Und Moeller sprach im Verlauf der Diskussion für einen Diplomaten sehr offen mit den Studenten über aktuelle politische Themen seines Heimatlandes und ging auf deren Frage ein. Der Generalkonsul schilderte zunächst Hintergründe zur Frage, warum neben der US-Botschaft in Berlin und den Generalkonsulaten in Frankfurt, Leipzig, Hamburg und Düsseldorf auch in München eine diplomatische Vertretung der USA ansässig ist. „Wenn die Amerikaner an Deutschland denken, dann denken sie an Bayern. Der Freistaat war ein Teil der Besatzungszone, Millionen US-Bürger haben im Lauf der Jahrzehnte in Bayern Militärdienst geleistet“, erklärte Moeller. Daher sei es nicht überraschend, dass von den jährlich 1,5 Millionen Amerikanern, die Deutschland als Touristen besuchen, die Hälfte nach Bayern komme. Noch heute sei zudem ein Großteil der in Europa präsenten US-Streitkräfte in Bayern stationiert. Außerdem verwies Moeller auf eine rege wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Bayern und den Vereinigten Staaten, die für den Freistaat Exportziel Nummer eins sind. Umgekehrt betreibe z.B. der Autohersteller BMW ein großes Werk in South Carolina, so dass die Münchner Marke mehr Fahrzeuge „Made in USA“ aus den Staaten exportiere als die US-Konkurrenz.
Als Hauptaufgaben seines Generalkonsulat beschrieb William Moeller – der während seiner Militärzeit selbst in Bad Tölz stationiert und als Diplomat schon weltweit im Einsatz war –Dienstleistungen für US-Bürger, Öffentlichkeitsarbeit sowie die Analyse von Wirtschaft und Politik vor Ort. Hauptthema seines Vortrag bildete die Frage warum und mit welchen Mitteln Demokratie durch die USA weltweit gefördert werde. „Demokratische Länder sorgen generell für Stabilität und führen seltener Krieg“, so Moeller. Die Vereinigten Staaten hätten zum Ziel, demokratische Institutionen und Zivilgesellschaften zu fördern, Rechtstaatlichkeit zu stärken und wirtschaftliche Freiheit zu unterstützen. Seinem Land sei die Wahrung von Menschenrechten und der Schutz unabhängiger Medien ein Anliegen. Auf die Frage aus dem Publikum, ob man beispielsweise angesichts der von der Occupy-Bewegung kritisierten Einflussnahme der Wirtschaft auf die Politik dennoch am Modell der Marktwirtschaft festhalten könne, schilderte Moeller, dass aus seiner Sicht Freiheit im wirtschaftlichen Bereich Grundvoraussetzung für politische Freiheit sei. Hinsichtlich der Kritik am nach wie vor bestehenden Gefangenen-Camp in Guantanamo verwies der Generalkonsul darauf, dass Präsident Obama in dieser Frage an einen Beschluss des US-Kongresses gebunden sei, der sich gegen eine Auflösung des Sondergefängnisses ausgesprochen habe.
Die Frage der Menschenrechte spielte auch eine Rolle in Wortmeldungen aus dem Publikum zur Haltung der USA im Syrien-Konflikt. So fragte ein Kommilitone, ob die US-Regierung nicht mit zweierlei Maß urteile, wenn sie einerseits syrische Rebellen unterstützen wolle, jedoch zum Beispiel in Saudi-Arabien oder Bahrein nicht eingreife, wenn das Volk dort für mehr Demokratie auf die Straße ginge. „Es gibt verschiedene Strategien für verschiedene Länder. Generelles Ziel ist dabei, den Übergang zur Demokratie ohne Destabilisierung zu erreichen, was voraussetzt, dass ein Großteil der Bevölkerung bereit ist für Demokratie. Manche Länder brauchen dabei mehr Zeit“, so Moeller. Die Trennung Europas habe lange gedauert, sei jedoch dann ohne Blutvergießen aufgehoben worden. Wenn die USA beispielsweise 1956 im Ungarnaufstand eingegriffen und sich an die Seite der Aufständischen gestellt hätten, wäre die Zahl der Opfer durch eine direkte Konfrontation der beiden Großmächte ungleich größer gewesen.