2005 bis 2014

2005: 20-Jahr-Feier und Tag der offenen Tür

Prof. Dr. Heinz-Gerd Hegering, Dr. Wolfgang A. Slaby und Prof. Dr. Dr. Manfred Clauss
Die Vortragenden des Festkolloquiums: Prof. Dr. Heinz-Gerd Hegering, Dr. Wolfgang A. Slaby und Prof. Dr. Dr. Manfred Clauss

Anlässlich des 20-jährigen Bestehens des URZ fand am 6. Oktober 2005 in der Aula ein feierliches Festkolloquium statt. Im Mittelpunkt standen die IT-Versorgung von Universitäten im Allgemeinen und die besonderen Entwicklungen an der KU. Nach der Begrüßung durch Dr. Wolfgang Slaby, Direktor des URZ, sprachen Prof. Dr. Stefan Schieren, Vizepräsident der KU, und Kanzler Dr. Gottfried Freiherr von der Heydte, Grußworte. Im Anschluss folgten Fachvorträge, die die Rolle und die Aufgaben eines Universitätsrechenzentrums aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten: Prof. Dr. Dr. Manfred Clauss, Lehrstuhl für Alte Geschichte der KU, beleuchtete die Fragestellung aus der Perspektive der Wissenschaft („Was erwartet die Geisteswissenschaft von einem Hochschulrechenzentrum?“). Prof. Dr. Heinz-Gerd Hegering, Direktor des Landesrechenzentrums, überschrieb seinen Festvortrag mit dem Titel „Das Hochschulrechenzentrum als Integrator der IT-Dienste in der Universität“. Der Direktor des Universitätsrechenzentrums der KU, Dr. Wolfgang Slaby, sprach abschließend zum Thema „20 Jahre Universitätsrechenzentrum – Rückblick und Ausblick“.

urzvortrag während des Tags der offenen Tür
Kurzvortrag während des Tags der offenen Tür

Am 8. Oktober 2005 folgte ein Tag der Offenen Tür im URZ, zu dem sowohl alle Mitglieder der KU als auch Bürgerinnen und Bürger der Stadt und des Umlands eingeladen waren. Das vielfältige Angebot umfasste unter anderem eine Bildergalerie, Ausstellungsstücke zur Entwicklung des PCs und einen offenen PC mit Erläuterungen zur Funktionsweise. 

In den laufenden Vorführungen wurden die Einsatzmöglichkeiten der Hörsaal-Multimedia-Ausstattung, der E-Learning-Plattform ILIAS sowie die Funktionsweise des kabellosen Netzes (WLAN) demonstriert. Ergänzend dazu standen mehrere Kurzvorträge auf dem Programm, die Themen wie PC-Sicherheit, Bibliotheks-EDV, Internetrecherche und die Prüfungsverwaltung mit Internetschnittstelle behandelten. 

Neben den IT-bezogenen Angeboten fand zudem eine Tombola statt, bei der allgemeine Fragen im Multiple-Choice-Format beantwortet werden konnten. Als Anreiz zur Teilnahme wurden von Sponsoren kleine Preise zur Verfügung gestellt.

2006: Moderne Netzdienste auch von Zuhause

Schon seit dem Jahr 2000 war die KU (aus damaliger Sicht relativ komfortabel) mit 34 Mbit/s an das vom DFN-Verein (Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes e.V.) betriebene deutsche Wissenschaftsnetz X-WiN angeschlossen. Im Jahr 2006 wurde dessen vierte Generation fertig gestellt, was kurzfristig für die KU nur eine moderate Steigerung der Bandbreite auf 50 Mbit/s erbrachte, aber den Grundstein für viele weitere Leistungssteigerungen in den Folgejahren legte (Stand 2025: 6 Gbit/s = 6.144 Mbit/s). Auch die interne Datenleitung zwischen den Standorten Eichstätt und Ingolstadt konnte auf dieses Leistungsniveau angehoben werden.

