Aurora von Königsmarck (1662–1728) war das unerreichte und umschwärmte Vorbild einer galanten Dame und die bedeutendste Dichterin dieser Epoche im deutschsprachigen Raum. Von 2025 bis 2028 fördert die DFG ein an den Universitäten Würzburg und Eichstätt sowie der TU/ULB Darmstadt angesiedeltes Projekt zur Herausgabe ihres literarischen Werks und einer Auswahl ihrer Korrespondenzen.
Abb. 1: Johan David Swarz: Grevinnan Aurora Königsmarck, Östergotlands Museum, Linköping, Schweden, Foto: Isabelle Stauffer
Die deutsch-schwedische Gräfin Maria Aurora von Königsmarck (1662–1728) gilt im deutschsprachigen Raum als das unerreichte und umschwärmte Vorbild einer galanten Dame. Aus einem mächtigen Geschlecht des schwedischen Hochadels stammend, wurde sie eine Mätresse Augusts des Starken. Ihr gemeinsamer Sohn war Moritz von Sachsen, der spätere Marschall von Frankreich.Schließlich wurde sie Pröpstin des reichsfreien Damenstifts Quedlinburg und vertrat längere Zeit das Amt der Äbtissin.
Als Organisatorin und Mittelpunkt von höfischen und galanten Festen sowie als Musikerin und als Schauspielerin, galt sie als die, wie Voltaire es fasste, „berühmteste Frau zweier Jahrhunderte“. Nicht zuletzt war sie aber auch eine galante Dichterin von höchstem Rang, schrieb weltliche und religiöse Lyrik, Dramen, autofiktionale Erzähltexte und literarische galante Briefe auf Deutsch, Französisch, Italienisch, Schwedisch und Latein. Ihre Korrespondenzpartner waren Könige und Fürsten oder Gelehrte wie Carl XII. von Schweden, Friedrich Wilhelm I. von Preußen, Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, August der Starke, Gottfried Wilhelm Leibniz und August Hermann Francke.
Abb. 2: Brief von Aurora von Königsmarck an König Karl XII. von Schweden, Quedlinburg, 25.10.1708, Niedersächsisches Landesarchiv Stade, Rep. 5a, 108.
Heute ist ihr facettenreiches Werk, das auf das engste mit der galanten Lebenswelt verbunden war, kaum mehr erkennbar. Die Drucke erfolgten zu Lebzeiten fast nie unter der Nennung ihres Namens, die Handschriften liegen weit verstreut in Deutschland und Schweden. Keine der älteren gedruckten Sammlungen enthält mehr als etwa ein Viertel des Materials – und auch das in eher zufälligen Zusammenstellungen.
Das Ziel des Projekts ist es, die literarischen Werke von Aurora von Königsmarck zusammen mit einer Auswahl ihrer Korrespondenz in einer kommentierten Ausgabe zusammenzuführen. Erscheinen wird sie in Buchform im Verlag Olms (im Druck und open access als PDF) sowie online am Zentrum für digitale Editionen in Darmstadt (ZEiD). Da galante Texte eng in kommunikative Kontexte eingebunden sind, folgt die Ausgabe in einer Reihe größerer Blöcke den Arbeitsphasen der Autorin und den räumlichen und zeitlichen Schwerpunkten ihres Lebens in Schweden, Hannover und Wolfenbüttel, Dresden, Hamburg und Quedlinburg. Neben einem Stellenkommentar erhalten diese Epochen und Texte oder Textgruppen jeweils Einführungen an die Seite gestellt. Die Onlineversion wird, soweit dies möglich ist, durch digitale Kopien der Texte ergänzt.