"Da verbinden sich Himmel und Erde" - Glaubensmail 2/2013

Beitrag von Prof. Bärsch im Newsletter zum Jahr des Glaubens im Bistum Eichstätt

"Da verbinden sich Himmel und Erde" - Der Gesang des Sanctus (Glaubensmail 2/2013 S. 3 - Siehe Link)

Die folgenden Gedanken könnten eine Anregung für die Predigt oder Katechese am 5. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) bieten. Sie beziehen sich auf die Erste Lesung: Jes 6,1-2a.3-8

Vor wenigen Jahren erhielt die Bonifatius-Kapelle im Mainzer Priesterseminar ein neues Gesicht. Die Verantwortlichen haben dabei eine eher ungewohnte Raumlösung gewählt: Der Altar steht, wie manchen jüngeren Kirchbauten, in der Mitte des Raumes. Wie ein Hufeisen umgibt den Altar auf drei Seiten eine durchgehende Bank. Eine Seite aber ist offen. Hier befinden sich der Ambo und dahinter das große Kreuz. Wenn sich die Gläubigen zur Eucharistiefeier versammeln, dann steht der Priester nicht der Gemeinde gegenüber, sondern inmitten der Gemeinde. Gemeinsam mit ihr richtet er sich aus auf die offene Seite des Kreises und blickt auf das Kreuz. Der offene Kreis und der Blick zum Kreuz erinnert alle Mitfeiernden immer wieder daran, dass die Eucharistie über uns Menschen und unsere Versammlung hinausweist. Denn das Wichtigste in der Messfeier geschieht nicht durch uns, sondern weil Jesus Christus unter uns gegenwärtig ist und unter uns und mit uns handelt. Der offene Kreis um den Altar in der Bonifatius-Kapelle hält lebendig, dass der auferstandene und erhöhte Herr in unsere Gemeinschaft tritt und uns zum Vater im Himmel führen will. Und zugleich erinnert er daran, dass die hier Feiernden nicht unter sich bleiben, sondern jetzt verbunden sind mit einer großen, Raum und Zeit übersteigenden Gemeinschaft.

Wann immer wir zur Feier der Messe versammelt sind, öffnet sich unsere Versammlung und blickt über sich hinaus. Vielleicht haben Sie noch im Ohr, dass in der ersten Lesung ein Ruf erklang, der uns aus jeder Messfeier vertraut ist. Der Prophet Jesaja schaut in einer Vision in den himmlischen Tempel und er hört, wie die Engel vor dem Thron Gottes ausrufen: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heere. Von seiner Herrlichkeit ist die ganze Erde erfüllt“ (Jes 6,3).

Wenn wir in der Mitte der Eucharistiefeier, beim großen Dankgebet diesen Ruf der Engel und Heiligen übernehmen, dann wird deutlich, dass wir jetzt mit ihnen vor dem Thron Gottes stehen und in ihrem Lobpreis einstimmen. Da öffnet sich der Himmel, da verbindet sich unser Gottesdienst auf Erden mit dem Gottesdienst im Himmel. Das ist nicht nur ein schönes Bild, es sagt etwas Wichtiges über unsere Eucharistiefeier aus. Denn das, was wir in dieser Feier auf Erden tun, übersteigt unser menschliches Handeln und Können. Nur weil in uns und mit uns Gott selbst wirkt, kann der Gottesdienst heilig und heiligend sein. Der Himmel ist offen, denn Gott bricht durch seinem Sohn in unsere Welt und Wirklichkeit ein. So will er uns schon jetzt begegnen, uns nahe sein und uns zu einer heiligen Versammlung zusammenführen. Der offene Himmel macht schließlich auch klar, dass wir in der Messfeier nicht nur an das denken, was Gott im Tod und in der Auferstehung seines Sohnes an uns getan
hat, sondern auch mit dem verbunden sind, was uns einst im Himmel erwartet, die Gemeinschaft mit Christus und dem Vater.

Was der offene Kreis in der Bonifatius-Kapelle in Mainz anzeigt, kommt in jeder Messe zum Ausdruck, wenn wir das Dreimalheilig anstimmen. Da geht es weder um eine musikalische Unterbrechung im großen Dankgebet der Eucharistie noch um einen beliebigen Lobgesang. Vielmehr stehen wir mit dem Propheten Jesaja ehrfürchtig vor
Gott, staunen über seine Größe und Erhabenheit, die menschliches Ermessen übersteigt und singen, wie es der Priester ankündigt: „Darum preisen wir dich mit allen Chören der Engel und singen vereint mit ihnen das Lob deiner Herrlichkeit: Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott der Heerscharen.“

Prof. Dr. Jürgen Bärsch