Durch Maßnahmen des URZ konnte der Nutzen der X-WiN-Anbindung wesentlich erhöht werden: Per Virtual Private Network (VPN) wurden Netzzugriffe, die bisher auf KU-PCs beschränkt waren, auch von zu Hause oder auf Reisen ermöglicht. Eine VPN-Verbindung zwischen dem heimischen PC und dem Hochschulnetz der KU ließ sich ab 2006 auf jeder bestehenden Internetverbindung aufbauen – unabhängig von Zugangstechnik (Modem, ISDN, DSL) oder Internetanbieter. Durch die dynamische Zuteilung einer IP-Adresse aus dem Adressbereich der KU erhielten Nutzerinnen und Nutzer nicht nur Zugriff auf reguläre Internetdienste, sondern auch auf alle intern zugangsbeschränkten Angebote. Dazu zählten unter anderem der SMTP-Mailserver für den E-Mail-Versand, Updates der Sophos-Antivirensoftware, der Zugang zum Novell-Netz samt persönlichem Home- oder Projektverzeichnis, die Nutzung des Fax-/VoiceMail-Clients Tobit sowie der Zugriff auf lizenzierte CD-ROM-Angebote der Universitätsbibliothek. Der gesamte Datenverkehr wurde dabei mit einer starken 256-Bit-AES-Verschlüsselung zwischen dem heimischen Rechner und dem VPN-Server der KU gesichert.

2007: Integration der Verwaltungs-IT ins URZ und Einführung KU.Campus

Im Zuge der Einführung IT-gestützter Verfahren hatten viele Universitäten etwa ab den 1990er Jahren neben den Rechenzentren weitere Abteilungen oder Referate mit Zuständigkeiten etwa für Elektronische Datenverarbeitung (EDV) in der Verwaltung, für Webauftritt, EDV-Einkauf, E-Learning, Multimedia oder Studienorganisation. An der KU waren die Verantwortlichkeiten im IT-Bereich schon früh im URZ konzentriert worden. Zunächst gab es jedoch in der Haushaltsabteilung der KU-Verwaltung noch ein EDV-Referat unter Leitung von Eduard Breitenhuber, heute Leiter der Finanzabteilung.

Ende 2006 fasste die Hochschulleitung der KU dann in Abstimmung mit dem URZ einen wegweisenden Beschluss: Um die neuen Herausforderungen bei der Einführung eines hochschulweiten Campus-Management-Systems zur Unterstützung der Lehrveranstaltungsplanung, der Raumbelegungsplanung und des Prüfungsmanagements besser meistern zu können und mögliche Synergieeffekte dafür nutzbar zu machen, wird das für die Betreuung der IT-Anwendungen in der Verwaltung zuständige EDV-Referat zum 1. März 2007 in das Universitätsrechenzentrum integriert. Mit diesem Datum wechselten also Sybille Fröhlich, Maria Probst und Gunter Riedl in das URZ (vgl. https://www1.ku.de/urz/inkuerze/pdf/ik107.pdf, S. 10ff). In den Folgejahren wuchs die Verwaltungs-IT-Gruppe personell mit den zunehmenden Aufgaben. So wurden zum Beispiel das Personalsystem erneuert und die KU Stempelkarten und Papier-Urlaubsanträge durch das Zeiterfassungssystem Zeus ersetzt. Seitdem erfolgen Arbeitszeiterfassung und Urlaubsverwaltung per Transponder bzw. über Webformulare – eine effizientere, transparentere und komfortablere Lösung.

Schon im selben Jahr wurde die Schweizer Plattform Evento als Campus-Management-System eingeführt und KU.Campus getauft. Von Beginn an erfolgte der Zugriff für "normale" Benutzer per Web-Interface, zunächst unter der Adresse http://campus.ku-eichstaett.de (heute unter https://campus.ku.de/). Studieninteressierte konnten sich im öffentlichen Bereich umfassend über die an der KU angebotenen Studiengänge informieren oder einen Überblick über die konkreten Lehrveranstaltungen eines bestimmten Semesters verschaffen. Studierende hatten nach entsprechender Authentifizierung die Möglichkeit, sich für Lehrveranstaltungen und Prüfungen anzumelden, das Veranstaltungsangebot ihres Studiengangs abzurufen, sich ihren persönlichen Stundenplan anzeigen zu lassen sowie ihren bisherigen Studienverlauf und die erbrachten Prüfungsleistungen einzusehen. Dozierende konnten sich nach Anmeldung mit ihrer Benutzerkennung einen Überblick über die registrierten Teilnehmer ihrer Lehrveranstaltungen verschaffen, diese per E-Mail benachrichtigen, ihren persönlichen Stundenplan einsehen sowie Prüfungsnoten eingeben.

