Den meisten ist er vor allem seit seinem Interview mit Ex-DFB-Teamchef Rudi Völler bekannt. Doch auch so gehört Waldemar Hartmann zu den bekanntesten Sportmoderatoren des deutschen Fernsehens. Jetzt hat er die Katholische Universität Eichstätt besucht. Studenten des Journalistik-Studiengangs hatten die Möglichkeit, Waldemar Hartmann live zu erleben und am Seminar „Sportjournalismus: Fußballkommentar“ teilzunehmen. Organisiert hatte das Seminar die Fachgruppe Journalistik in Kooperation mit dem Bayerischen Journalisten-Verband. Später fand ein öffentliches Gespräch statt, bei dem Interessierte dem Sportmoderator ihre Fragen stellen konnten. Doch anders als in seinen vielen Interviews und Sendungen, die er mit seiner gewohnt lockeren Art jedes Mal souverän meistert, war „Waldi“ am Morgen sichtlich aufgeregt, als er die Studenten mit Handschlag begrüßte. „Ich bin nervöser als vor jeder Fernsehsendung“ gab er unumwunden zu, denn schließlich sehe er eine Universität erst zum zweiten Mal von innen. „Ich habe auf dem Weg zum Abitur das Gymnasium abgebrochen, da die zweite Ehrenrunde drohte“, erzählte der 61-Jährige. Allerdings konnte das seine steile Karriere nicht verhindern, die ihn vom DJ zu einem der renommiertesten und beliebtesten Sportmoderatoren beförderte. Der gebürtige Nürnberger hatte mit 18 Jahren als Klatschreporter bei einer Zeitung begonnen. Später machte er ein Volontariat in Augsburg und betrieb nebenbei eine Studentenkneipe: „Waldis Club“.
Er ging zum Bayerischen Rundfunk, arbeitete zuerst beim Radio und später beim Fernsehen. Heute moderiert Hartmann in der ARD bei Fußball-Länderspielen, Olympischen Spielen und Boxkämpfen. Daneben gibt es seit 2006 die Formate „Waldis Club“ und „Waldi und Harry“ mit Harald Schmidt. Doch eine derartige Karriere sei heute ohne ein abgeschlossenes Studium nicht mehr möglich, das brachte Hartmann gleich zu Beginn des Seminars unverblümt zur Sprache. Er empfahl den Studenten jedoch über sein persönliches Lieblingsmedium Hörfunk zum Fernsehen zu gelangen, da man dort unter anderem lerne, mit Livesituationen umzugehen. Ein Patentrezept für eine erfolgreiche Karriere gebe es nicht, mit den Journalisten verhalte es sich wie mit Fußballern: „Ich sehe das wie Otto Rehagel, der einmal gesagt hat: Es gibt keine jungen und alten Spieler, es gibt nur gute und schlechte.“ Auch über den Stellenwert des Sportjournalisten, der nur knapp vor den Kollegen aus dem Reise- und Auto-Ressort rangiere, referierte der Moderator.
Im Anschluss durften die Studenten zur Zusammenfassung eines Fußballspiels unter Live-Bedingungen einen Kommentar einsprechen, den sie zuvor schon vorbereitet hatten. Gemeinsam mit dem Moderator wurden die Beiträge anschließend diskutiert. „Waldi“ hatte jede Menge Tipps und Tricks für einen guten Kommentar parat. Hartmann gab sich locker und plauderte auch immer wieder aus dem Nähkästchen, was interessante Geschichten vor allem über den FC Bayern hervorbrachte. „Ich erfahre viel, weil die meisten glauben, dass ich eh schon die Hälfte weiß“, verriet Hartmann den Trick, mit dem er an sein enormes Insiderwissen gelangt.
Doch auch ein Waldemar Hartmann hat in seinem Leben nicht nur Sonnenseiten erlebt, wie er im Gespräch mit den Journalistik-Studenten zugab: „Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um Everybody’s Darling zu sein. Ich bin ein Polarisierer und habe deshalb viel Zustimmung, aber eben auch Ablehnung. Aber dafür werde ich zumindest wahrgenommen.“ Ein Kommentator müsse vor allem lernen, mit seinen Kritikern umzugehen.
Auch das umstrittene Thema Doping brachte Hartmann zur Sprache. Den Sportjournalisten stelle sich die Frage, ob man das bewertet was man sieht, oder ob sofort ein Verdachtsmoment dabei aufkeimt. Deshalb sei mittlerweile fast schon eine juristische Ausbildung oder zumindest ein juristischer Berater nötig, um kompetent über dopingbelastete Sportveranstaltungen berichten zu können.
In dem anschließenden Gespräch wurde noch einmal das legendäre Interview mit dem damaligen Nationaltrainer Rudi Völler nach dem 0:0 in der EM-Qualifikation gegen Island gezeigt und hinterher diskutiert. Für den Sportmoderator persönlich sei das Interview ein Lottogewinn gewesen, der ihm nur eine Woche später ein Vertragsangebot einer Brauerei einbrachte, das ihm rein finanziell „einen gemütlichen Lebensabend ermöglicht“. Auch von Seiten seiner Kritiker habe er anerkennende Worte bekommen über die Art und Weise, wie souverän er diese schwierige Situation meisterte. Seither telefoniere er jedes Jahr am 6. September, am Jahrestag des Interviews, mit Rudi Völler, bei dem er sich für das Interview bedanke.
Zu der aktuellen Diskussion, ob Nebeneinkünfte die journalistischen Tätigkeiten beeinträchtigten, wies Hartmann alle Kritik von sich, da er nicht über die Brauerei berichte. „Meine journalistische Glaubwürdigkeit wird durch das Trinken eines Grundnahrungsmittels in Bayern nicht gefährdet“, verteidigte der Moderator seinen Standpunkt.
Zum Abschluss des Abends gab „Waldi“ noch seinen Tipp ab, wer in der neuen Saison die Meisterschaft nach Hause holen wird. „Ich glaube, es wird der FC Bayern, weil der die Schmach des vergangenen Jahres tilgen muss“, gab Hartmann seine Prognose ab und wurde dafür von den anwesenden Bayern-Fans mit viel Applaus belohnt.