Wolfgang Büchner wies die rund 50 Besucher des Journalistischen Kolloquiums auch darauf hin, dass Agenturjournalisten neben der Zeit zum Nachdenken die Sicherheit im Umgang mit Sozialen Netzwerken benötigen. Schließlich sei es ein Ziel der dpa, Kunden, darunter Verlage von Zeitungen, bei Digitalisierungsprozessen zu helfen und mit ihnen zu interagieren. Längst hat sich die „früher verbürokratisierte dpa“ zur führenden Nachrichtenagentur Deutschlands entwickelt. Sie versteht es kundenorientierte Informationslösungen anzubieten. Davon scheinen auch ihre Kunden überzeugt zu sein. So gewann die dpa erst vor kurzem einen ihrer ehemaligen Abonnenten, die Rheinische Post, wieder für sich. Im Zuge der Digitalisierung stellt sich trotzdem immer wieder die Frage, ob Nachrichtenagenturen noch von Nutzen sind.
Qualitätsjournalismus „wird weiterhin Kunden finden.“ Da ist sich Wolfgang Büchner dennoch sicher. Er geht davon aus, dass es auch in Zukunft auf die klassischen, journalistischen Tugenden ankommen wird. Beispielsweise auf die Glaubwürdigkeit. „Alles ist irgendwie ersetzbar. Daher muss es das Ziel sein, starke Produkte zu komponieren.“ Mit diesen Produkten sind die Dienstleistungen der dpa gemeint. Diese umfassen neben den klassischen Nachrichtenmeldungen und Fotos nicht nur die vor Jahren hinzugekommenen Podcasts. Agenturen bieten längst eine Art „Sorglos-Programm“. So bekommen die Kunden heute Online-Videos zur Verfügung gestellt sowie eine breite Palette von verschiedenen Darstellungsformen zu einem Thema. Kunden soll es somit ermöglicht werden, zwei bis drei Seiten mit den Artikeln der dpa zu einem Themenkomplex gefüllt zu bekommen. Daher „müssen Agenturen die Blattmacher-Denke vorwegnehmen“. Sich also in ihre Kunden hinein zu versetzen.
Das scheint der Deutschen Presse-Agentur zu gelingen: die Goldmedia GmbH, ein Beratungsunternehmen aus Berlin, meldete im September, dass das Umsatzvolumen der Nachrichtenagenturen in Deutschland im Vorjahr rund 170 Millionen Euro betragen haben soll. Die dpa habe in Deutschland einen Marktanteil von 52 Prozent gehabt und sei somit führend. Laut Studie lag die Nachrichtenagentur dapd mit einem Anteil von rund 18 Prozent auf dem zweiten Platz. Insgesamt konkurrieren auf dem deutschen Agenturmarkt sieben Agenturen.
Wolfgang Büchners Konzept, beispielsweise auf Tools wie Twitter zu setzen und die Sprache der dpa zu modernisieren, scheint aufzugehen. Er ist sich sicher: „Zur Frage ob wir bald überflüssig sind - ich meine nein!“
Das nächste journalistische Kolloquium findet am 18. Januar um 18:15 Uhr statt. Zu Gast wird Matthias Matussek („Der Spiegel“) sein. Veranstaltungsort wird die Aula der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt sein. Besucher sind wie immer herzlich eingeladen.