Das Interview bezieht sich auf einen Vortrag, den Kirschner am 24.09.2024 auf der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz gehalten hatte und der die derzeit in Rom stattfindende Synode nicht nur in den Kontext der kirchlichen, sondern auch der gesellschaftlichen und planetaren Krisen betrachten möchte. Das Ringen um eine synodale Gestalt von Kirche ziele auf eine partizipative, zugleich lern- und handlungsfähige Form, um in einer polyzentrischen Weltkirche und in einer konfliktgeladenen Welt konstruktiv die Spannungen und Widersprüche zu bearbeiten, die auch die katholische Kirche prägen. Bewährungsproben solcher Synodalität bilden die Stellung der Frau und die Beteiligung von bislang marginalisierten und ausgeschlossenen Gruppen in der Kirche. An der Frage der Frauenordination müsse sich zeigen, wie in Orientierung am Evangelium und im Aufeinander Hören ein grundlegender Dissens im Glauben im Vertrauen auf den Geist bearbeitet werden kann. Die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Formen von Machtmissbrauch biete die Chance zu einer integralen Umkehr und grundlegenden Erneuerung der Kirche, in der Auseinandersetzung mit sexualisierter, spiritualisierter und kolonialer Gewalt wie in der Überwindung eines eurozentrischen, klerikalen, auf Herrschaft über Menschen und Natur zielenden Zerrbilds des Glaubens. Die Synode zur Synodalität versteht Martin Kirschner als eine Etappe in einem umfassenderen Prozess kirchlicher Erneuerung, damit Kirche in den Krisen und Konflikten unserer Zeit im Sinn des Zweiten Vatikanischen Konzils „Zeichen und Werkzeug der Einheit der Menschen mit Gott untereinander“ sein kann.
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