Nachlese zur Tagung: Gott nach Kant?

Unter der Leitung von Dr. Klaus Viertbauer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Theologie in Transformationsprozessen, wurde am 4. und 5. Juni eine hybride Tagung zum Thema „Gott nach Kant?“ in Wien veranstaltet.

Philosophie und Theologie bemühen sich gleichermaßen um eine wissenschaftlich verantwortungsvolle Rede von Gott. Eine der größten Zäsuren markiert dabei die Philosophie Immanuel Kants. Diese forderte für den Bereich der theoretischen Vernunft, die auf die Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis rekurriert, massive Beschränkungen (z.B. Existenz Gottes, Eigenschaften Gottes oder Theodizee). Gegenwärtig ist die philosophische und theologische Landschaft verstärkt von zwei Tendenzen geprägt: Einerseits ignorieren große Teile gerade der analytisch geprägten Theologie die von Kant erarbeiteten Standards; andererseits gibt es Tendenzen, den Gottesglauben insgesamt als irrational anzusehen oder gegenüber den Ansprüchen der Vernunft zu immunisieren. Dies kann zu unterschiedlichen Pathologien führen – die Zunahme von fundamentalistischen Kräften im religiösen Bereich; das Erstarken von szientistischen Naturalismen in der Wissenschaft; neue Formen kämpferisch-atheistischer Säkularismen in der Gesellschaft. Die Tagung versucht, dem vorzubeugen, indem sie den Linien der Kant-Rezeption bei Fichte, Schelling, Hegel, Jacobi, Schleiermacher und Kierkegaard folgt und nach der Relevanz dieser Ansätze für den gegenwärtigen Diskurs fragt.

Eine Publikation mit Beiträgen (in alphabetischer Reihung) von Ingolf U. Dalferth, Christian Danz, Jakob Deibl, Bernd Dörflinger, Edith Düsing, Georg Essen, Eckhart Förster, Thomas Hanke, Stefan Lang, Matthias Lutz-Bachmann, Jürgen Stolzenberg und Klaus Viertbauer erscheint 2022 bei Meiner in Hamburg.

Ein Rückblick auf das Tagungsprogramm: Flyer