Fünf Papstwähler aus den katholischen Ostkirchen

Konklave
© picture alliance / AP Photo

von Joachim Braun

#Konklave #Kardinal #Papst

Heute beginnt das Konklave. Am Nachmittag ziehen 133 wahlberechtigte Kardinäle unter Anrufung des Heiligen Geistes in die Sixtinische Kapelle ein. Darunter werden sich auch fünf Prälaten aus katholischen Ostkirchen befinden. Wir stellen diese fünf Papstwähler vor:

 

Cleemis
© press.vatican.va

Baselios Cleemis Thottunkal
മാർ ബസേലിയോസ്‌ ക്ലീമിസ്
Großerzbischof von Trivandrum der syro-malankarischen Kirche
* 15. Juni 1959

Kardinal Thottunkal kommt aus dem südindischen Bundesstaat Kerala. Seine Vorfahren stammen von der bedeutenden Familie Pakalomattam ab, die früher traditionell die Erzdiakone der Thomaschristenheit stellte. Seine grundständigen theologischen Studien leistete er in Tiruvalla (1976–1979), in Alwaye (1979–1982) und schließlich in Pune (1983–1986) ab. Am 11. Juni 1986 wurde er zum Priester geweiht. Am Dharmaram College in Bangalore erwarb er 1988 seinen Master in Theologie. Zwischen 1991 und 1996 studierte Kardinal Thottunkal am Angelicum in Rom und promovierte dort 1997 in Ökumenischer Theologie. Nach seiner Rückkehr nach Indien wirkte er als Spiritual des Priesterseminars, dann als Generalvikar in der Eparchie Battery. Am 18. Juni 2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in der Erzeparchie Trivandrum sowie zum Apostolischen Visitator für die in Nordamerika und Europa lebenden syro-malankarischen Gläubigen. Bereits zwei Jahre später wurde er auf den Bischofsstuhl der Erzeparchie Tiruvalle berufen. Am 8. Februar 2002 wurde er vom Heiligen Synod der syro-malankarischen Kirche zum Großerzbischof gewählt. Im Konsistorium vom 24. November 2012 nahm ihn Papst Benedikt XVI. in das Kardinalskollegium auf. Er ist damit der erste Kardinal der syro-malankarischen Kirche. Im Konklave 2013 war er das jüngste Mitglied.

Souraphiel
© press.vatican.va

Berhaneyesus Demerew Souraphiel CM
ብርሃነ ኢየሱስ ደምረው ሱራፌል
Erzbischof der äthiopisch-katholischen Kirche in Addis Abeba
* 14. Juli 1948

Kardinal Souraphiel studierte Theologie und Philosophie nicht nur in seiner äthiopischen Heimat, sondern ging 1970 auch nach London. Dort erwarb er einen Bacheloraschluss am renommierten King's College. Am 4. Juli 1976 wurde er zum Priester geweiht. Er gehört dem Lazaristenorden an und übte bis 1980 missionarische Tätigkeiten im südwestlichen Äthiopien aus. Dabei musste er auch sieben Monate Haft ertragen. Von 1981 bis 1983 hielt er sich zu Studienzwecken in Rom auf. An der Gregoriana beschäftigte er sich mit sozio-ökonomischen Entwicklungen. Nach dem Ende der kommunistischen Herrschaft in Äthiopien wurde er 1991 Professor am Priesterseminar in der Hauptstadt Addis Abeba und Leiter des Noviziats der Lazaristen. Am 7. November 1997 wurde er zum Apostolischen Administrator des Erzbistums Addis Abeba ernannt, zwei Jahre später übernahm er das erzbischöfliche Amt und wurde damit gleichzeitig Oberhaupt der äthiopisch-katholischen Kirche. Im Konsistorium vom 14. Februar 2015 kreierte ihn Papst Franziskus zum Kardinal.

