Nachrichten aus der STS

Sozial-ökologische Konzepte für kirchliche Grundstücke

Stuttgart/Bad Boll (KNA) Der Sozialethiker Martin Schneider mahnt die Kirchen, bei ihren Immobilienstrategien soziale und ökologische Anliegen stärker zu berücksichtigen. Diese Forderung ergebe sich aus dem Grundgesetz, sagte Schneider am 28. Februar 2024 auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Stuttgart. Er verwies darauf, dass in Artikel 14 der Verfassung die Sozialpflichtigkeit des Eigentums festgeschrieben sei. Darin heißt es: "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen."

Zudem hätten sich die evangelische und die katholische Kirche schon im gemeinsamen Sozialwort von 1997 verpflichtet, "in der Orientierung am Gemeinwohl Grundstücke für öffentliche und soziale Zwecke, vornehmlich für den sozialen Wohnungsbau gegebenenfalls in Erbpacht, zur Verfügung zu stellen". Schneider betonte, dass bislang solche sozialethischen Aspekte in kirchlichen Immobilienstrategien nur in Ansätzen in den Blick genommen würden. Dies sollte aber der Fall sein, wenn Pfarrheime oder Pfarrhäuser zu Mietobjekten umgewandelt würden, betonte der Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialethik an der Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Kirchen könnten ihrer sozialen Verantwortung etwa dadurch gerecht werden, „dass Pfarrhäuser und Wohnungen beispielsweise für Wohngemeinschaften von Studierenden und Auszubildenden oder für die Unterbringung von Flüchtenden freigegeben werden". Würden bisher für die Seelsorge genutzte Immobilien wie Pfarrheime, Pfarrhäuser, Kirchen und Kapellen stärker als "Sozialraum" betrachtet, könne daraus eine neue, vernetzte kirchliche Praxis entstehen. Mit karitativen Verbänden, den Kommunen oder Genossenschaften könnten Kooperationen und gemeinsame Nutzungen vereinbart werden.

Zudem müssten die Kirchen ihre Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen ernster nehmen als bisher, mahnte der Sozialethiker. Bei der "Verwertung oder Umnutzung von Gebäuden" müssten sich die Kirchen am Ziel der Klimaneutralität orientieren. Nur wenn die Kirchen "gesellschaftlich verantwortlich" agierten, sei auch ihre Immobilienstrategie glaubwürdig. Schneider sprach am Mittwochabend beim ökumenischen Dialogforum der Kirchen in der Region Stuttgart über "Ethische Ansprüche an kirchliche Erbbaugrundstücke".

 

Schneider, Martin: Transformation und Verantwortung: Glaubwürdige Perspektiven für kirchliche Immobilienstrategien, in: Gemeinde creativ Januar-Februar 2024, online unter https://www.gemeinde-creativ.de/magazin/2024/01/transformation-und-verantwortung.php

Schneider, Martin: Kein Akt der Barmherzigkeit. Plädoyer für ein konzeptionelles Erbbaurecht, in: Gemeinde creativ 01/2022, S. 20–21, online unter: https://www.gemeinde-creativ.de/magazin/2022/01/kein-akt-der-barmherzigkeit.php

Schneider, Martin: Ethische Ansprüche an das eigene wirtschaftliche Handeln. Zur Notwendigkeit von Standards für die Vergabe von kirchlichen Erbbaugrundstücken und Wohnimmobilien, in: Jahrbuch für Christliche Sozialwissenschaften 62 (2021), S. 243–267, online unter: https://www.uni-muenster.de/Ejournals/index.php/jcsw

Schneider, Martin: Bezahlbar wohnen. Ein Schlüssel für soziale Gerechtigkeit, in: Gemeinde creativ 01/2022, S. 10–11, online unter: https://www.gemeinde-creativ.de/magazin/2022/01/ein-schluessel-fuer-soziale-gerechtigkeit.php