2. Eichstätter Lehrertag: Grundschulkinder bei der Entwicklung von Kompetenzen unterstützen

" Kompetenzen werden nicht unterrichtet, sondern von den Schülern erworben." Angesichts der Entwicklung des neuen LehrplanPlus für die Grundschule, der 2014 bayernweit eingeführt werden soll, setzte sich der 2. Lehrertag an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt mit der Orientierung des zukünftigen Lehrplans an den Bildungsstandards und Kompetenzen auseinander. In Kooperation mit der Regierung von Oberbayern, dem Grundschulverband, dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband BLLV richtete der Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik an der KU Eichstätt- Ingolstadt am Dienstag den 2.Eichstätter Lehrertag aus, zu dem knapp 150 Lehrkräfte aus ganz Bayern angereist waren.

Zur Zeit, so die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen am Eichstätter GS-Lehrstuhl Petra Hiebl und Dr. Agens Pfrang, die den Hauptvortrag "Kompetenz versus Bildung" hielten, ist der Begriff Kompetenz in aller Munde. Die pädagogische Diskussion scheine ein neues Zauberwort gefunden zu haben, dessen Faszination offenbar Hoffnungen zur Qualitätsverbesserung schulischer Bildung wecke. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff? Wissen und Können sind der Kern des Bildungserwerbs, Inhalte und Sachbezüge bleiben unerlässlich. Erst im sinnvollen, begründeten, reflektierten und kreativen Anwenden manifestiert sich Kompetenz. Im Unterricht können Schüler unterstützt werden, diese Kompetenzen zu entwickeln, aber nicht in einer einzelnen Stunde, sondern in längerfristigen Lerneinheiten. Bildung hingegen ergibt sich aus dem Zusammenspiel der verschiedenen Kompetenzdimensionen (Sach-, Methoden- , Personal-, Sozialkompetenz) und meint lebenslanges Lernen. Die Referentinnen unterließen es nicht, auch einen sehr kritischen Blick auf die starke Orientierung schulischer Lernprozesse an Kompetenzen und Standards zu richten und machten auf den Missbrauch von Standards für Selektionsprozesse und soziale Ungerechtigkeit verstärkende gesellschaftliche Strukturen aufmerksam.

Was bedeute aber die Kompetenzorientierung für den Unterricht, fragten die Referentinnen? Die Planung eines kompetenzorientierten Unterrichts sollte sich auf die empirisch gestützte Erkenntnis stützen, dass der Aufbau von Kompetenzen und nachhaltiges Lernen durch Eigentätigkeit der Schüler/innen erreicht wird. Wo immer möglich, sollte das fragend-entwickelnde Unterrichtsgespräch durch die Abfolge von knappen und prägnanten Impulsen durch die Lehrkraft und ausgedehnter Schüleraktivität ersetzt werden, z. B. durch die selbständige Bearbeitung von Aufgaben, ob allein oder mit anderen zusammen. Dabei ist es wichtig begleitend über die individuellen Lernwege zu reflektieren. Als kompetent gelte eine Person, wenn sie bereit ist, neue Aufgaben- oder Problemstellungen zu lösen, und dieses auch kann. Hierbei muss sie Wissen bzw. Fähigkeiten erfolgreich abrufen, vor dem Hintergrund von Werthaltungen reflektieren sowie verantwortlich einsetzen.

Der Begriff Kompetenzorientierung steht für die didaktische Wende weg von der reinen Stoffvermittlung hin zur Diagnostik, Förderung und Evaluation von Könnensleistungen. Kompetenzen können zum Beispiel gefördert werden, so die Referentinnen, durch kooperative Lernformen, gute Aufgaben oder entdeckend-forschendes Lernen. Wie Kompetenzen genau gefördert werden können, dieser Frage gingen die Teilnehmer/innen der Fortbildung in den zahlreichen Workshops nach.

Die Grundschullehrerinnen Susanne Meyer und Tanja Motz sprachen über jahrgangsgemischte Klassen 1/2 und 3/4, mit kompetenzorientiertem Mathematikunterricht befasste sich Gabriele Klenk, Methoden in der Grundschule präsentierte Susann Rathsam, während Dr. Heike Beuschlein die Jahrgangsmischung als Möglichkeit zur Schulentwicklung in den Fokus nahm.

Der Eichstätter Lehrertag soll auch in Zukunft aufrecht erhalten werden. Der Vizepräsident für Studium und Lehre, Prof. Dr. Ulrich Küsters, sprach in seinem Grußwort davon, dass die Lehrerbildung auf Grund ihrer langen Tradition in Eichstätt ihren feste Platz habe, ginge doch die katholische Universität in ihrer jetzigen Form letzten Endes aus der bis 1972 existierenden pädagogischen Hochschule und der sich anschließenden Gesamthochschule hervor.

Edgar Mayer