Sako
© press.vatican.va

Louis Raphaël Sako
لويس روفائيل ساكو
Patriarch von Bagdad der chaldäisch-katholischen Kirche
* 4. Juli 1949

Kardinal Sako konzentrierte sich bei seinen Doktoratsstudien in Rom (Päpstliches Orientalisches Institut) und Paris (Sorbonne) nicht nur auf christliche Religionsgeschichte und die Zeit der Patristik, sondern schloss auch ein Studium der Islamwissenschaft mit dem Lizentiat ab. Er gilt als sehr polyglott, neben Arabisch spricht er unter anderem Deutsch, Englisch, Franzözisch und Italienisch. Die Priesterweihe empfing er am 1. Juni 1974. Von 1997 bis 2002 wirkte er als Regens am chaldäischen Priesterseminar in Bagdad. Im Jahr 2002 wurde er in den Wirren des Irakkriegs zum Erzbischof von Kirkuk gewählt. Am 1. Februar 2013 wählte ihn die Bischofssynode der chaldäischen Kirche zum Patriarchen von Babylon. Im Konsistorium vom 28. Juni 2018 nahm ihn Papst Franziskus in das Kardinalskollegium auf. Weil ihm der irakische Präsident im Juli 2023 weitreichende Befugnisse zur Verwaltung der kirchlichen Eigentümer entzog, reiste Kardinal Sako aus Protest aus der Hauptstadt ab und residiert seither im Priesterseminar in Ankawa bei Erbil.

Byczok
© press.vatican.va

Mykola Byczok CSsR
Микола Бичок
Bischof der ukrainischen griechisch-katholischen Eparchie Sankt Peter und Paul in Melbourne
* 13. Februar 1980

Der in Ternopil geborene Kardinal Byczok trat am 12. Juli 1997 der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen bei. Er leistete seine philosophischen und theologischen Studien in der Ukraine und in Polen ab, wo er ein Lizentiat in Pastoraltheologie erwarb. Am 17. August 2003 legte er seine Ewige Profess ab, am 3. Mai 2005 empfing er das Sakrament der Priesterweihe. Anschließend war er als Seelsorger in Russland tätig, später wirkte er in Iwano-Frankiwsk sowie als Ökonom in der Ordensprovinz Lwiw. 2015 wurde Kardinal Byczok Pfarrvikar in Newark, der größten Stadt im US-Bundesstaat New Jersey. Am 15. Januar 2020 ernannte ihn Papst Franziskus zum Bischof der Eparchie Sankt Peter und Paul in Melbourne. Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk spendete ihm in Lwiw die Bischofsweihe, am 12. Juli 2021 erfolgte die Amtseinführung in Melbourne. Kardinal Byczok besitzt neben der ukrainischen auch die australische Staatsbürgerschaft. Im Konsistorium vom 7. Dezember 2024 nahm ihn Papst Franziskus in das Kardinalskollegium auf. Er ist der weltweit jüngste und erste in den 1980er-Jahren geborene Kardinal.

Koovakad
© press.vatican.va

George Jacob Koovakad
ജോർജ് കൂവക്കാട്
syro-malabarischer Kurienkardinal
* 11. August 1973

Kardinal Koovakad erwarb zunächst einen naturwissenschaftlichen Bachelortitel im Fach Chemie. Anschließend studierte er Philosophie und Theologie am Priesterseminar in Aluva im südindischen Kerala sowie an der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom. Am 24. Juli 2004 emfing er das Sakrament der Priesterweihe für die Erzeparchie Changanacherry. Nach einer Zeit als Pfarrvikar setzte er seine Ausbildung an der Päpstlichen Diplomatenakademie in Rom fort. Im Juni 2006 wurde er an der Päpstlichen Universität Santa Croce im Kanonischen Recht promoviert. Er trat in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein und wirkte an den Nuntiaturen in Algerien (2006–2009), in Südkorea (2009–2012), im Iran (2012–2014), in Costa Rica (2014–2018) und in Venezuela (2018–2020). Ab 2020 war Kardinal Koovakad im Staatssekretariat des Heiligen Stuhls tätig und dort für die Planung der päpstlichen Reisen zuständig. Im Konsistorium vom 7. Dezember 2024 nahm ihn Papst Franziskus in das Kardinalskollegium auf. Noch am 24. Januar 2025 ernannte ihn der Papst zum Präfekten des Dikasteriums für den Interreligiösen Dialog. Kardinal Koovakad ist der jüngste Papstwähler im Rang eines Kardinaldiakons, ihm kommt daher die Aufgabe zu, die Türen der Sixtinischen Kapelle jeweils zu verschließen und zu öffnen.