Anzahl der erfolgreichen Registrierungen für Lehrveranstaltungen ab Eröffnung der jeweiligen Anmeldephase.
Anzahl der erfolgreichen Registrierungen für Lehrveranstaltungen ab Eröffnung der jeweiligen Anmeldephase.

Ein zentrales Element von KU.Campus war und ist die Lehrveranstaltungsanmeldung. Auch in der aktuellen Version des Systems spielt sie eine wesentliche Rolle im Ablauf des Semesterbetriebs. Das nebenstehende Diagramm zeigt exemplarisch die zeitliche Verteilung der Anmeldungen an einem typischen Anmeldetag und macht deutlich, wie sich die Zugriffszahlen direkt nach Öffnung des Portals entwickeln.

Während in früheren Jahren aufgrund von Kapazitätsengpässen nur ein geringer Anteil der Anmeldeversuche sofort erfolgreich war, wurde das Nutzererlebnis durch Architekturverbesserungen sukzessive verbessert. Seit dem Sommersemester 2023 läuft das System so flüssig, dass ein großer Teil der Anmeldungen schon innerhalb von 5 Minuten nach Freigabe abgeschlossen wird.

2008: Open-Source-Tag

Seit seiner Gründung setzt das URZ in vielen Bereichen Open-Source-Software ein. Schon in den Anfangsjahren gehörte dazu das freie Textsatz-System TeX / LaTeX, welches weiterhin u.a. in der Mathematik und den Naturwissenschaften für die Erstellung von Publikationen und Vortragsfolien genutzt wird und sich so zu einem Standard auch für die Darstellung von Formeln im Web etablierte. Später wurden (ursprünglich weitgehend auf UNIX basierende) Server und Workstations großteils durch Linux-Rechner ersetzt, also auf ein Open-Source-Betriebssystem umgestellt. 

Um attraktive Open-Source-Angebote auch außerhalb des URZ sichtbar zu machen, lud Anja Schorr mit URZ-Kollegen zu einem Open-Source-Tag in die ehemalige Orangerie ein. Zahlreiche Interessenten informierten sich am 2. Juli 2008 im Rechenzentrum mit Vorträgen und Workshops über das Thema Open Source. Martin Lasarsch vom OpenSuSE-Projekt stellte überzeugend dar, dass nicht erst die OpenSuSE-Version 11 zu einer echten Alternative auf dem Desktop geworden ist. Gerade auch Einsteigern wird der Umgang mit der Linux-Distribution durch eine intuitiv gestaltete Oberfläche sowie vielfältige Unterstützungs- und Supportangebote erleichtert. In weiteren Vorträgen wurden Erweiterungen für Firefox, der Web-Mailer der KU SquirrelMail, die Programmierung mit Java und Netbeans, OpenOffice und die Plattform ePortfolio vorgestellt. Zeitgleich konnte man sich in Workshops neben den Möglichkeiten, die die Lernplattform ILIAS Studierenden hinsichtlich Gruppenarbeiten im Netz bietet, über den Umgang mit der Linux-Distribution Ubuntu informieren. Außerdem wurde gezeigt, wie man sich mit Hilfe von Virtualisierungssoftware mehrere Betriebssysteme auf einem Rechner gleichzeitig installieren kann und wie man einen Computer im Notfall mit der Ultimate-Boot-CD für Windows „retten“ kann. Eine Kurzeinführung in LaTeX bildete schließlich den Abschluss des vielseitigen Programms.

Von Beginn an wurden und werden an der KU auch proprietäre Betriebssysteme (wie Microsoft Windows in PC- und Server-Varianten) und proprietäre Anwendungen wie Microsoft Office und Adobe Acrobat (sowie etliche Server-Anwendungen) eingesetzt. In den letzten Jahren kamen Cloud-Angebote wie Zoom und Qualtrics (sowie Microsoft 365) hinzu; noch mehr haben sich proprietäre Cloud-Angebote (die intern i.d.R. auf Linux und weiteren Open-Source-Technologien basieren) von US-Anbietern wie Google Maps, Facebook/WhatsApp und neuerdings ChatGPT im privaten Bereich durchgesetzt. Es wird spannend zu sehen sein, inwieweit Initiativen zur Digitalen Souveränität solchen Abhängigkeiten entgegenwirken können.

