Soziale Arbeit in Indien: Studenten der KU sammeln persönliche und professionelle Erfahrungen

Als erste Studentin des Studiengangs „Bildung und Erziehung in Kindheit und Jugend“ der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) absolviert derzeit Nadine Paula ein 22-wöchiges Auslandspraktikum in einem indischen Kinder-Wohnheim der Eichstätter Partnerdiözese Poona. Die Beauftrage der Fakultät für Soziale Arbeit für das Praktische Studiensemester, Dr. Monika Pfaller-Rott, besuchte die Studentin nun vor Ort. Anlass war die Reise einer Delegation des Bistums Eichstätt in die Partnerdiözese.

Nadine Paula sammelte bereits zahlreiche Erfahrungen im St. Anthonys Boarding, einem Wohnheim für nahezu 100 Kinder, die meist Halbwaisen sind bzw. deren häufig alleinerziehende Mütter sich nur rudimentär um sie kümmern können. Vormittags besuchen sie die nahe gelegene St.-Patrick-School. Das direkt neben der Kathedrale gelegene St. Anthonys-Heim wurde vor einigen Jahren u.a. aus Sternsingergeldern finanziert.  Hauptaufgabe der Studentin war die Beobachtung und Mitwirkung bei der Bildung und Erziehung der Kinder, z.B. die Hausaufgabenbetreuung, Freizeitangebote im erlebnispädagogischen, bewegungs- und künstlerischen Bereich sowie die Elternarbeit.

Dr. Pfaller-Rott nahm die Reise zum Anlass, um vor Ort Kontakte zu Praktikumsstellen zu pflegen, an denen Studierende bereits berufliche Erfahrungen sammelten, und akquirierte zahlreiche neue Stellen für nahezu alle Studiengänge an der Fakultät für Soziale Arbeit. So bietet sich z.B. für den Studiengang „Pflegewissenschaften“ eine Kooperation mit dem Heim „Asha Kiran“, das sich bisher primär um an HIV erkrankte Menschen kümmert und nun verstärkt auf Naturheilkunde setzt. Ein anderes Projekt unterstützt Frauen die Opfer von Vergewaltigung, Zwangsheirat oder Misshandlungen wurden, und ihnen ein neues Zuhause bietet. Zudem knüpfte Pfaller-Rott Kontakt zum Projekt „Chetna“, in dem sich die Anwältin Assunta Pardhe um Frauen kümmert, die Opfer häuslicher Gewalt wurden und über die Rechte von Frauen und Kindern aufklärt. Eine weiterer möglicher Kooperation ist die Poona Diocesan Social Service Society (PDSSS), vergleichbar mit dem Diözesanen Caritasverband, der u.a. ein Projekt zur ländlichen Entwicklung unterstützt, indem Frauen sich beispielsweise durch den Anbau und Verkauf von Früchten eine nachhaltige Existenzgrundlage schaffen und gemeinsam ein Mikrokreditsystem betreiben.

Die Zusammenarbeit mit dem Eichstätter Partnerbistum Poona hat an der Fakultät für Soziale Arbeit – initiiert durch den inzwischen emeritierten Professor Sing – lange Tradition.  Außerdem berichten seit vielen Jahren an der Fakultät Fachkräfte aus Poona von ihren Projekten. „Der direkte Kontakt mit diesen Projekten vor Ort ist für mich intensiv und bereichernd. Vieles wird für mich verständlicher durch diese Visitationen, durch den Dialog mit den Leitern und Teilnehmern dieser Maßnahmen. Doch es entsteht auch ein Mehr an Fragen zu Indien: zur Kultur, zu rechtlichen, gesellschaftspolitischen interreligiösen Aspekten“, so Pfaller-Rott.

Aktuell absolvieren fast 20 Prozent der Studenten der Fakultät für Soziale Arbeit ihr Praktikum im Ausland, zwei davon in der vor über 50 Jahren gegründeten Partnerdiözese Poona. Im Vorfeld werden sie über mehrere Semester hinweg intensiv auf ihre Zeit im Ausland vorbereitet – auch im Hinblick auf interkulturelle Kompetenzen – und setzen sich Ziele. Während des praktischen Studiensemesters erhalten sie via Skype und E-Mail regelmäßig Beratung zu sämtlichen Fragen des Theorie-Praxis-Transfers und schicken regelmäßig Seminarberichte an die Praxisbeauftragte in Eichstätt. Nach dem Praktikum reflektieren sie, inwieweit die Ziele erreicht wurden und setzen sich mit dem zweiten „Kulturschock“ durch die Heimkehr nach Deutschland sowie ihren vor Ort gesammelten Erfahrungen auseinander.