Vertreibung und Verfolgung in der europäischen Geschichte: Internationaler Workshop von Studierenden der KU

Einen englischsprachigen Workshop zum Thema „Persecutions in European History“ organisierten sechs Masterstudierende Europastudiengangs an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) unter Anleitung des Studiengangsmentors, Prof. Richard Nate, und der Projektkoordinatorin, Bea Klüsener. Zu den Teilnehmenden zählten auch Schüler und Studierende des Strode College im englischen Somerset sowie der University of Plymouth, die mit ihrem Dozenten Andrew Pickering angereist waren.

Die sieben Vorträge des Workshops waren dabei thematisch drei Bereichen zugeordnet: Beginnend mit den Hexenverfolgungen im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts wurden im Anschluss daran die Judenverfolgung im 20. Jahrhundert sowie aktuelle politische und geschlechterspezifische Verfolgungen in Osteuropa behandelt. Der britische Historiker Andrew Pickering berichtete eindrucksvoll mit zahlreichen anschaulichen Beispielen über die Hexenverfolgung in Großbritannien, die Studentin Silvia Carnelli präsentierte einige Fälle aus Bayern und Franken. Beide waren bestrebt, Hexenverfolgungen nicht nur als historisches Phänomen in Zahlen und Fakten darzustellen, sondern auch auf ihre anthropologische Dimension hin zu untersuchen. Das Thema der Judenverfolgung im 20. Jahrhundert wurde in drei Vorträgen mit sehr unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten behandelt. Daniela Bergmaier rief die so genannten Kindertransporte des Jahres 1938 in Erinnerung, durch die jüdische Kinder Zuflucht in britischen Gastfamilien fanden. Sophia Kuschel befasste sich in ihrem Vortrag mit der Frage, auf welche Weise die amerikanische Fernsehserie „Holocaust“ in den 70er Jahren die Gräuel des Dritten Reiches anhand von fiktiven Einzelschicksalen thematisierte. Ya-Chun Tsai widmete sich in ihrer Präsentation der Verfolgung homosexueller Menschen im Dritten Reich, indem sie neben entsprechenden „Gesetzestexten“ auch die Legitimationsstrategien dieser Form der Verfolgung darlegte.

Der dritte und letzte Teil des Workshops betraf den osteuropäischen Raum. Franziska Hodek analysierte die Aufarbeitung der Massenvergewaltigungen während des Jugoslawienkrieges anhand von Slavenka Drakulics Roman „As If I Am Not There“ und zeigte Zusammenhänge zwischen den Vergewaltigungen und  zeitgenössischen Diskursen der „Volksreinigung“ auf. Im letzten Vortrag stellte Maksym Danylchenko Fälle konkreter politischer Verfolgungen in Russland, Weißrussland und der Ukraine vor.

Gerade der internationale Charakter des Workshops wurde von allen Beteiligten als Bereicherung empfunden, was sich in zahlreichen Diskussionen widerspiegelte und  in die Planung weiterer Kooperationen mündete. Ein Gegenbesuch der Studierenden des Europastudiengangs in Somerset ist für 2013 geplant.