Connected - Was hält Dich?

Der zweite Sprit Poetry Slam veranstaltet von der Fakultät für Religionspädagogik brachte starke Texte und überraschende Einblicke hervor

Lange stand es auf Messers Schneide: finden sich genügend junge Menschen, die sich trauen, das ins Wort zu bringen und öffentlich vorzutragen, was ihnen Halt im Leben gibt? Erst durch eine konzentrierte erneute Werbephase gleich zu Beginn des Jahres 2018 konnten am Nachmittag des 17. Januars 2018 zehn Schüler*innen und Studierende zwischen 17 und 27 Jahren zum Workshop in der Lernwerkstatt der Religionspädagogischen Fakultät begrüßt werden. Meike Harms, eine erfahrene Bühnenpoetin und Poesiepädagogin, coachte die jungen Leuten für ihren Auftritt am Abend. Mit dabei waren auch fünf Studentinnen der Religionspädagogik, eine davon entschloss sich erst kurzfristig und nur nach freundschaftlicher Ermutigung zum Auftritt. Neben einem Studenten der Politikwissenschaft, einer FOS-Schülerin und einem - laut Selbstauskunft ­- "Langzeitstudenten" gab es auch noch eine Bewerbung eines Regensburger Studenten. Dem von den Studierenden geplanten und organisiertem Event in der Aula der Maria-Ward-Fachakademie konnte also nichts mehr entgegenstehen, musikalisch wurde er von der KU-Band Rotten Ruler eröffnet. Nach den beiden Grußworten von KU-Vizepräsident Prof. Dr. Markus Eham und dem Diözesanjugendpfarrer Clemens Mennicken traten die Poet*innen in zwei Dreier- und einer Viererrunde gegeneinander an. Bei der zweiten Runde konnten die beiden Moderator*innen Meike Harms und Religionspädagogikstudent Alex Panzer keinen Unterschied beim Publikumsapplaus ausmachen, so dass zwei Poetinnen in die Finalrunde aufrückten, und es zum Schluss eine Entscheidung in einer Viererrunde gab. Aufgelockert wurden die Textvorträge nach den jeweiligen Runden durch die frischen und musikalisch beeindruckenden Sänger*innen von Alpakapella, eine A-Capella-Gruppe des Gabrieli-Gymnasiums, die an diesem Abend ihren ersten Auftritt außerhalb der Schule hatten.

Die teilweise sehr persönlichen und mit viel Emotion vorgetragenen Texte riefen bei den Zuhörenden Gänsehautfeeling hervor, bisweilen entstand eine fast meditative Stille bevor der tosende Applaus ausbrach. Es sind eben nicht Partys, soziale Netzwerke oder andere oberflächliche Beziehungen, die Halt geben, sondern tiefe, echte Beziehungen. Auch religiöse Bekenntnisse waren dabei, zu Gott, der/die zwar nicht in Worte zu fassen ist, aber als "Da-Sein" erfahren wird. Als Überraschung des Abends erwies sich der Beitrag von Pascal Simon in der Finalrunde. Während er sich in der Vorrunde, mit einem Text über Theodizee qualifizierte, den er - wie alle übrigen auch - mit Hilfe eines vorbereiteten Zettels vortrug, performte er im Finale seinen Text auswendig. Spätestens hier blieb den Zuschauenden nicht mehr verborgen, dass sie es hier mit einem Profi mit langjähriger Bühnenerfahrung zu tun hatten. Der Text bezog sich auf den Halt in der Familie, explizit erwähnt er seine Mutter, an der er sich durch heimlichen Haushaltsdienst "rächen" will für all die vorauseilende Liebe, die ihm von ihr entgegengebracht wurde. Dabei spielt er wortgewandt mit negativ behafteten Wörtern wie "Rache" oder "Vergeltung" und plädiert für eine Zukunft, in der es das Wort "Rache" nicht mehr brauchen wird. Das Gegenteil von "Rache", für das er keinen Ausdruck findet, könnte übrigens "Liebe" sein und damit wären wir bei einer Grundvokabel des religiösen Sprechens von Gott.

Simone Birkel

 

Beitrag im Eichstätter Kurier vom 22.1.2018

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