Die Erforschung der Nachhaltigkeitswende konzentriert sich bislang vielfach auf Großstädte und urbane Räume. „Viele Menschen leben jedoch in kleinen Städten und ländlich geprägten Regionen“, betont Dr. Thomas Metten von der Stabsstelle Strategie & Hochschulentwicklung der KU, der das Projekt mit initiiert hat. „Allein in Deutschland gibt es rund 2100 Kleinstädte. Das wird bisher aber noch zu wenig berücksichtigt.“ In enger Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Landkreis Eichstätt soll daher ein neuer Ansatz für eine nachhaltige Entwicklung in Kleinstädten erarbeitet werden. Im Fokus des Projektes stehen die kommunalen Bauhöfe.
Gerade den Bauhofmitarbeitenden kommt aufgrund ihres breiten Aufgabenspektrums – von der Grünflächenpflege über Müllentsorgung und Wegeunterhalt bis hin zur Gestaltung öffentlicher Räume – eine wichtige Funktion für eine nachhaltige Entwicklung zu. Dies bringe aber auch Herausforderungen mit sich, denn es handle sich um „eine Berufsgruppe, die einerseits sehr stark in der Öffentlichkeit steht, andererseits Teil unserer Verwaltungen mit allen dazugehörigen Regulationen ist“, erklärte Landrat Alexander Anetsberger zum Projektauftakt. So führe die große Nähe zur Öffentlichkeit dazu, dass die Mitarbeitenden zwar wichtige Multiplikatoren für Nachhaltigkeitsthemen sind, oftmals entstünden jedoch zugleich Zielkonflikte zwischen unterschiedlichen Anspruchsgruppen.
Um solche Herausforderungen differenziert zu erfassen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, wirken im Rahmen des Projekts verschiedene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der KU interdisziplinär zusammen. Beteiligt sind Prof. Dr. Elisabeth Kals (Sozial- und Organisationspsychologie), Akademische Direktorin Petia Knebel (Kunstpädagogik), Prof. Dr. Liane Rothenberger (Journalistik) und Prof. Dr. Angela Treiber (Europäische Ethnologie). Die Europäische Ethnologie untersucht die Rolle der Bauhöfe als treibende Kräfte für eine Kultur der Nachhaltigkeit. Ziel der Sozial- und Organisationspsychologie ist es, Einstellungen und Haltungen zur ökologischen Nachhaltigkeit zu erfassen und tiefergehend zu verstehen. Ausgehend von der aktuellen Situation sollen konkrete Empfehlungen für die weitere Vorgehensweise zur Stärkung der Nachhaltigkeit abgeleitet werden.
Die Zusammenarbeit zwischen Universität und öffentlicher Verwaltung dient nicht nur wissenschaftlichen Zwecken, sondern soll konkrete Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung der Region leisten: „Wir sind bereit, kritisch zu hinterfragen, was wir tun, kritisch zu überlegen, was wir tun können, aber auch bereit, mit der Universität zusammen neue Erkenntnisse zu gewinnen, und am Ende Ziele und Aktivitäten zu entwickeln, die dem Gemeinwohl dienen“, sagte Oberbürgermeister Josef Grienberger zum Projektauftakt.
Ein wichtiger Beitrag kommt hier von Seiten der Kunstpädagogik, die mit partizipativen Ansätzen unter Einbezug der Bürgerinnen und Bürger neue Perspektiven auf Themen wie Kunst im öffentlichen Raum, sozialer Zusammenhalt und Nachhaltigkeit eröffnet. Die Idee dahinter: Wer den öffentlichen Raum bewusster wahrnimmt, ihn als Gestaltungsraum begreift, lernt seine Umwelt mehr wertzuschätzen und engagiert sich stärker für ihren Erhalt. Die Journalistik unterstützt diese Prozesse kommunikativ, um die Ideen, Bedürfnisse und Visionen verschiedener Bevölkerungsgruppen für ein besseres Leben auch in konkrete Nachhaltigkeitsprojekte einfließen zu lassen. Nicht zuletzt geht es darum, die Bauhöfe, die für die Nachhaltigkeitstransformation eine wichtige Rolle spielen, als Akteure des Wandels sichtbarer zu machen.
Das Projekt läuft bis Mai 2027. Weitere Informationen finden Sie hier.