Im Rahmen des Transformative Design Space (TDS) entsteht das Projekt „DER ROTE TEPPICH“, bei dem eine Vielzahl von textilen Wandobjekten entworfen sowie verwirklicht und zu einem großformatigen Wandteppich zusammengefügt werden. Studierende der Kunstpädagogik entwickeln eigene Entwürfe und beziehen weitere Mitwirkende in die Realisierung mit ein.
Die Ausstellung ist vom 26. Juni bis 31. Oktober 2025 zu sehen:
Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt
Residenzplatz 7, 85072 Eichstätt
Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen von 10.30 bis 17.00 Uhr.
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Der Mehrwert des kooperativen Arbeitens liegt in der Schaffung eines Projekts, das über ästhetische Qualitäten hinausgeht. Das Verknüpfen individueller Entwürfe zu einem Gesamtkunstwerk fördert das Verständnis für Teamarbeit und generiert neue Perspektiven und Ideen, die in einem rein individuellen Arbeitsprozess kaum entstehen könnten. Der Wandteppich wird so zu einem Symbol für die Kraft des gemeinschaftlichen Handelns und kreativen Austauschs.
In Workshops und Gesprächen, die von der Projektleitung und den Studierenden unter anderem in Kindertagesstätten, Schulen, Seniorenheimen und in Kooperation mit Museen, Initiativgruppen, Tierschutzvereinen, dem Caritasverband, den
Auerbacher Schulschwestern sowie mit Familien und Freundes kreisen durchgeführt wurden, boten sich Möglichkeiten, handwerkliche und künstlerische Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen. Dabei wurde nicht nur die Kreativität
gefördert, sondern auch der interkulturelle und soziale Austausch intensiviert. Die Ergebnisse der gestalterischen Arbeiten finden ihre Präsentation direkt an den jeweiligen Entstehungsorten, wodurch eine Verbindung zwischen Schaffenden und Betrachtenden entsteht.
Die Ausstellungsreihe beginnt im Domschatz- und Diözesanmuseum Eichstätt, wo „DER ROTE TEPPICH“ zusammen mit dem historisch bedeutenden Wandteppich mit Szenen aus dem Leben der Hl. Walburga präsentiert wird. Insgesamt möchte das Projekt sozialen Zusammenhalt, kulturelle Vielfalt und kreative Dialoge fördern, indem es die Möglichkeiten des gemeinsamen Wirkens und der Interaktion in einem offenen, inklusiven Raum betont.
Für die Herstellung der textilen Kunstwerke werden ausschließlich bereits gebrauchte Materialen wiederverwendet.
01 | Linna Gross | Lebensader
Interdisziplinärer Bachelor Kunstpädagogik, Kunstgeschichte und Philosophie,
3. Semester Textilgarn gehäkelt und gestickt
2024/25
Das Pulsieren des Lebens, all das, was Menschen verbindet, wie Gespräche, Trauer und Trost, zieht sich im ständigen Wandel durch das Leben eines jeden Menschen, wie eine pulsierende Ader. Während diese von Zeit zu Zeit stark anschwillt, präsentiert sie sich in anderen Momenten zaghafter. Die Lebensader wird von verschiedenen Seiten gespeist und gibt anderswo wieder etwas an ihre Umwelt ab. So werden Verbindungen zwischen den Menschen hergestellt.
Das recycelte Material des Textilgarns, das aus getragenen Lieblingskleidungsstücken verschiedener Personen hergestellt wurde, steht im übertragenen Sinne für die Vernetzung der Menschen im Allgemeinen.
02 | Madita Rathje | Knoten
Lehramt Grundschule, 5. Semester
in Zusammenarbeit mit Brustkrebsbetroffenen
Wolle geknüpft, gehäkelt, gewebt, gestickt
2024/25
Dieser Teppich zeigt eine Abstraktion einer Lichtbildmikroskopie von einer Brustkrebszelle. Beeindruckend wie etwas, das so viel Schrecken verbreitet, ebenso faszinierend sein kann, oder? Neben dem gewählten Motiv sind außerdem persönliche Texte von Frauen, bei denen Brustkrebs diagnostiziert wurde, Teil dieses Kunstwerks. Die Texte sind innerhalb von textilen Knoten in den Teppich eingearbeitet und ertastbar. Um nicht nur auf diese Krankheit auf-merksam zu machen, sondern zusätzlich Aufklärung leisten zu können, wird dieses Werk von der Brustkrebsorganisation Pink Ribbon durch das Bereitstellen von Infor-mationsmaterialien unterstützt. „Hinfühlen statt Wegsehen. Brustkrebs-Früherkennung kann Leben retten“ (Pink Ribbon).
