Drei Fragen an Prof. Dr. Lucas Löff Machado

Lucas Löff Machado wurde gerade erst an der KU promoviert und ist nun schon Professor an der Bundesuniversität Pelotas (Brasilien). Im Interview erzählt er von seinen neuen Aufgaben.

Welche Aufgaben und welche Forschungsschwerpunkte gehören zu der Professur in Pelotas?

Ich bin am Zentrum für Sprachen und Kommunikation der Bundesuniversität Pelotas (UFPel), die 1969 gegründet wurde. Wie viele Unis in Brasilien folgt die UFPel der Trias Forschung – Lehre – Transfer universitärer Aktivitäten. Als Professor ist es meine Aufgabe, Projekte in diesen drei Bereichen auf die Beine zu stellen. Mich freut besonders, dass ich meine eigene Forschungsinteressen verfolgen und im Team arbeiten kann.

Forschung zum Pommerschen in Brasilien

Im Bereich Forschung kann ich vor allem die Forschungsschwerpunkte fortsetzen und ausweiten, die ich während der Promotion verfolgt habe: Dialektologie und deutsch-portugiesischer Sprachkontakt, Soziolinguistik und Diskursanalyse. Pelotas ist hier ein tolles Forschungsumfeld, da in der Umgebung rund um das Tapes-Gebirge das Pommersche im Kontakt mit Portugiesisch seit dem 19. Jahrhundert die Familiensprache für viele ist.

Die Vielfalt an Sprachen und Kulturen in der Umgebung von Pelotas und in der Stadt ist auch ein spannendes Thema für unsere Transfer-Aktivitäten, wo wir das akademische Wissen für die Außenwelt der Universität aufbereiten und anwenden. Die nahe Grenze zu Uruguay, die Aufarbeitung der Versklavungsgeschichte in Brasilien und die Einwanderung der Pommern im 19. Jahrhundert sind spannende Anknüpfungspunkte für Sprachkurse oder Formate zum Austausch, die die breite Gemeinschaft der Universität und der Region engagieren.

Interdisziplinäre Lehre im Studiengang Germanistik

Meine Kolleg/-innen und ich haben verschiedene Forschungsprofile (u.a. Übersetzung, Literaturwissenschaft, Angewandte Linguistik und Neurolinguistik) und lehren gemeinsam im Studiengang Germanistik. Unsere Aufgaben umfassen alles rund um die Vorbereitung für das Lehramt, außerdem planen wir gerade ein gemeinsames Projekt, zu dem u.a. auch die Organisation einer Deutschen Woche gehört.

 

Zwischen Eichstätt und Pelotas gibt es die Germanistische Institutspartnerschaft (GIP, siehe Infobox unten). Werden wir also noch öfter von Dir hören oder wirst Du vielleicht sogar mal wieder nach Eichstätt kommen?

Es wäre mir eine große Freude, Eichstätt und die KU bald wieder zu besuchen, und zwar nicht nur virtuell. Vielleicht komme ich ja auch nicht allein: 2019 haben wir eine Forschungsexkursion mit Studierenden der KU nach Brasilien organisiert, unter anderem nach Pelotas. Nun kommt es vielleicht zu einem Gegenbesuch von der UFPel.

Die Institutspartnerschaft hat auch für mich persönlich eine wichtige Brücke über den Atlantik geschlagen. Ich habe schon während des Masters in Porto Alegre davon profitiert, als ich 2014 in Erlangen meinen zukünftigen Doktorvater, Sebastian Kürschner, kennengelernt habe. Ich hoffe, andere brasilianische Studierende können – so wie ich – nach Eichstätt reisen und ihren Blick auf die deutsche Sprache, das Unisystem und die Kultur erweitern. Umgekehrt sind die Eichstätter Kolleg/-innen und Studierende in Pelotas sehr willkommen.

 

Brasilien ist Deine Heimat, aber nach 5 Jahren als DAAD-Doktorand an der KU muss der Abschied aus Eichstätt schwerfallen. Was wirst Du an Eichstätt und an der KU am meisten vermissen?

Das stimmt, der Abschied fällt wirklich schwer. Pelotas ist eine mittelgroße Stadt. Sie ist etwas kleiner als Porto Alegre, meine erste Heimat, und etwas größer als Eichstätt, meine zweite Heimat. Aber was ich am meisten vermissen werde, ist tatsächlich die Freiheit im weitesten Sinne des Wortes, die mir die Perle im Altmühltal und die KU ermöglicht haben.

In Eichstätt konnten meine Frau und ich viele Ideen verwirklichen. In Eichstätt sind wir zum ersten Mal Kanu gefahren, haben tolle Ausflüge an die bayerischen Seen gemacht und konnten neue Länder in Europa kennenlernen. Eichstätt ist ein ruhiger Ort mit einem internationalen Flair. Man hört ab und zu Spanisch auf der Straße und es gibt eine brasilianische Community. Dank der Uni und dem Zentrum für Lateinamerikanische Studien (ZILAS) haben wir heute Freundinnen und Freunde aus ganz Lateinamerika und eine neue Perspektive auf unser eigenes Land. Uni und Privates war nicht getrennt, sondern wir konnten uns im anderen Rahmen treffen, über verschiedene Themen austauschen und uns auf unsere Heimat besinnen.

Ich kann heute auf meine Promotionszeit in Eichstätt als eine schöne Zeit zurückblicken. Dazu gehören die Kaffee- und Mate-Pausen mit Kolleginnen und Kollegen, gemeinsamer Sport und auch die ehramtliche Arbeit als Schulwegbegleiter in der Grundschule St. Walburg. Wenn sich unser Leben durch Worten und Zeilen beschreiben ließe, dann könnte ich sagen, dass ein schöner Absatz meines Lebens in Eichstätt geschrieben wurde.

Germanistische Institutspartnerschaft (GIP)

Die DAAD-geförderte GIP besteht seit 2013 zwischen Erlangen, Porto Alegre, Pelotas und seit 2016 unter der Mitwirkung der Deutschen Sprachwissenschaft der KU.