Religion und Evolution. Ein Kolloquium mit J. L. Schellenberg

Am Mittwoch, den 8. Juni 2022, referierte der renommierte Religionsphilosoph Professor Dr. J. L. Schellenberg (Mount Saint Vincent) auf einem von Dr. Dr. Klaus Viertbauer veranstalteten Online-Kolloquium. Etwa dreißig Studierende der KU diskutierten mit ihm im Rahmen eines Seminars zu „Religion und Evolution“ über seine religionsphilosophischen Thesen.

Während er in den frühen 1990er Jahren den Analytischen Theismus seines Lehrers Richard Swinburne mit seinem Divine Hiddenness-Argument angriff - vor allem in seiner bekanntesten Monografie Divine Hiddenness and Human Reason (Cornell University Press, 1993) -, erarbeitete er in seiner Cornell-Trilogie Prolegomena to a Philosophy of Religion (2005), The Wisdom to Doubt (2007) und The Will to Imagine (2009) einen Religionsbegriff, der nicht nur mit der kritischen Philosophie Immanuel Kants, sondern auch mit den Forderungen Charles Darwins kompatibel ist. Während Schellenberg in seiner Cornell-Trilogie noch an einem allgemeinen Konzept über Religion arbeitet, kompatibilisierte er in seinen aktuellen Publikationen Religion mit der Evolution. Dazu gehören insbesondere die Schriften Evolutionary Religion (Oxford University Press, 2013), Progressive Atheism (Bloomsbury, 2019) und Religion After Science (Cambridge University Press, 2019). Auch wenn Schellenberg sich selbst als Atheist bezeichnet, versteht er seinen Atheismus nicht als einfache Religionskritik, sondern vielmehr als Abgrenzung zum analytischen Theismus seines Lehrers Richard Swinburne. So arbeitet Schellenberg an einem neuen Religionsbegriff (er spricht lieber von einer „Divine Reality“ anstelle eines „Personal Gods“) und versucht, diesen philosophisch auf Augenhöhe mit der wissenschaftlichen Diskussion unserer Tage zu etablieren.

In seiner höchst anregenden Diskussion mit etwa dreißig Studierenden der KU Eichstätt-Ingolstadt ging J. L. Schellenberg Fragen zu seinem Werk nach. Konkret kreiste das Gespräch mit den Studierenden um das Divine Hiddenness-Argument, seinen Religions- bzw. Gottesbegriff, dem Skeptizismus und vor allem seine Einbettung von Religion in das Evolutionsparadigma.

J. L. Schellenberg ist Professor für Philosophie an der Mount Saint Vincent University in Halifax, Kanada. Seine Schriften zählt zu den weltweit meistdiskutierten in der gegenwärtigen Religionsphilosophie. So ist sein Divine Hiddenness-Argument mittlerweile elementarer Bestandteil jedes Philosophy of Religion-Seminars an Universitäten in Großbritannien und den USA. Über 150 Schriften, darunter zahlreiche Dissertationen und Habilitationen, sind den Arbeiten von Schellenberg gewidmet.

Das Kolloquium wurde im Rahmen des Programms „Internationale Gastprofessur“ gefördert und war in das Seminar „Religion und Evolution“ von Dr. Dr. Klaus Viertbauer eingebettet.