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#fraglena – Lena Merkle zu Gast im Journalistischen Kolloquium

Pünktlich zum Semesterbeginn startet auch dieses Jahr erneut das Journalistische Kolloquium der KU Eichstätt. Erster Gast war Lena Merkle, die als Content-Creatorin und Producerin für die Produktionsfirma Bilderfest GmbH arbeitet. Sie erzählt, wie Wissenschaftskommunikation auf TikTok funktioniert und warum sie die am Anfang eigentlich gar nicht machen wollte.

 

29. Oktober 2025, 18:15 Uhr. Auf dem Unigelände der KU ist es an diesem Abend kühl, der Wind beißend und alles dunkel. Im Interimsgebäude brennt im Raum 209 noch Licht. Studierende und Dozierende der Journalistik reihen sich dicht aneinander, trotzdem ist es ruhig im Raum. Sie alle hängen gebannt an den Lippen der zierlichen Frau, die ihnen gegenübersteht. Schwarzes Oberteil, beige Hose, am rechten Handgelenk knallt einem ein pinkes Armband entgegen. Ihre Stimme ist fest, beim Reden wandern ihre Hände mit. 

Lena Merkle steht sich an diesem Abend quasi selbst gegenüber: Vor zehn Jahren hat auch sie in Eichstätt Journalistik studiert - und ebenfalls bei Gastvorträgen zugehört. Sie fühlt sich deshalb geehrt, heute hier stehen zu dürfen. „Ich habe damals gedacht: Die Leute, die da stehen, haben ´s geschafft.“, sagt sie und lacht. Lena Merkle hat Aura, nimmt die Menschen im Raum ganz natürlich für sich ein. Ihre Präsenz kommt nicht von ungefähr, in ihrem derzeitigen Job unterhält sie oft hunderttausende Menschen - und vermittelt scheinbar ganz nebenbei Wissen. Wie das geht? Bei der Produktionsfirma Bilderfest GmbH für den TikTok-Account von Terra X. Dort arbeitet sie seit 2019 als Content-Creatorin und Producerin. Konkret heißt das: Ehemalige Ansichten aus dem Studium über den Haufen werfen, weil man auf einmal lustige Videos für Jugendliche drehen soll. Für Lena am Anfang eigentlich kein seriöser Journalismus. 

Im Studium war das Printformat schnell raus - „Ich wollte im Team arbeiten.“ - und Onlineformate eigentlich gleich mit, weil da ja nur ein paar Bilder zu dem Text dazukommen. TikTok gab es damals noch nicht, Instagram war nicht wirklich relevant. Radio fiel auch weg - dann also zum Fernsehen. Ihre Spezialgebiete: Toiletten und Senioren. Für die Drehs war Lena oft unterwegs und hat dabei zwar viel gelernt, aber auch gemerkt, wie anstrengend die Arbeit ist. Die Folgen waren Stress, wenig Schlaf - und die Erkenntnis, was anderes machen zu wollen. 

Mit Corona kommt eine Alternative für Lena Merkle ins Haus geflattert: Der TikTok-Account für Terra X. Ohne Vorerfahrung fangen sie und ihr Team an, Videos zu produzieren. Sie fragen Wissenschaftler:innen, was Wolken genau sind, überlegen, warum eine Bienenwabe sechseckig ist und erklären, was es mit dem Downsyndrom auf sich hat. Im Gegensatz zu ihrer Arbeit davor, erhalten Lena Merkle und ihre Kolleg:innen viel Feedback, können endlich die Reaktionen der Zuschauer direkt erfahren. Mit Formaten wie #fraglena und #spicker gehen sie viral und erreichen damit ein Millionenpublikum an jungen Menschen. Genau die Zielgruppe, die Lena Merkle am Herzen liegt. Wissen in unter eine Minute zu stopfen und dabei noch witzig zu bleiben, ist anspruchsvoll - und macht Lena Spaß. 

Eine Befürchtung aber bleibt: Ihr Ideal der großen Dokuregisseurin erfüllt sie damit nicht. Es ist ihr damaliger CvD, der ihr daraufhin rät: „Hör mal in dich rein, was willst du denn machen?“ Lena Merkle hört in sich rein. Sie merkt, dass das Ideal der Dokuregisseurin genau das ist - ein Ideal. 

Nach dem Vortrag der Journalistin haken Studierende nach. Die Moderatorinnen Carola Mosis und Lina Winter leiten dabei alle geschickt durch das Frage-Antwort-Netz. Hinter Lena Merkles Kopf fliegt ein Sekundenzeiger über die Uhr - 19:41 Uhr. Auf Carolas Frage hin, ob sie beruflich noch etwas erreichen möchte, hält Lena kurz inne. Im Raum ist es immer noch ruhig, alle konzentrieren sich auf ihre Antwort. Dann schüttelt die Journalistin den Kopf. Gerade nicht. Sie hat das Gefühl, angekommen zu sein.

 

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