Gastvortrag: Winfried Schröder referiert über den Nutzen der Philosophiegeschichte mit Blick auf das Christentum

Am Dienstag, den 18. Juni 2024 hielt der renommierte Philosophiehistoriker Professor Dr. Winfried Schröder (Marburg) auf Einladung von Dr. Dr. Klaus Viertbauer (Mitarbeiter am Lehrstuhl für Theologie in Transformationsprozessen der Gegenwart) in Kooperation mit dem ZRKG einen Abendvortrag an der KU Eichstätt. Über dreißig Hörerinnen und Hörer der KU, darunter eine Reihe von Studierenden, Dozenten und Professoren folgten der Einladung.

In seinem Abendvortrag griff Winfried Schröder die Frage nach dem Nutzen der Philosophiegeschichte auf und machte dies am Schnittfeld von Metaphysik, Religionsphilosophie und Theologie fest.

Gleichwohl es nicht allgemein anerkannt ist, dass philosophiehistorische Untersuchungen Beiträge zur Klärung philosophischer SACH-Fragen leisten können und manche die Devise „History of philosophy? Just say NO!“ befolgen, plädiert Schröder dafür, systematische Thesen philosophiehistorisch zu begründen. Wie dies konkret Gestalt anzunehmen vermag, zeigte Schröder am Beispiel der christlichen Anthropologie und religiösen Epistemologie auf.

Dazu konfrontierte er gegenwärtige Befunde, wie die Vorstellung einer Synthese von Jerusalem und Athen im Christentum oder den Vorwurf einer Leibfeindlichkeit des Christentums, mit heidnischen Polemiken und christlicher Apologetik der ersten drei Jahrhunderte. An den Texten arbeitete er heraus, wie scharf die Auseinandersetzung geführt wurde.  Gerade wegen seiner Wertschätzung des Leibes wurde das Christentum seitens griechischer Philosophen scharf kritisiert. Epistemologisch fokussierte er auf das Verständnis des doxastischen Glaubens im Christentum, das seitens der Philosophie ebenfalls scharf abgelehnt wurde und in den er eine Wurzel späterer Intoleranz erkannte. Es folgte eine lebendige Diskussion, die auch Fragen nach dem Stellenwert von Theismus und Atheismus einschloss. . 

Winfried Schröder studierte u.a. Philosophie, Germanistik und Sprachwissenschaften an der Ruhr Universität Bochum. Eben dort promovierte er mit einer Arbeit über Spinoza und habilitierte an der Freien Universität Berlin mit der vielbeachteten Studie Ursprünge des Atheismus. Untersuchungen zur Metaphysik- und Religionskritik des 17. und 18. Jahrhunderts.  Zu seinen Werken zählt u.a. die Studie Athen und Jerusalem. Die philosophische Kritik am Christentum in Antike und Neuzeit (frommann-holzboog, 2011) oder Atheismus. Fünf Einwände und eine Frage (Meiner, 2021). Seit 2006 lehrt er als Professor für Geschichte der Philosophie an der Philipps-Universität Marburg.

Die Fotodokumentation stammt von Sarah Kraschon.