03 | Dorothee Geitner | Herzgewebe
Lehramt Grundschule, 7. Semester
in Zusammenarbeit mit der Seniorentagesstätte des Auhofs Hilpoltstein
Filz, Wolle geknüpft, gehäkelt, Obstnetze, Stoff, Perlen
2024/25
Das Werk erinnert an eine mikroskopische Gewebeaufnahme und lädt dazu ein, genau hinzusehen und die Details der verschiedenen Materialien zu entdecken. Es darf ebenso tastend entdeckt werden. Jedem Menschen soll es so die Möglichkeit bieten, an Kunst teilzuhaben. In diesem Sinne ist im Teppich die Arbeit der Seniorinnen und Senioren des Auhofs Hilpoltstein mit derjenigen der Studentin verwoben und soll somit einen Zugang zur Kunst für Menschen mit Behinderung aufzeigen. Das Körpergewebe, das uns als Einzelne zusammenhält, heißt in der Gemeinschaft Solidarität, Empathie und Herz.
04 | Silke Auctor | Was bleibt
Interdisziplinärer Bachelor Kunstpädagogik, 6. Semester
Luftmaschen gehäkelt, Stickerei
2024/25
Ein Koffer und ein Kuscheltier. Das ist was mein Opa aus Waroshlöd in Ungarn mitnahm, als er im zweiten Weltkrieg fliehen musste. Das und die Erinnerungen ans Kühehüten oben am Hügel und die Erdmännchen, die ihn neugierig beobachteten. Den Waroshlöder Dialekt hatte er irgendwann vergessen.
Was uns blieb, meiner Mutter, meiner Schwester und mir, sind seine Hände. Die drahtigen, faltigen Hände mit den blauen Adern darauf, die er uns vererbt hat.
Wenn alle Zeit vergeht,
Alles Glas längst zerbrochen ist,
Dann bleiben uns diese Hände, Mama,
Die uns zusammenhalten,
Die ansähen,
Für Generationen danach.
05 | Lea Klar | Der Blumenstrauß
Lehramt Grundschule, 7. Semester
Wolle gehäkelt, gestrickt
2024/25
Der Teppich „Der Blumenstrauß“ lädt dazu ein, über die Kraft kleiner Gesten nachzudenken. Ein Blumenstrauß symbolisiert Wertschätzung, Freude und besondere Momente. Die handgefertigten Stick- und Häkelarbeiten verdeutlichen, dass auch kleine Gesten Pflege und Aufmerksamkeit erfordern, um ihre Wirkung zu entfalten. In seiner farbenfrohen Gestaltung erinnert der Teppich daran, dass Momente der Anerkennung und Dankbarkeit unsere Wege erhellen. Wie ein Blumenstrauß zum besonderen Anlass überreicht wird, lädt der Teppich dazu ein, innezuhalten, Schönheit im Vergänglichen zu erkennen und die kleinen Freuden des Lebens bewusster wahrzunehmen.
06 | Sonja Kammermeier | Rote Gedichte
Lehramt Realschule, 5. Semester
Wolle (Strickliesel), Samtstoff, Fotopapier (laminiert), Schraube, Muttern, Unterlegscheiben, Holzspieße, Klebeband
2024/25
Die Farbe Rot ist eine Farbe, die stark emotional aufgeladen ist und mit vielen, auch konträren, Gefühlen verbunden wird. Zu den Gefühlen Wut, Liebe, Freude und Leidenschaft habe ich selbst jeweils ein Gedicht geschrieben. So werden Lyrik und bildende Kunst in diesem Werk vereint. Die Gedichte sind auf Fotopapier gedruckt und laminiert. Die Tropfenform der Gedichte, die sich zu einer Art Blume zusammenfügen, dient dazu, den Gefühlsausdruck zu verstärken im Sinne der Redewendung „Blut, Schweiß und Tränen“. Der interaktive Teil des Werks besteht darin, dass die Betrachter und Betrachterinnen die Gedichte drehen können, sodass sie diese passend zu ihrem aktuellen Gefühlsempfinden oder Interesse lesen können. Das hierfür nötige Drehlager entstand in Zusammenarbeit mit meinem Vater, wobei ich im generationsübergreifenden Austausch handwerkliches Know-how dazugewinnen konnte.
07 | Mona Winzer | Fanni
Interdisziplinärer Bachelor Kunstpädagogik, 5. Semester
Wolle geknüpft, gewebt, gestickt, gehäkelt
2024/25
Von werdenden Großmüttern, die Baby-mützen häkeln, über Töchter, die für ihre Väter Weihnachtssocken stricken, zu Abenden, an denen gemeinschaftlich an einem Projekt gearbeitet wird – Handarbeiten verbinden Generationen.
So auch in meiner Familie – der Teppich ist eine Hommage an seine Namensvetterin, meine Großmutter, die gern selbst entworfene Muster geknüpft, Patchwork-Decken hergestellt und ihre handwerklichen Fertigkeiten mit ihren Töchtern geteilt und an sie weitergegeben hat. Er verbildlicht mit verschiedenen Gestaltungstechniken geschätzte Erinnerungen an eine geliebte Person.
