Die internationale Forschungstagung widmete sich dem Thema „Touristifizierung der Religion oder Spiritualisierung des Tourismus?“. Im Mittelpunkt stand die Beziehung zwischen Religion, Kultur und Tourismus. Dabei wurden z.B. folgende Fragen thematisiert: Wie verändert sich Religion im touristischen Kontext? Wie kann Spiritualität den Tourismus bereichern? Und welche Rolle spielen sakrale Räume als Orte der Begegnung?
In Vorträgen und Diskussionen wurde deutlich, dass sakrale Räume zunehmend zu bedeutenden touristischen Orten werden. Dabei zeigt sich eine große Bandbreite an Perspektiven: Die Religionssoziologin Dr. Uta Karstein widmete sich in ihrem Vortrag „Genussvolles für Leib und Seele“ dem vielschichtigen Verhältnis beider Bereiche. Aus soziologischer Perspektive beleuchtete sie, wie Religion zum Bezugspunkt für den Tourismus wird (Touristifizierung) - und umgekehrt, wie touristische Konzepte und Erfahrungen wiederum die Religion beeinflussen (Spiritualisierung). Prof. Dr. Andrea Longhi lenkte den Blick auf historische Kirchen, die jenseits liturgischer Nutzung neue Formen spiritueller Gastfreundschaft ermöglichen – ohne ihre religiösen Wurzeln zu verlieren. Dabei spielen Konzepte wie z.B. atmospheric design oder räumliche Tiefenerfahrung eine wichtige Rolle. Kirchen werden so zu Orten der Resonanz, die Geschichte und Gegenwart miteinander verbinden. Prof. Dr. Harald Schwillus sprach über „Spirituellen Tourismus“ und beleuchtete diesen als Kommunikations- und Bildungsraum. Dr. Silvia Aulet präsentierte unter dem Titel „Sacred Spaces“ Beispiele für die kulturelle und touristische Öffnung sakraler Orte. Prof. Dr. Christian Cebulj zeigte in seinem Vortrag, wie sakrale Räume in der Schweiz zunehmend als kulturelle Hotspots im Tourismus wahrgenommen werden - im Spannungsfeld zwischen Megatrends und einer fortschreitenden Musealisierung religiöser Orte. Anhand zweier Projekte verdeutlichte er, wie spirituelle Orte touristisch erschlossen und gleichzeitig für die Gesellschaft nutzbar gemacht werden können.
Prof. Dr. Harald Pechlaner untersuchte in seinem Vortrag die Sehnsucht moderner Gesellschaften nach Sinn und Tiefgang. Sein Beitrag thematisierte die Bedeutung von Tourismusakzeptanz in sakralen Räumen und die Gefahr einer Inszenierung spiritueller Erfahrungen im Tourismus.
Die Tagung wurde vom Forschungsprojekt „Religion–Kultur–Tourismus“ des Pastoralinstituts der Theologischen Hochschule Chur veranstaltet. Wir danken herzlich für die Einladung.