Auf Einladung des Zentrums für Informationsarbeit der Bundeswehr, das im ehemaligen Konferenzzentrum des Warschauer Paktes in Berlin-Strausberg residiert, konnte die Spannbreite von Friedens- und Sicherheitspolitik differenziert wie divers erschlossen werden. Unter der Leitfrage „Is it worth what we are fihting for?“ stellten sich dazu hochranginge Beamte und Offiziere aus drei Bundesministerien den drängenden Fragen von Studierenden aus vier verschiedenen Fakultäten.
Studierende der Politikwissenschaft, des Journalismus, der Lateinamerikastudien und der Religionspädagogik konnten mit leitenden Persönlichkeiten aus dem Auswärtigen Amt, dem Verteidigungsministerium, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit Fragen der Sicherheitspolitik, des Friedensverständnisses und konstruktiver wie präventiver Konfliktbewältigung diskutieren und Konzepte wie Voraussetzungen gegenwärtiger Friedens- und Außenpolitik kennenlernen. Dabei scheute die Bundeswehr auch nicht, einen spannenden Dialog mit dem grundsätzlich pazifistischen Bundestagsabgeordneten der LINKEN, Stefan Liebich, zu organisieren, der couragiert seine Sicht als Mitglied der Opposition vorstellte.
Auf Initiative des Zentrum für Informationsarbeit der Bundeswehr öffneten sich für die KU-Studierenden aber auch die Tore des Kanzleramtes, der Bundespressekonferenz und des Bundespresseamtes wie des Einsatzführungskommando in Potsdam, wo relevante Berater und Entscheider der Bundesregierung den durchaus kritischen Dialog mit den motivierten jungen Akademikern engagiert führten.
Das Seminar wich auch den schweren Erfahrungsfeldern der brisanten Thematik nicht aus und hörte Einsatzoffizieren gebannt zu, wie diese mit der eigenen Angst im Auslandseinsatz umgehen und wie sie es verarbeiten, dass sie – zur Verteidigung elementarer Rechte nicht zuletzt bedrohter Ethnien und im Engagement gegen Terrorgruppen – durchaus auch Gewalt anzuwenden bereit sind, wenn das Mandat des Parlamentes dies legitimiert. Den Blick „in die Seelen“ der Männer und Frauen im Einsatz erhellte dazu sehr offen und kritisch ein ltd. Militärdekan, der in der kath. Militärseelsorge sich jenseits von Auftrag und Politik um die Balance und die seelische Stabilität und Integrität und das religiöse Verarbeiten der schweren Aufträge von Soldaten und Soldatinnen kümmert.
Beim Besuch des „Waldes des Erinnerung“ in Schwielow kam das Seminar an die Grenzen des Erklärbaren, wenn die Teddybären der Kinder von im Einsatz gefallener deutscher Soldaten den Preis zeigten, der die Verteidigung von Menschenrechten und fundamentaler Sicherheit kostet. Mit einem Besuch im ehemaligen Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen endete der „Lernort Berlin“, wo die Studierenden über ehemalige Häftlinge betroffen erfahren konnten, wie kostbar Freiheit ist. „Is it worth what we are fighting for?“, diese Frage konnte nach dieser Woche zumindest klarer in ihren Prämissen wie mit existentiellerem Zugang weiter bedacht werden und im offenen Dialog der verschiedenen Disziplinen der Studierenden weit umfassender nicht nur am Abend in Berliner Szenekneipen diskutiert und reflektiert werden.
Uto Meier