08 | Jennifer Kuntzsch | Herzblut
Lehramt Mittelschule, 5. Semester
Wolle geknüpft und gestickt
2024/25
Herzblut zeigt eine Hand, die ein Herz hält – ein Symbol für Kreativität, Leidenschaft und Hingabe. Hände sind die ersten Werkzeuge des künstlerischen Ausdrucks, doch jede Leidenschaft trägt auch das „Leiden“ in sich. Die Zeit, Kraft und Gesundheit, die in kreative Prozesse fließen, bleiben oft verborgen, während das vollendete Werk im Mittelpunkt steht. Im Gegensatz dazu liegt das Herz hier offen in den Händen – ein Sinnbild für die Opfer, die hinter wahrer Leidenschaft stehen. Der farbenreiche Hintergrund unterstreicht, dass Kreativität in jeder Umgebung gedeihen kann, unabhängig von den äußeren Umständen.
09 | Annalena Biber | Weiche Liebe
Lehramt Realschule, 4. Semester
Wolle geknüpft
2024/25
Bei der Frage, an was man als Erstes denkt, wenn man sich die Farbe Rot vorstellt, war mein Gedanke „Liebe“. Diese Idee war der ausschlaggebende Aspekt, den Schriftzug „Love“ in den Teppich einzubinden. Da Liebe vielseitig und Facettenreich ist, besteht auch dieser Teppich aus verschiedenen Rottönen, die das Thema Liebe umschreiben.
10 | Silke Auctor | Wo ich bin
Interdisziplinärer Bachelor, 6. Semester
Partizipatives Projekt in Zusammenarbeit mit Jugendlichen des Wohnprojekts Gaimersheim der Praxis Rölz (Praxis für systemische Therapie und ambulante Hilfen)
Gefärbter Stoff
2024
Die Jugendlichen zu Ihren Motiven:
“Ich wünsche mir Frieden für Hazara. Dass es wieder so aussieht wie in meinem Bild.”
“Ich denke an meine Familie. Wir waren glücklich, als wir einen Ausflug in die Berge gemacht haben.”
“Du trägst die Bürden deines Vaters für einige Meter und willst aufgeben. Er hat sie sein ganzes Leben lang getragen.”
“Das Leben ist wie eine lange Straße. Wenn Schwierigkeiten kommen, springst du darüber.”
11 | Sonja Kammermeier | Rote Gefühle
Lehramt Realschule, 5. Semester
in Zusammenarbeit mit der Staatlichen Realschule Neuburg a. d. Donau, Klasse 6f
Stoffe, Farbe
2024/25
Die Farbe Rot ist eine starke Farbe, die auch mit starken Gefühlen verbunden wird. Zu den Gefühlen Wut, Liebe, Freude und Leidenschaft habe ich selbst jeweils ein Gedicht geschrieben. Um mit diesen Gedichten weiterzuarbeiten, habe ich zusammen mit der Klasse 6f an der Staatlichen Realschule Neuburg a. d. Donau und ihrer Kunstlehrerin Frau Anja Echerer eine Unterrichtseinheit angeleitet. In dieser Unterrichtseinheit durften die Schüler auf Basis meiner Gedichte und mit dem Fokus auf die Farbe Rot Stoffstücke bemalen. Jeder Schüler wählte als Inspiration für sein Einzelkunstwerk eines der Gedichte und visualisierte seine Assoziationen dazu auf seinem Stoffstück. Die Schüler zeigten ihre Kreativität durch vielfältige Umsetzungsarten, von abstrakten Kompositionen hin zu romantischen Sonnenuntergängen und vieles mehr. Die vielen Einzelkreationen habe ich dann zu einem großen Gesamtkunstwerk vereinigt, welches nun Teil des roten Teppichs werden durfte.
12 | Maria Anna Mayr | Wie eine gestrickte rote Socke zu einem Kunstwerk wird
Stramin und Wolle gestickt, gestrickt
2024/25
Aus dem Alltäglichen wird Kunst: Eine rote Socke, aufgelöst in ihre drei Bestandteile – Ferse, Mittelteil und Spitze – wird zum Ausgangspunkt einer ungewöhnlichen Komposition. Auf einem roten Untergrund arrangiert, verlieren die Teile ihre ursprüngliche Funktion und gewinnen neue Bedeutung als Elemente eines ästhetischen Spiels mit Form, Farbe und Material. Die kräftigen Farben von Rosa über Orange bis Dunkelrot verbinden sich mit der Struktur des Strickwerks zu einem vielschichtigen Relief, das sowohl Ordnung als auch dynamische Vielfalt ausstrahlt. Dieses textile Arrangement ist Teil des größeren Gesamtkunstwerks „Der Rote Teppich“, in dem das Alltagsobjekt, die Socke, auf poetische Weise transformiert wird und Fragen nach Identität und Erinnerung stellen.