2009: Server-Virtualisierung im Produktivbetrieb

Um eine Anwendung wie KU.Campus oder den Webauftritt der KU zentral bereitstellen zu können, müssen passende IT-Ressourcen für diesen Zweck reserviert und passend konfiguriert werden. Traditionell wurden dafür jeweils ein oder mehrere Server mit ausreichenden Rechen-, Speicher- und Netzkapazitäten zusammengestellt und exklusiv für bestimmte IT-Dienste eingerichtet. Mit der stark wachsenden Zahl von IT-Diensten wurden dafür immer mehr spezialisierte physikalische Server benötigt. Die erhöhte Nachfrage nach einzelnen Diensten machte ggf. kurzfristige Nachrüst-Aktionen nötig.

Seit dem Jahr 2007 beschäftigt sich das URZ daher mit Virtualisierungs-Technologien, bei denen Server für Anwendungszwecke virtuell in einem Ressourcen-Pool definiert werden können. Der Einstieg erfolgte zunächst mit der Virtualisierung einzelner Verwaltungsserver, vor allem zu Testzwecken für Konfigurationen und Verfahren. Dabei wurden auf einem physischen Rechner mehrere virtuelle Maschinen betrieben.

2008 fiel der Entschluss, die Virtualisierung umfassend einzusetzen. Zwei identische Server wurden beschafft, an einen größeren Plattenspeicher-Pool im Storage Area Network (SAN) angebunden und großzügig mit Prozessoren und Arbeitsspeicher ausgestattet. Die gewählte Virtualisierungsplattform VMware vSphere wurde so eingerichtet, dass beide Server im Lastverteilungs- und Redundanzbetrieb arbeiten. Dadurch können virtuelle Maschinen während des laufenden Betriebs je nach Auslastung von einem physischen Server auf den anderen migrieren. Fällt ein Server aus, übernehmen die virtuellen Maschinen ohne Unterbrechung den Betrieb auf dem verbleibenden Server.

Nach einer erfolgreichen Testphase wurden die ersten produktiven Server aufgesetzt. 2009 kam ein dritter physischer Server hinzu, um die wachsende Zahl virtueller Maschinen bei gleichbleibender Ausfallsicherheit betreiben zu können. In dieser Konfiguration liefen drei physische Server mit insgesamt 24 Prozessoren (71 GHz Rechenleistung), 96 GB Arbeitsspeicher und rund 3 TB Plattenspeicher. Darauf waren 39 virtuelle Server in Betrieb. Eine ähnliche, jedoch etwas kleiner dimensionierte Virtualisierungsumgebung wurde an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Ingolstadt eingerichtet.

Seither hat sich die Server-Virtualisierung am URZ kontinuierlich weiterentwickelt. Heute (Stand: Juli 2025) betreibt das URZ insgesamt 309 virtuelle Server auf acht physischen Hosts – je vier in Eichstätt und Ingolstadt. Neben Server-Anwendungen werden in den Bereichen Bibliothek und PC-Pools auch PCs virtualisiert betrieben; zusätzlich laufen 114 virtuelle Desktops (VDs) auf drei dedizierten Hosts.

2011: Einführung von Typo3 als Web Content Management System

Schon sehr schnell nach Einführung des World Wide Web (WWW) hatte auch die KU begonnen, ein Internet-Informationsangebot aufzubauen. Anfangs wurden die Webseiten noch von Hand in HTML zusammengebaut. Ab dem Jahr 2002 konnten Webseiten direkt auf einer Weboberfläche (mit KONTENTOR auf der Basis von ZOPE) im Browser erstellt und bearbeitet sowie Layouts zentral gepflegt werden; HTML-Kenntnisse waren nicht mehr erforderlich.

Webseite
Früher "handgestrickter" Webauftritt der KU (1997)
Webauftritt der KU mit KONTENTOR (2011)
Webauftritt der KU mit KONTENTOR (2011)

Das Produkt KONTENTOR konnte sich jedoch am Markt nicht durchsetzen. Im Jahr 2007 wurde (aufgrund der Abkündigung des Supports für KONTENTOR) nach einem Nachfolgeprodukt gesucht und mit der Open-Source-Software Typo3 auch gefunden. Dieses Produkt wurde zu diesem Zeitpunkt schon von einigen bayerischen Universitäten eingesetzt und insbesondere von der Universität Würzburg empfohlen. Im Rahmen eines Pilotprojektes wurde vom URZ eine Testinstanz aufgesetzt; im Jahr 2009 gingen darüber die URZ-Webseiten im bisherigen Layout erfolgreich online.

