Dabei stellt er den Respekt vor der körperlichen Integrität und vor der persönlich verantworteten Gewissensentscheidung ins Zentrum. Ausgehend von der Unterscheidung zwischen Mittel und Zweck argumentiert er für eine rationale und nüchterne Abwägung von Nutzen und Risiko, die je nach Zielgruppe und persönlicher Disposition verschieden ausfallen kann und letztlich vom jeweiligen Individuum zu verantworten ist. Die Abwägung von Nutzen und Risiko verweist zudem auf zahlreiche offene Fragen, die nach einer gründlichen und unabhängigen Klärung der Datenlage und nach einer transparenten Diskussion in Wissenschaft und Öffentlichkeit verlangen.
Seine Argumente hat Martin Kirschner jetzt in einem Artikel der Herder Korrespondenz knapp ausgeführt. Er verbindet sie mit einem Plädoyer für eine offene Debatte, für die unbedingte Anerkennung der körperlichen Integrität und der persönlich verantworteten Entscheidung. Vgl. Ziel und Mittel unterscheiden, persönliche Entscheidungen zur Impfung respektieren: Martin Kirschner, Plädoyer für eine offene Debatte, in: Herder Korrespondenz 2/2022, S. 21 – https://www.herder.de/hk/hefte/archiv/2022/2-2022/plaedoyer-fuer-eine-offene-debatte-ziel-und-mittel-unterscheiden-persoenliche-entscheidungen-zur-impfpflicht-respektieren/
In der digitalen Fassung findet sich eine etwas ausführlichere Argumentation mit Quellenverweisen: https://www.herder.de/hk/gesellschaft/impfplicht-plaedoyer-fuer-eine-offene-debatte/
Bereits am 06. Januar 2022 hatte Martin Kirschner einen offenen Brief von Wissenschaftler*innen an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages mitunterschrieben, der sich mit sieben Argumenten gegen die Einführung einer Impfpflicht ausspricht und zu einer unabhängigen wissenschaftlichen Prüfung der im Brief benannten Punkte aufruft: https://7argumente.de/
Entscheidende Problemfelder und ungeklärte Fragen wurden jetzt auch in einem Fragenkatalog benannt, den der österreichische Verfassungsgerichtshof der österreichischen Bundesregierung vorgelegt hat: https://www.kleinezeitung.at/images/downloads/6/e/8/anfrage_des_verfassungsgerichtshofes_an_mueckstein20220130144119.pdf. Diese Fragen könnten auch für Deutschland als Impuls dienen, eine sachgemäße Debatte auf transparenter Datengrundlage über die Wirksamkeit der verschiedenen Coronamaßnahmen sowie Nutzen und Risiken der Impfungen zu führen. Erst Recht ist eine solche Debatte und damit verbunden eine Klärung der Datenlage notwendig, um die Frage beantworten zu können, ob eine allgemeine Impfpflicht in der Sache überhaupt sinnvoll ist und ob sie als Eingriff in die körperliche Integrität und gesundheitliche Selbstbestimmung zu rechtfertigen ist.