffe in der Erdkruste verbleiben“, erklärte Graßl. Eine Trendwende sei beispielsweise dann zu erwarten, wenn Strom aus Photovoltaik günstiger angeboten werden könne als solcher aus Kohlekraftwerken. Beeindruckt zeigte sich Graßl von der Enzyklika Laudato Si: „Die Enzyklika ist ein leidenschaftlicher Appell an uns Menschen, die Natur als Mitwelt zu verstehen und sie nicht länger auszubeuten.“ Bemerkenswert sei es, dass der Papst dafür plädiere, keine Grenzen zu anderen Religionen zu ziehen, um diesen Themenkomplex anzugehen. Graßl beschrieb die Klimapolitik als verbindendes Element zwischen den großen Mächten mit Potenzial zum wesentlichen Pfeiler einer globalen Friedenspolitik. Die Klimakonferenz von Paris bezeichnete  Graßl als „globalen Demokratietest“, denn man sei noch nie so nach an einer Weltinnenpolitik gewesen, weil die Zivilgesellschaft in Sachen Klimawandel Druck auf die Politik ausgeübt habe.

Beim Festakt wurden wieder traditionell Absolventen und Nachwuchswissenschaftler  für ihre Leistungen geehrt. Erstmals wurde auch ein Preis für innovative Lehre verliehen. Details zu den Arbeiten der Preisträger finden sich in der Broschüre zum Dies Academicus.

Ihren Teil zur guten Atmosphäre des Tages trug – neben der Moderation des Festaktes durch die Studentin Lorna Bowden – auch die virtuos präsentierte musikalische Begleitung des Tages bei, für die beim Gottesdienst in der Schutzengelkirche ein Ensemble und ein Chor mit Kommilitonen und Mitarbeitern unter der Leitung von KU-Vizepräsident Prof. Dr. Markus Eham sorgte, sowie das A-cappella-Ensemble „EI-VOX“, das auf lockere Art einen willkommenen Gegenpol zur sonst eher getragenen Stimmung solcher Festakte darstellte.