Trauer um Prof. Dr. em. Winfried Haunerland


Trauer um Professor Dr. Winfried Haunerland Nach schwerer Krankheit ist am Dienstag, 2. August 2023, der Münchner Liturgiewissenschaftler Winfried Haunerland im Alter von 67 Jahren verstorben. Dem Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft an der KU war er aus verschiedenen Gründen sehr eng verbunden. Winfried Haunerland wurde am 29. März 1956 in Essen geboren. Nach dem Studium der Katholischen Theologie in Bochum, Tübingen und München wurde er am 28. Mai 1982 zum Priester der Diözese Essen geweiht und war hier als Kaplan und Religionslehrer tätig. 1988 erfolgte in München die Promotion zum Doktor der Theologie mit einer Dissertation über „Die Eucharistie und ihre Wirkungen im Spiegel der Euchologie des Missale Romanum“, die er unter der Leitung von Reiner Kaczynski (1939–2015) anfertigte. Nach einigen Jahren in der Priesterausbildung im Bistum Essen habilitierte sich Winfried Haunerland mit einer Arbeit über „Die Primiz. Studien zu ihrer Feier in der lateinischen Kirche Europas“. Nach einer weiteren Zeit, in der er für die Priesterfortbildung in seinem Heimatbistum verantwortlich war, übernahm er 1996 die Professur für Liturgiewissenschaft an der Katholischen Privatuniversität Linz, ab 2001 dann an der Universität Würzburg. 2005 folgte der Ruf auf den Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft an der Universität München, den er bis 2022 innehatte. In der gleichen Zeit begleitete er als Direktor des Herzoglichen Georgianums zahlreiche junge Männer auf ihrem Weg zum Priestertum. Bei Winfried Haunerland gingen theologische Wissenschaft und kirchliche Lebenspraxis stets Hand in Hand. Dabei war er sich bewusst, dass er sich mit seiner fachlich-theologischen Expertise und seiner menschlich-spirituellen Persönlichkeit in unterschiedlichen, voneinander zu trennenden Bereichen bewegte. Als Liturgiewissenschaftler war er im deutschen Sprachraum und darüber hinaus eine bedeutende Gestalt, die unser Fach nachhaltig geprägt hat. Als langjähriger Berater der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz und als Mitarbeiter in vielen anderen kirchlichen Gremien hat er sich mit hohem persönlichen Engagement uneigennützig in den Dienst der Kirche gestellt und für die Förderung der Liturgie gewirkt. Als Verantwortlicher in der Priesteraus- und -fortbildung trug er wesentlich dazu bei, das Priestertum des Dienstes theologisch zu reflektieren und dies für eine gelingende priesterliche Existenz fruchtbar zu machen. Mit der Liturgiewissenschaft in Eichstätt verbanden ihn verschiedene, gemeinsam verantwortete Projekte. Erinnert sei an die seit vielen Jahren betriebene Rezeptionsforschung der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils in den deutschsprachigen Ortskirchen und Pfarreien. Ein von der DFG gefördertes Projekt zur Rezeption der Liturgiereform in den männlichen Ordensgemeinschaften des deutschen Sprachgebiets konnte mit einem noch in diesem Jahr erschienenen Sammelband weitgehend abgeschlossen werden. Eine ebenso enge Zusammenarbeit ließ die beiden Bände zur „Geschichte der Liturgie in den Kirchen des Westens“ entstehen, die gemeinsam mit Benedikt Kranemann (Erfurt) und Martin Klöckener (Fribourg) realisiert werden konnten. Getragen war diese Arbeit nicht zuletzt von der Freundschaft und engen Weggemeinschaft, die mich persönlich mit Winfried Haunerland verband. Es war eine reiche Zeit mit vielen gemeinsamen Gesprächen und Erlebnissen. Ich habe ihm sehr viel zu verdanken – wissenschaftlich wie menschlich. Mit Winfried Haunerland verlieren Theologie und Kirche in Deutschland eine herausragende Persönlichkeit und ich nicht nur einen geschätzten Kollegen, vielmehr einen treuen Freund und Begleiter. Möge er nun teilnehmen an der himmlischen Liturgie, deren irdische Feier ihm so sehr am Herzen lag. Prof. Dr. Jürgen Bärsch