Forum K’Universale geht in die zweite Runde

Die interdisziplinäre Ringvorlesung „Forum K’Universale“ beschäftigt sich in diesem Wintersemester mit dem Oberthema „Zeitzeichen“. Diskutiert und untersucht werden aktuelle Phänomene in Gesellschaft und Kirche

 

Das Konzept für das Forum K'Universale ist im Frühjahr 2011 in der Diskussion um neue Formate von Studiengängen entstanden. Die Idee selbst stammt von Frau Prof. Dr. Gaby Gien, Inhaberin des Lehrstuhls für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Eichstätt. Gien erklärt: „In den vergangenen Jahren hat den Studenten häufig der Bezug zum eigenen Fach gefehlt. Es saßen teilweise Erstsemester mit Diplomstudenten in einer Theologievorlesung. Wir wollen die Studenten da abholen, wo sie sind.“ Zunächst hat sich eine Arbeitsgruppe formiert, die sich gemeinsam auf ein Jahresthema einigt und Referenten für die Ringvorlesung einlädt. In der Arbeitsgruppe sind wie auch im letzten Jahr:  Prof. Dr. Gabriele Gien, Prof. Dr. André Habisch, Prof. Dr. Ingrid Hemmer, Prof. Dr. Ulrich Kropac, Prof. Dr. Gernot Müller, Prof. Dr. Thomas Pittrof, Prof. Dr. Bernhard Sill, und Prof. Dr. Angela Treiber. René Brugger koordiniert die Referenten, bereitet deren Begrüßung vor und leitet sie am jeweiligen  Vorlesungstag persönlich ein. Bisher referierten Prof. Dr. Armin Nassehi aus München über „Die strategische Potenz religiöser Rede und die Kulturalisierung der Religion“, Dr. Marcus Ventzke aus Eichstätt über „Zeitzeichen lesen können -  historische Zeitanalyse als Voraussetzung einer sinnvollen Orientierung im Hier und Jetzt, Dr. Stefan Kiechle S.J. über die „Unterscheidung der "Zeit-Geister". Deutungsversuche aus jesuitischem Blickwinkel“ und Prof. Dr. Dr. habil. Klaus Müller von der Universität Münster zum Thema: „Incarnation Revisited. Zur Kritik des Körpers in der Cyberworld“.  Müllers Vorstellung übernahm Koordinator Brugger.

Müller ist seit 1996 ist er Professor und Direktor des Seminars für "Philosophische Grundfragen der Theologie" an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. In seinem Vortrag legt er unter anderem einen Schwerpunkt auf die Angst vor der Endlichkeit. Aus dieser Angst heraus sei der heutige Körperkult entstanden. Auf der anderen Seite stünde die Würde des „vom Verfall Gezeichneten“ der in der Hoffnung auf Gottes „neuen Himmel und neue Erde“ Zuflucht findet. Die Zurückstufung zur „Entkörperlichung“ habe ihren Ursprung im Drang des Menschen zur Perfektion, zum Beispiel durch das Internet. Dadurch ginge eine Veränderung von Leiblichkeit und Bewusstsein von Statten, die zum Beispiel im „Second Life“ in dem der Mensch sich virtuell als Avatar schaffen kann, ihre Ausprägung findet. „Darüber hinaus würde im Netz der Leib abgewertet und man wolle "Cyber-Organismen" (Cyborgs) schaffen, die die Materie überwinden und die Existenz digital verlängern.“ Die Cyberkultur versuche das Bewusstsein (Software) vom Leib (Hardware) unabhängig zu machen. Die christliche Botschaft hingegen bejaht die Inkarnation und setzt somit der Verhübschung und Entkörperlichung gleichermaßen etwas entgegen. Im Anschluss an die Vorlesung wurden zur Diskussion aufgerufen. Die Studenten nahmen regen Anteil und ließen sich schwer verständliche Aspekte von Müller erläutern.

Im Sommersemester werden nach den Vorlesungen des Wintersemesters dann die vertiefenden Seminare stattfinden. Die Fächerauswahl reicht von Psychologie, Didaktik Deutsch, Wirtschaftswissenschaften bis hin zur Theaterpädagogik. Der Weitblick, den die Ringvorlesung zuvor bietet, wird so in einem bestimmten Fach konkretisiert. „Man setzt sich mit der Frage auseinander, was das Thema, wie im letzten Jahr zum Beispiel „Scheitern“  für das eigene Fach bedeutet.  Die Studenten haben so die einmalige Gelegenheit ein ganzes Jahr lang an einem Thema zu bleiben“, sagt Gien.

Am Ende des Sommersemesters findet der sogenannte „K-Tag“ statt. Dort stellen die einzelnen Seminargruppen ihre Ergebnisse des Semesters vor. Dies kann in Form eines Theaterstücks oder eines einfachen Vortrags erfolgen. Im letzten Jahr wurde sogar ein selbst gedrehter Film präsentiert. Die Studenten zeigen sich so gegenseitig, was sie im Laufe des Semesters erarbeitet haben, so kann jeder daran teilhaben.

Die Teilnehmer des Moduls sind Bachelor- und Masterstudenten, hauptsächlich aber Studenten aus den flexiblen Bachelor- oder Masterstudiengängen. Ob aus der Pädagogik, der Psychologie oder anderen Bereichen, die Vorlesungen sind für alle gleich. Da das Forum K’Universale mit der Katholischen Erwachsenenbildung in Eichstätt vernetzt ist, sind unter den Hörern auch einige interessierte Eichstätter.
Insgesamt schätzt Gien in diesem Jahr 200 Zuhörer, davon 160 Anmeldungen von Studenten. Diese Steigerung der Hörerzahl zeigt, dass sich das Angebot, sich einem Thema auf besonders intensive Weise zu nähern, auf großes Interesse stößt. „Das sind schon 60 Studenten mehr, als im letzten Jahr. Deswegen mussten wir sogar in einen größeren Hörsaal umziehen“, sagt Gien.

Schon im letzten Jahr sei das Wahlpflichtmodul Forum K’Universale ein großer Erfolg gewesen. Damals waren von den Referenten Vorlesungen zum Überthema „Scheitern“ veranstaltet worden.  Es wurden sogar Sponsoren gefunden, die eine Publikation zum Thema ermöglichen. Das erhofft sich Gien auch für das diesjährige Thema „Zeitzeichen“.  Auf Grund der hohen Nachfrage der Studentenhat die Planungsphase für das nächste Oberthema schon begonnen.

Frederike Meister