"Mit einem solchen Ansturm hatte keiner gerechnet": Großes Interesse bei Jung und Alt für Tag der Offenen Tür in der Zentralbibliothek

„Bücher müssen keine trockene Angelegenheit sein. Aus ihnen kann Leben werden!“ Auf diese Weise stimmte die Kommissarische Bibliotheksleiterin Dr. Maria Löffler auf den Tag der offenen Tür der Zentralbibliothek der KU Eichstätt ein, der anlässlich deren 25-jährigem Bestehen stattfand. Und es war lebhaft! Ein unerwarteter Besucheransturm ereilte das Bibliotheksgebäude am einem Sonntagnachmittag. Nicht nur für die Besucher war es ein sehr schönes Erlebnis, sondern auch für die Mitarbeiter, die durchweg positive Resonanz erfahren haben.

Seit dem Sommer haben 20 Mitarbeiter an den Vorbereitungen gearbeitet – und das auch in ihrer Freizeit. So kam nicht nur das Programm, sondern auch das überwältigende Kuchenbuffet zu Stande. „Mit einem solchen Ansturm hatte jedoch keiner gerechnet“, so Heike Riedel, Fachreferentin und zuständig für den Bereich Öffentlichkeitsarbeit der Universitätsbibliothek, die die Organisation des Tages leitete.  Löffler schätzt, dass insgesamt mehrere hundert Personen den Tag der Offenen Tür nutzten, um die "ZB" zu erkunden. Sie freute sich, dass die Besucher sehr interessiert waren und sogar konkrete Anliegen äußerten. Außerdem war wohl vielen Besuchern nicht bewusst, dass alle Bürger der Stadt die Bibliothek selbstverständlich jederzeit nutzen können und diese keinesfalls den Studenten vorbehalten ist.

Besonders wichtig war es den Mitarbeitern, ein Programm für alle Altersgruppen anzubieten. Die Aufgabenfelder haben die Mitarbeiter selber, nach eigenem Interesse, untereinander eingeteilt.  Auf dem Plan standen Einführungskurse zur Bibliotheksnutzung, Führungen durch das sonst geschlossene Magazin, Architekturführungen und sogar eine Lesung des Eichstätter Krimi-Autors Richard Auer.

Für die kleinen Gäste betreute Sigmund Winter den ganzen Nachmittag lang einen Basteltisch, an dem Lesezeichen gebastelt werden konnten. Außerdem präsentierte das Marionettentheater „Holzbein und Wackelkopf“ mit dem  Theaterstück „Das Gespenst von Schwarzenstein“ erfolgreich eine moderne Variante von Oscar Wildes „Gespenst von Canterville“. „Bei diesem Ansturm hätten wir die Vorführung ruhig zweimal veranstalten können, denn leider konnten einige Zuschauer wegen Überfüllung gar nicht mehr an der Vorstellung teilnehmen“, sagte Löffler. Diese konnten dann allerdings im Foyer bei Kaffee, Kuchen und jazzig-klassischer Klavierbegleitung des Studenten Florian Meier auf das Bilderbuchkino „Pippilothek? Eine Bibliothek wirkt Wunder“ von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer warten.

Eine besondere Faszination ging von dem unterirdischen, sonst für Besucher geschlossenen, Magazin aus. Claudia Vogl, die seit 30 Jahren Bibliothekarin in der Zentralbibliothek ist, führte die Besuchergruppen durch die Gänge und beantwortete die zahlreichen Fragen. Unter der Erde stapeln sich hier 800.000 Bücher, vor Temperaturschwankungen und Hochwasser geschützt. Die Aufbewahrung sei extrem platzsparend, die Regale würden per Knopfdruck hin und hergefahren,  um so wenig Zwischenräume wie möglich einplanen zu müssen, erklärt Vogl. Ein Buch an der falschen Stelle abzustellen ist bibliothekarisch gesehen „tödlich“. „Wenn man einmal ein Buch verlegt, findet man das nie wieder … außer durch Zufall!“

Den architektonischen Part übernahm Dr. Gernot Lorenz, Kunsthistoriker und Fachreferent an der Universitätsbibliothek. Er machte auf die Glanzpunkte des Bibliotheksgebäudes aufmerksam. Der Architekt Günther Behnisch wird den Meisten durch sein berühmtestes Bauwerk, das Olympiazentrum in München ein Begriff sein. Lorenz erklärt: „Das Besondere an unserer Bibliothek ist, dass die Trakte sternförmig auseinandergehen, sich aber trotzdem mit ihrer Andersartigkeit in die Landschaft einfügen und die natürlichen Bewegungen der Landschaft wieder aufnehmen.“ Die große Glasfront, durch die man direkt in die Bibliothek hineinschauen kann ist ungewöhnlich für Bibliotheksgebäude der 70er/80er Jahre.  Die vielen unvorhergesehenen Winkel, Rundungen und Formen, die auch farblich immer wieder variiert werden, machen den ganzen Charme des vielgestaltigen Gebäudes aus. Denn es geht darum, sich als Nutzer wohl zu fühlen. Das betonte auch Löffler in ihrer Begrüßungsrede.

Dass der Tag der offenen Tür von der Bevölkerung so positiv angenommen wurde, hat auch die Mitarbeiter sehr erfreut. Der organisatorische Aufwand hat sich für alle Beteiligten ohne Zweifel gelohnt. Vom bibliothekarischen Mitarbeiter bis zum Hausmeister, der in 25 Jahren maßgeblich dazu beigetragen hat, dass das Gebäude heute noch so gut erhalten ist, sehen sich alle als Dienstleister für Universität und Stadt. „Das zeigen zu können, war einfach schön“, sagte Löffler am Tag nach der Veranstaltung.

Der Präsident der Universität Eichstätt Prof. Dr. Richard Schenk fasste in seiner Begrüßungsrede die Aufgaben der Universitätsbibliothek folgendermaßen treffend zusammen: „Durch eine Bibliothek wird der geistige Besitz der Menschheit zum Allgemeingut gemacht – und wir nutzten dieses Gemeingut mit Selbstverständlichkeit von Tag zu Tag.“

Frederike Meister