Fotodokumentation des Studientags Religiöse Überzeugung und Öffentliche Vernunft

In Kooperation mit dem Zentrum für Religion, Kirche und Gesellschaft wurde am Lehrstuhl Theologie in Transformation unter der Projektverantwortung von Dr. Klaus Viertbauer ein Studientag mit Maeve Cooke (Dublin) und Martin Breul (TU Dortmund) durchgeführt.

Spätmoderne Gesellschaften sind durch einen wachsenden Pluralismus gekennzeichnet. Der politische Liberalismus – exemplarisch bei John Rawls – sucht mit der kulturell-weltanschaulichen Pluralität (der Vorstellungen des „Guten“) umzugehen, indem die Verbindlichkeit politischer Entscheidungen auf der Ebene von fairen Verfahren und des „Rechten“ legitimiert werden. Auch eine liberaldemokratische Staatsform, wie sie im deutschen Grundgesetz kodifiziert ist, bejaht auf der Basis der Religions- und Gewissensfreiheit die kulturell-religiöse Pluralität, sodass die „vorpolitischen Grundlagen des Politischen“ (Böckenförde) weder mit einer bestimmten Religion identifiziert noch zivilreligiös durch den Staat gesichert werden. Religion ist auf der Ebene der Gesellschaft angesiedelt, das politische und rechtliche System im engeren Sinn aber baut auf säkulare, allen zugängliche Argumente.   

Indem Religion aus der Perspektive der Glaubens-, Gewissens- und Religionsfreiheit in den Blick kommt, nimmt sie keine zentrale und öffentliche Stellung ein, sondern wird sie auf die Ebene der Einzelnen und der zivilgesellschaftlichen Gemeinschaften verlagert. Aus der Perspektive der Gläubigen kann dies in einen Konflikt mit dem umfassenden Anspruch treten, der mit dem Glauben verbunden ist. Für viele Gläubige ist Religion nicht einfachhin eine Sache neben anderen. Im Gegenteil: Religion ist wie eine Brille, durch die viele Gläubige die Welt betrachten, in der sie leben. Dies lässt sich darin ausdrücken, dass religiöse Überzeugungen die Form von Weltbildsätzen annehmen, welche einen Deutungsrahmen bilden, in dem die anderen Wissensgehalte über die Welt überhaupt erst ihre wirklichkeitserschließende Kraft gewinnen.

Damit stellt sich das Problem wie im Bereich der gesellschaftlichen Öffentlichkeit und besonders innerhalb des politischen Systems im Kontext eines Pluralismus der Weltbilder und der zugrundeliegenden Lebensformen verbindliche Entscheidungen getroffen und legitimiert werden können. Jürgen Habermas verweist hier auf die säkulare und diskursive Vernunft, die auf den sanften Zwang des besseren Arguments setzt, wobei die Gründe allgemein zugänglich sein müssen. Religiöse Überzeugungen bedürfen daher – so Habermas in seiner vielbeachteten Friedenspreisrede über Glauben und Wissen (2001) – einer Übersetzung in eine säkulare, allen zugängliche Sprache, wenn sie im öffentlichen Diskurs beanspruchen.

Der geplante Studientag thematisiert mit der Übersetzung den religionsphilosophischen Kerngedanken von Jürgen Habermas und diskutiert ihn kontrovers. Drei Fragestellung waren dabei leitend: (1) Was sind religiöse Überzeugungen? (2) Welche Rolle spielen diese innerhalb einer liberalen Demokratie? (3) Stellt die „Übersetzung“ von Jürgen Habermas ein angemessenes Instrument dar, um religiöse Überzeugungen zu rechtfertigen?

Anbei finden Sie eine Fotodokumentation der Tagung von Isabella Seipel: