Fünf junge Start-up-Gründerinnen aus Afrika trafen im Sommersemester 2024 an der WFI auf 18 Masterstudierende, um gemeinsam an ihren nachhaltigen Geschäftsmodellen zu arbeiten und ihre Unternehmen effizienter zu gestalten. Den Rahmen für dieses ungewöhnliche Lernformat bietet das Seminar „Social Innovation“, fester Bestandteil im Curriculum des Masterstudiengangs „Entrepreneurship and Innovation“. Den Kontaktpunkt bildet Prof. Dr. André Habisch, Professor für Christliche Sozialethik an der KU, und im Ehrenamt Kuratoriumsvorsitzender der Bayer Foundation und Mitgründer von SISTAC.
Die Gründerinnen aus Afrika waren zuvor von der Bayer Foundation mit dem „Women Empowerment Award“ ausgezeichnet worden, der neben einem Preisgeld die Möglichkeit zum fachlichen Austausch beinhaltet. Ziel des Awards ist es, Gründerinnen aus dem Globalen Süden bei der erfolgreichen Verwirklichung ihrer Social-Impact-Geschäftsideen zu unterstützen, wobei „Social Impact“ für eine besondere Orientierung der Geschäftsziele an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen steht. Die teilnehmenden Start-ups nehmen die elementaren Bereiche Ernährung und Gesundheit in den Blick : So hat sich die „Iriba Water Group“ zum Ziel gesetzt, den Zugang zu sauberem Trinkwasser in Gegenden mit sehr geringem Einkommen in Ruanda zu verbessern. Und „Zuri Health“ möchte einen einfacheren Zugang zur Gesundheitsversorgung auf dem Land schaffen. Um diese Ziele zu erreichen, ist ein funktionierendes Geschäftsmodell eine wichtige Voraussetzung.
Im „Social Innovation“-Seminar an der WFI setzten sich die Studierenden daher mit den Geschäftsmodellen der Start-ups auseinander und identifizierten Bereiche, in denen sich die Modelle noch verbessern ließen. Die Kooperation mit den BWL-Studierenden ist nur einer von vielen Teilen der Unterstützung im Rahmen des „Women Empowerment Award“, aber ein sehr wertvoller, wie Prof. Dr. André Habisch erklärt: „Die Arbeit der Studierenden beginnt mit der Analyse der Geschäftsmodelle, geht aber weit darüber hinaus. Für Punkte, die sie als verbesserungswürdig identifizieren, entwickeln sie ein Minimum Viable Produkt, also einen Prototypen ihres Lösungsvorschlags, den sie dann mit den realen Kundengruppen oder Zulieferern der Start-ups testen.“ Dieses Vorgehen hilft den Studierenden, ihre Lösungsvorschläge stellenweise noch zu optimieren, bevor sie sie am Ende ihren Start-up-Partnerinnen vorstellen.
Beim Social Innovation Bootcamp in Ingolstadt lernten sich Studierende und Unternehmerinnen Ende April 2024 persönlich kennen – eine wichtige Grundlage für die Zusammenarbeit in den folgenden Monaten. „Mit den Gründerinnen hat es von Anfang an persönlich gematched. Wir haben uns super verstanden und das Thema ist sehr spannend, weil wir damit wirklich einen sozialen Impact schaffen können. Mit dem Projekt helfen wir Farmern in Afrika, das Problem der Korruption bei der Finanzierung zu umgehen und leichter an Bankkredite zu gelangen, um ihre Farm finanzieren zu können“, schildert KU-Student Florian Thoma.
Auch Daisy Isiaho, Co-Founder and Chief Product Officer bei „Zuri Health“ freut sich über den gemeinsamen Projektstart an der KU: „I am so excited to be here today in Ingolstadt in cooperation with Bayer Foundation, SISTAC and the students just to empower and share some of our perspectives, our journey as young women founders who have impactful solutions and working and running business in Africa.” Es sei schön zu sehen, wie alle zusammenarbeiten, um Ideen zu teilen, Innovationen auf den Weg zu bringen und gemeinsam eine kollaborative, nachhaltige Zukunft aufbauen zu können.
André Habisch betont, dass beide Seiten von Austausch und Kooperation profitieren: „Die Gründerinnen erhalten kostenlos hochwertige Business-Consultation von den Studierenden und können so ihr Geschäftsmodell voranbringen. Die Studierenden werden dadurch motiviert, dass sie mit ihren Kenntnissen aus dem Studium einen echten Unterschied für die Menschen in den Zielregionen machen können. Darüber hinaus lernen sie Entrepreneurship aus erster Hand kennen und entwickeln wichtige Skills wie Problemlösung, interkulturelle Kommunikation und Projektmanagement.“ Das Seminar „Social Innovation“ sei damit ein Paradebeispiel für einen lösungsorientierten bidirektionalen Wissenstransfer: Praxiswissen der Projektpartnerinnen aus Afrika und theoretische wie praktische Kenntnisse, die die Studierenden an der KU erlangt haben, fließen zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen zusammen.
Über SISTAC hat das Lernformat, das zunächst an der KU erprobt wurde, inzwischen auch andere Universitäten auf unterschiedlichen Kontinenten erreicht. So bietet die Purdue University im US-amerikanischen Indiana demnächst einen ähnlichen Kurs an, auch an der Asia Pacific University in Malaysia wird das Format geplant. Partnerschaften mit der Santa Clara University in Kalifornien und der University of Leeds im Vereinigten Königreich bahnen sich ebenfalls an, wie Dr. Eva Wack, Geschäftsführerin der SISTAC und ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin an der WFI, berichtet: „Unser Wunsch ist es, noch mehr Universitäten ins Boot zu holen, damit wir zusammen noch mehr bewegen können.“