Neue Studie zu Transparenz und Vertrauen im Journalismus

Wie können Journalisten Transparenz gegenüber ihrem Publikum herstellen? Und: Schafft Transparenz tatsächlich mehr Vertrauen in Journalismus? Transparenz liegt im Trend. Gerade erst wurde ein „Henri-Nannen-Preis“ wegen mangelnder Transparenz aberkannt. Sie ist aber nicht eindeutig, sondern widersprüchlich und komplex zu bewerten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Klaus Meier (KU Eichstätt) zusammen mit Julius Reimer (TU Dortmund) durchgeführt hat.

Die Forschungsergebnisse sind nun in einem Aufsatz in der Fachzeitschrift Publizistik erschienen. Der Beitrag ist an vielen Unis aus dem Campusnetz heraus kostenlos abrufbar (das Abstract für alle sichtbar).

Für den Aufsatz haben die Forscher systematisch zusammengetragen, welche Chancen und Risiken mehr Transparenz für den Journalismus mit sich bringt. Dabei muss man unterscheiden zwischen Produkt und Prozess: Bei der Produkt-Transparenz benennen Journalisten die Quellen und deren Interessen (z.B. durch Links zu Quellen). Die redaktionelle Transparenz oder Prozess-Transparenz lässt das Publikum in die redaktionellen Abläufe und Entscheidungen blicken (z.B. in Blogs und Foren zum redaktionellen Arbeiten wie z.B. im Tagesschau-Blog. Redaktionen berichten in gewisser Weise über sich selbst, was nicht unproblematisch ist. In der Studie wird über Qualitätsmaßstäbe für diese Selbstberichterstattung nachgedacht: Das Ideal der „Objektivität“ wird ersetzt durch „offene Selbstreflexion“. In den Redaktionen ist ein Diskussionsprozess darüber nötig, was „gute“ und „schlechte“ Selbstberichterstattung ist.

Immer wieder wird behauptet, Transparenz führe zu mehr Vertrauen, weil sie Qualitätsbewertungen durch das Publikum ermöglicht. Dies wurde in einer empirischen Studie zum ersten Mal überprüft. Links zu Quellen im Online-Journalismus zum Beispiel sind nicht grundsätzlich vertrauenswürdiger, sondern wirken vor allem in Kombination mit redaktioneller Offenheit. Im Print-Journalismus dagegen bringen Selbstdarstellung und die Nennung von Kontaktmöglichkeiten des Autors keinen Vertrauenszuwachs; vielmehr sollte in Beiträgen offen mit Quellen umgegangen werden.

Einschränkend ist allerdings zu sagen, dass nur der Effekt eines einmaligen Einsatzes von Transparenz-Elementen gemessen werden konnte. Es ist jedoch plausibel anzunehmen, dass Vertrauen langsam über wiederholte positive Erfahrungen aufgebaut wird. Selbst-Transparenz von Redaktionen könnte so bei mehrfachem Gebrauch durchaus zu einem stärkeren Vertrauenszuwachs in ein journalistisches Produkt und in eine Redaktion führen – vor allem im Kontext eines umfassenden Qualitätsmanagements.