Rückblick auf das Sommersemester 2025: Der deutsch-französische Instrumentenkasten der Versöhnung

Workshop zu Gedenkreden
© Rüther

Unterstützung der Zivilgesellschaft, Jugendaustausch und symbolische Gedenkreden: Auf den Instrumentenkasten der deutsch-französischen Beziehungen wird auch in den deutsch-polnischen und deutsch-griechischen Beziehungen zurückgegriffen. Inwieweit sind diese Aussöhnungsprozesse vergleichbar? Können Deutschland und Frankreich als Modell dienen?

Diese und andere Fragen wurden im Laufe des Sommersemesters im deutsch-französischen Studiengang unter der Leitung von Dr. Christina Rüther mit zwei Experten diskutiert. In beiden Fällen machte ein Vergleich der deutsch-französischen mit den deutsch-polnischen bzw. deutsch-griechischen Beziehungen deutlich, wie unterschiedliche die Ausgangsbedingungen für Versöhnung mit Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg waren. Dr. Mariusz Kozerski von der Universität Breslau beleuchtete zentrale Versöhnungsgesten zwischen Deutschen und Polen. Er stellte die Mittler der deutsch-polnischen Beziehungen in den Vordergrund, das heißt Vertreterinnen und Vertreter der Zivilgesellschaft, die nicht in der ersten Reihe der Politik stehen. 

Dr. Babis Karpouchtsis (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg) zeigte in seinem einführenden Vortrag über die deutsch-griechischen Beziehungen, wie vielschichtig Versöhnungsprozesse und Konfliktlinien seien können und legte einen Schwerpunkt auf die Märtyrerdörfer in Griechenland. Im anschließenden Workshop wurden die Reden der Bundespräsidenten Joachim Gauck und Frank Walter Steinmeier im französischen Märtyrerdorf Oradour-sur-Glane (2013 und 2024) und in den griechischen Märtyrerdörfern Lingiades (2014)  und Kandanos (Kreta, 2024) verglichen. Bemerkenswert waren unter anderem die Reaktionen der Zivilgesellschaft, die neben der juristischen Aufarbeitung (langjährige, vergebliche Forderung in Oradour-sur-Glane) auch konkrete Taten statt Gesten forderten (z.B. im Rahmen der Debatte um Reparationen in Griechenland). So wurde in beiden Beispielen deutlich, dass in Versöhnungsprozessen auf vergleichbare Instrumente zurückgegriffen wird, deren Wirkung aber stark kontextabhängig ist. Dabei ist vor allem das Wissen um und das Gespür für mögliche Reaktionen der Opfervertretung eine zentrale Komponente.

Weitere Einblicke

Mariusz Kozerski (Universität Breslau)
© Rüther Dr. Mariusz Kozerski (Universität Breslau)
Mariusz Kozerski (Universität Breslau)
© Rüther Dr. Mariusz Kozerski (Universität Breslau)
Workshop zu Gedenkreden
© Rüther Studierende des DFS werten Gedenkreden in Frankreich und Griechenland aus
Workshop zu Gedenkreden
© Rüther Dr. Babis Karpouchtsis (Universität der Bundeswehr, Hamburg) vergleicht die Gedenkreden in einer 4-Felder-Matrix
Babis Karpouchtsis (Universität der Bundeswehr, Hamburg)
© Rüther Am Vorabend: Impulsvortrag über die deutsch-griechischen Beziehungen und die deutschen Außenpolitik der Versöhnung