Forschungsreise des Lehrstuhls nach Südbrasilien im Herbst 2025

Im Herbst 2025 unternahmen vier Mitglieder des Lehrstuhls für Deutsche Sprachwissenschaft, Sebastian Kürschner, David Hünlich, Kerstin Dierolf und Chiara Rastelli, eine Forschungsreise nach Südbrasilien. Vom 27. September bis 8. Oktober 2025 standen internationale Besuche, Vorträge und der Aufbau wissenschaftlicher Kooperationen im südlichsten brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul im Mittelpunkt.

Die Reise knüpfte an einen zentralen Forschungsschwerpunkt des Lehrstuhls an: die Untersuchung des Deutschen im Sprachkontakt, insbesondere in den deutschsprachigen Siedlungsgebieten Südbrasiliens. Das Zentrum für Forschungsförderung der KU unterstützte die Reise durch eine proFOR+ Kleinförderung des akademischen Nachwuchses am Lehrstuhl.

 

Kooperationen in Pelotas

Die Reise begann mit einem mehrtägigen Aufenthalt an der Universidade Federal de Pelotas (UFPeL). Dort erfolgte ein Austausch mit dem Team und Studierenden von Prof. Dr. Lucas Löff Machado, einem ehemaligen Doktoranden von Prof. Dr. Sebastian Kürschner, und Prof. Dr. Luciane Leipnitz. Die Gespräche dienten der Vertiefung gemeinsamer Forschungsinteressen zu deutschsprachigen Varietäten in Brasilien und der Vorbereitung künftiger Projekte im Bereich der Variationslinguistik und Sprachkontaktforschung. 

 

Teilnahme an der internationalen Tagung „German Abroad 6“

Vom 1. bis 3. Oktober 2025 nahmen die Lehrstuhlmitglieder an der Tagung „German Abroad 6: Extraterritoriale Varietäten des Deutschen weltweit“ an der Universidade Federal do Rio Grande do Sul (UFRGS) in Porto Alegre teil. 

Die Konferenz widmete sich den Besonderheiten deutschsprachiger Sprachminderheiten weltweit, mit einem Fokus auf Sprachkontaktsituationen, kommunikative Praktiken und die zugrunde liegenden soziokulturellen Faktoren.

Plenarvorträge hielten Prof. Dr. Alfred Lameli (Direktor des Forschungszentrums Deutscher Sprachatlas, Philipps-Universität Marburg), Dr. Göz Kaufmann (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg), Prof. Dr. Hans Boas (University of Texas at Austin) und Prof. Dr. Alexandra Lenz (Universität Wien).

Die Beiträge des Eichstätter Lehrstuhls basierten auf aktuellen Analysen des ALMA-B-Korpus, das Sprachmaterial deutschsprachiger Minderheiten in Südbrasilien umfasst und seit Kurzem in inventarisierter Form vorliegt. ALMA (Atlas Linguístico-Contatual das Minorias Alemãs) ist ein internationales Forschungsprojekt zur Dokumentation und Analyse deutschsprachiger Minderheiten in Brasilien; der Teilbereich B konzentriert sich auf Varietäten, die aus den historischen Gebieten Bayerns und Böhmens stammen.

Präsentiert wurden folgende Beiträge aus den aktuellen Forschungsprojekten:

  • Chiara Rastelli: „Das Bairische in São Bento do Sul“

  • Sebastian Kürschner: „Kua oder Kou ‚Kuh‘? Die Realisierung der Diphthongvariable mittelhochdeutsch ie, uo, üe im Bairischen von São Bento do Sul (Santa Catarina, Brasilien)“

  • David Hünlich: „Das Deutsche in Brasilien mit böhmischem Migrationshintergrund: Struktur, Variation und Kontakt (ALMA-B)“

  • Kerstin Dierolf: „Lexikalische Entwicklung bei Nachfahren böhmischer Auswanderer in Brasilien im Vergleich“

     

Workshop und Vernetzung

Im Anschluss an die Konferenz fand ein Workshop zum ALMA-Projekt statt, der der Vernetzung laufender Forschungsarbeiten diente. Die Hälfte der Teilnehmenden gehörte zum wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland und Brasilien. Ziel war es, theoretische Zugänge und empirische Methoden abzugleichen, Synergien zwischen den Forschungsgruppen zu identifizieren und Perspektiven für längerfristige Kooperationen zu entwickeln.

 

Die Reise bot insgesamt zahlreiche Gelegenheiten zur fachlichen und persönlichen Vernetzung mit Expertinnen und Experten aus der internationalen Sprachkontaktforschung und trug dazu bei, die brasilianisch-deutschen Forschungsbeziehungen weiter zu vertiefen.