Neuroenhancement und die Frage nach authentischem Selbstsein. Ein Kolloquium mit David DeGrazia

Am Donnerstag, den 9. Dezember 2021, veranstaltete Dr. Klaus Viertbauer ein Online-Kolloquium mit dem renommierten Philosophen und Bioethiker Professor Dr. David DeGrazia (George Washington University).

Der Mensch begreift sich als von anderen Lebensformen verschieden. Aus der Menschenwürde und dem Personenstatus lassen sich spezifische normative Prinzipien ableiten. Ist diese normative Sonderstellung noch gegeben, wenn Techniken der Selbstmodellierung, die unter dem Schlagwort „Neuroenhancement“ zusammengefasst werden, zur Anwendung kommen? Welches Verständnis von Autonomie liegt solcher Selbstmodellierung zugrunde? Kann die Ausbildung von Authentizität ein Kriterium im Umgang mit solchen Techniken darstellen und was bedeutet es, wenn Vorstellungen des Enhancement auf den Bereich des Moralischen ausgeweitet werden?

In seiner höchst anregenden Diskussion mit etwa zwanzig Studierenden, der KU Eichstätt-Ingolstadt ging Prof. Dr. David DeGrazia Fragen wie diesen nach. Konkret kreiste das Gespräch mit den Studierenden um terminologische Abgrenzungen und Bestimmungen von Autonomie und Authentizität, um die Frage, wo Therapie aufhört und Enhancement anfängt, bis hin zur Diskussion von konkreten Entwürfen und Positionen wie etwa das Moral Enhancement. Dabei wurden grundlegende anthropologische Fragestellungen aufgeworfen.

David DeGrazia ist Elton-Professor für Philosophie an der George Washington University in Washington, D.C., USA. Er zählt zu den weltweit führenden Bio- und Medizinethikern. DeGrazia absolvierte seine Studien beidseits des Atlantiks an den Universitäten von Chicago, Oxford und Washington. In der neuroethischen Debatte zählt David DeGrazia zu den führenden Stimmen: Seit Ende der 1990er Jahre hat sich DeGrazia in nahezu allen wichtigen Diskussionen über Neuroenhancement eingebracht. DeGrazia ist Autor von neun Monographien und rund 100 Artikeln bei führenden Verlagen und in hochrangigen Fachzeitschriften.

Das Kolloquium wurde im Rahmen des Förderprogramms „Internationale Gastprofessur“ subventioniert und in das Seminar „Angewandte Ethik (Neuroenhancement“ von Dr. Klaus Viertbauer eingebettet.