Wirtschaft im Anthropozän braucht ein systematisches Verständnis von Ökologie - Rückblick auf den STS Talk IV

Beim vierten STS Talk am 12. Mai 2025 im Georgianum Ingolstadt diskutierten Vertreter:innen aus Wissenschaft, Politik und Praxis, ob Nachhaltigkeit im Zeitalter ökologischer Krisen neu gedacht werden muss.

Zum Verhältnis von Ökonomie und Ökologie: Muss Nachhaltigkeit neu gedacht werden? – unter diesem Titel stand der vierte STS Talk am 12. Mai 2025, der im Georgianum stattfand. Die Veranstaltung war Teil der STS Talks-Reihe der School of Transformation and Sustainability (STS) und rückte die Frage ins Zentrum, ob der klassische Nachhaltigkeitsbegriff unter den Bedingungen des Anthropozäns noch zeitgemäß ist.

Eröffnet wurde der Abend durch Prof. Dr. Gabriele Gien, Präsidentin der KU, die die gesellschaftliche Verantwortung der Universität hervorhob. Im Anschluss begrüßte Prof. Dr. Harald Pechlaner, Leiter der STS, die Teilnehmenden und führte in das Thema des Abends ein.

Den inhaltlichen Auftakt gestaltete Prof. Dr. Oliver Schlaudt (Heisenberg-Professur für Philosophie und politische Ökonomie, Hochschule für Gesellschaftsgestaltung, Koblenz) mit einem vertieften Vortrag über „Wirtschaft im Anthropozän“. Er stellte die These auf, dass der gängige Nachhaltigkeitsdiskurs oft auf zu konservative Konzepte setze. Statt bloßer Bewahrung sei ein systemisches Verständnis ökologischer Stabilität notwendig – eines, das auch drastische Umgestaltungen einschließt, etwa in Form technisierter Renaturierungen oder einer radikalen Flächenentsiegelung. Nachhaltigkeit müsse unter instabilen Bedingungen aktiv erzeugt werden, nicht bloß tradiert. Gleichwohl gilt es, “Ewigkeitslasten”, beispielsweise fortlaufende Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen derartiger Maßnahmen, im Blick zu behalten. 

In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Prof. Dr. Martin Schneider (Lehrstuhl für Moraltheologie und Sozialethik, KU Eichstätt-Ingolstadt), diskutierten Prof. Dr. Schlaudt, Petra Kleine (3. Bürgermeisterin der Stadt Ingolstadt) sowie Jutta Spindler (Prokuristin Finanzen und Personal, Spindler Dachdeckerei-Spenglerei GmbH) über die politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine nachhaltige Transformation. Dabei wurde deutlich, dass sowohl kommunale Strategien als auch unternehmerisches Handeln neue Rahmenbedingungen brauchen. Spindler stellte ihr Unternehmen als Beispiel für gemeinwohlorientiertes Wirtschaften vor, das regelmäßig eine Gemeinwohlbilanz erstellt. Kleine unterstrich die Bedeutung politischer Standards, insbesondere bei der Renaturierung urbaner Räume. Gemeinsam wurde herausgearbeitet, dass sektorübergreifende Kooperation, systemisches Denken und wertegeleitete Entscheidungsprozesse entscheidend für eine tragfähige ökologische Zukunft sind.