Der dreitägige Aufenthalt der Burgenländer wurde über Erasmus gefördert. Die trinationalen Fachtage hatten vor allem das Ziel, den Horizont in der Bewährungshilfe bei Sexualstraftätern risikoorientiert und opferschutzorientiert zu erweitern. Das Thema Sexualstraftäter in der Gefährdetenhilfe ist durch seine Sensibilität und Verantwortung der Opfer gegenüber besonders herausfordernd.
An den trinationalen Fachtagen waren einige Experten aus der Gefährdetenhilfe vertreten. Unter anderem der ehrenamtliche Bewährungshelfer und Hochschullehrender an der Hochschule Burgenland, Manfred Tauchner, und von der Hochschule Luzern Patrick Zobrist, der die fortschrittliche, evidenzbasierte Schweizer Perspektive zur Gefährdetenhilfe miteinbrachte.
Ein Highlight der trinationalen Fachtage war das Kamingespräch: Eichstätter Studierende aller Fachrichtungen und die Studierendengruppe der Hochschule Burgenland tauschten sich hier zum Thema „(De-)Radikalisierung Jugendlicher“ aus. Etwa 50 Studierende nahmen am Kamingespräch teil. Anhand von Praxisbeispielen wurden Rechtsextremismus und religiöser Extremismus fachlich behandelt. Ein Impulsreferat zur Radikalisierung von Jugendlichen von Herbert Janusch vom österreichischen Verein für Bewährungshilfe war der Startschuss in einen diskussionsreichen Abend. Ein Diskussionsschwerpunkt war der Einfluss der Sozialen Medien auf die Radikalisierung Jugendlicher. Manfred Tauchner beschreibt vor allem die Saugkraft der Sozialen Medien, die in kürzester Zeit Zugang zu vielen radikalisierenden Inhalten, Reizen und Kontakten herstellen können: „Jugendliche werden schnell abgekapselt. Das Kinderzimmer wird zum Tatort“, sagt Tauchner.
Für Manfred Tauchner hat vor allem das Kamingespräch „Eindrücke hinterlassen, die lange nachwirken werden.“ Er und seine Studierendengruppe lobten, dass ihnen die Studierenden aus den verschiedensten Semestern, ob im Master oder Bachelor, stets auf Augenhöhe begegnet sind. Thomas Beyer, Professor für Recht an der Fakultät für Soziale Arbeit in Eichstätt, spricht über einen „gelungenen Austausch über Fakultätsgrenzen hinweg. Das Kamingespräch war eine bereichernde Erfahrung.“ Die Themen seien eine Verbindung zwischen den Teilnehmenden gewesen und haben zu einem Gefühl des „Miteinander“ geführt.
Thomas Beyer organisierte das umfangreiche Programm zu den trinationalen Fachtagen und wurde dabei engagiert vom AK Abend und der Fachschaft für Soziale Arbeit unterstützt. Diese Organisation lobt Manfred Tauchner sehr. Die trinationalen Fachtage überschnitten sich mit dem RESTART-Wochenende an der Katholischen Universität am Campus Eichstätt. Vom gesamten „Spirit“ am Campus schwärmt Tauchner: „Was die Uni Eichstätt da auf die Beine stellt, ist toll. Das Engagement der Fachschaften. Wir haben viel Inspiration für unsere eigene Hochschule mitgenommen. Das Eichstätt als beliebteste Universität Deutschlands gilt, ist nachzuvollziehen.“
Bei den Fachtagen lieferte auch der Wohlfahrtsverband Caritas, als großer Betrieb mit vielen Bereichen, einen starken Einblick in ihr Angebot zum Sozialmanagement in der Region. Für diesen Programmpunkt waren vor Ort der stellvertretende Caritasdirektor Andreas Steppberger und Michael Rinnagl, Abteilungsleiter Wohnen und Werkstätten, vertreten. Vor allem ging es um die Finanzierung der Pflege in der Zukunft, wie das Familiensystem unterstützt werden kann, wie Ingolstadt mit Wohnungslosigkeit umgeht und auch das Angebot für früher straffällige Klientinnen und Klienten wurde intensiv beleuchtet.
Wegen der großen Zufriedenheit aller Beteiligten an den trinationalen Fachtagen sind Manfred Tauchner und Thomas Beyer fest entschlossen, das Konzept der Fachtage im deutschsprachigen Raum zu institutionalisieren. Ein Dreieck zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz aufzubauen, bei dem die Studierenden noch mehr miteinbezogen werden und das Konzept auch auf weitere Studiengänge ausgeweitet wird, ist eine Idee von Manfred Tauchner. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit!