Nachrichten aus der STS

Wie verändern Mensch-Maschine-Beziehungen unsere Welt?

Im Tourismusbereich lassen sich erste Antworten finden

Prof. Dr. Harald Pechlaner, Leiter des Masterprogrammes „Transformation und nachhaltige Lebensraumentwicklung – Tourismus neu gestalten“, war kürzlich zu einer Forschungskonferenzreise in Australien. An der Curtin University in Westaustralien (Centre for Applied Ethics und Tourism Research Cluster) fanden spannende Tagungen und Panels zur zentralen Frage, wie die rasanten technologischen Entwicklungen die Gesellschaft verändern, und welche Auswirkungen dies auf den Tourismus, auf das Reisen, auf die Ferienregionen sowie auf die Unternehmen des Tourismus hat. Und nachdem Tourismus stets auch ein Schaufenster in gesellschaftliche Entwicklungen darstellt, eignet sich die Diskussion im Tourismus auch gut für weitere Lebenslagen. Insbesondere die Entwicklungen und Diskussionen rund um „Künstliche Intelligenz“ schaffen einerseits einen Hype um Innovationen, die unser Leben schnell und grundlegend zum Besseren verändern können, andererseits schaffen diese aber auch Verunsicherung, weil zunehmend klar wird, dass Wissensarbeit und Dienstleistungen genauso von disruptiven technologischen Entwicklungen betroffen sein werden. So wurde in Perth/Westaustralien auch klar, dass ein traditionelles Destinationsmanagement keine Zukunft mehr haben wird. Bereiche wie Produkt- und Erlebnis-Management, Kommunikation und Branding können durch technologische Lösungen nicht nur unterstützt, sondern maßgeblich entwickelt werden. Bleibt die Frage, ob virtuelle Erlebnisse das traditionelle Reisen zumindest teilweise ersetzen werden. Die Qualität der Dienstleistung muss gerade bei solchen Entwicklungen im Verantwortungsbereich der Handelnden bleiben, nicht zuletzt aufgrund der „data economy“ und den damit zusammenhängenden Möglichkeiten der „hyper-personalization“, welche die „privacy“ weiter unter Druck setzen. Unterschiedliche Mensch-Maschine-Beziehungen werden Grundlage für unterschiedliche Entscheidungsfindungen sein, wobei die künstliche Intelligenz von der Empfehlung („human in the loop“) bis zur autonomen Entscheidungsfindung („human out of the loop“) alles ermöglicht – sofern wir es zulassen. Womit wir wieder bei der Verantwortung sind. Tourismus ist „people business“, insbesondere das Personal-Management wird in weiterer Zukunft vor allem mit Künstlicher Intelligenz arbeiten. Emotionale Intelligenz wird daher von größter Wichtigkeit sein, um den technischen Entwicklungen etwas entgegensetzen zu können. Der Wert des Tourismus im Sinne eines Reisens - welches eine kulturelle Bereicherung darstellt, oder im Sinne des Erlebens durch den persönlichen Austausch - nimmt gerade durch die genannten technologischen Entwicklungen enorm zu, weil die Menschen sich gerade in einer technisierten Welt nach persönlichen Begegnungen und Beziehungen sehnen. Der Tourismus kann wie wenig andere Bereiche „high tech“ und „high touch“ ideal verknüpfen, und kann dadurch Beispiel für andere Lebensbereiche sein.