Daraufhin beschloss die Hochschulleitung eine Web-Relaunch für die gesamte KU. Nach Ausschreibung wurde im Jahr 2011 durch die Nürnberger Agentur CCW ein neuer Webauftritt mit Typo3 in einem neuen Layout umgesetzt. Die Entscheidung der KU für Typo3 hat sich sehr bewährt: Bei einem großen Web-Relaunch-Projekt im Jahr 2020 wurden im Rahmen von Marktsichtung und Vergabe jeweils Alternativen erwogen; auch aus späterer Sicht erschien und erscheint Typo3 jedoch als das für die KU-Bedarfe optimale Content Management System (CMS).

Webseite 2020
Webauftritt der KU nach Relaunch mit Typo3 (2011)
Webseite 2020
Aktueller Webauftritt der KU (2025, nach Relaunch 2020)

2011: Einführung von Active Directory als Verzeichnisdienst

Schon Anfang der 1990er Jahre hatte das URZ mit Novell Netware bzw. eDirectory einen sogenannten Verzeichnisdienst eingeführt, um eine zunehmende Anzahl von IT-Geräten und IT-Diensten effizient betreiben und immer mehr Nutzer-Kennungen (samt Passwörtern, Email etc.) zentral verwalten zu können. Im Jahr 2011 wurde (zunächst zusätzlich) der Microsoft-Verzeichnisdienst Active Directory eingeführt. Die Hintergründe dazu wurden in einem Artikel der INKUERZE 2/2011 erläutert, der hier auszugsweise (und leicht überarbeitet) wiedergegeben werden soll:

Was ist ein Verzeichnis, ein Directory? Vergleichbar mit einem Telefonverzeichnis enthalten auch Verzeichnisse in Softwaresystemen Einträge über Benutzer mit deren Namen und weiteren Daten wie Benutzerkennung (Login), E-Mail-Adresse und Passwort. So kann zum Beispiel ein Benutzer über Thunderbird die E-Mail-Adresse eines Kommilitonen oder Kollegen finden, von dem er bislang nur den Namen weiß. Der weitaus wichtigste Anwendungsfall ist jedoch, dass der Verzeichnisdienst von anderen Diensten (KU.Campus, VPN-Client, Zugang zur Mailbox, ILIAS, Pool-PC) als zentrale Sicherheitskomponente benutzt wird – zum einen als Zugangskontrolle zu dem System überhaupt, aber auch zu den jeweils persönlichen Daten (Noten, E-Mails . . . ). Die Kommunikation zwischen einem Verzeichnisdienst und den oben erwähnten Anwendungen erfolgt in der Regel mit dem standardkonformen Protokoll Lightweight Directory Access Protocol (LDAP).

Nahezu seit den Anfangszeiten unseres Rechenzentrums ist der Verzeichnisdienst der Firma Novell im Einsatz. Er läuft im Rechenzentrum auf dem proprietären NetWare-Betriebssystem und heute aktuell auf einem Linux-basierten Server, hieß früher NDS und heute eDirectory1. Der Dienst wurde in erster Linie über den Novell-Client auf den Mitarbeiter- und Pool-PCs angesprochen. Durch das Login hatte man dann Zugang zu Fileservern, zu Novell-Druckern und zur E-Mail. Später kamen verstärkt die oben bereits erwähnten Webanwendungen hinzu, über die man sich über LDAP authentifizieren kann, denn eDirectory unterstützt ebenso wie Active Directory das LDAP-Protokoll. [Allerdings] unterstützen die aktuellen Systeme Windows 7 und Windows 2008 nicht mehr oder zumindest nur eingeschränkt. Hier liegt ein Motiv für das in der Überschrift angekündigte zweite Standbein im Bereich der Verzeichnisdienste des Universitätsrechenzentrums.

Was ist Active Directory? AD ist ein mit eDirectory vergleichbarer Verzeichnisdienst der Firma Microsoft. Er entspricht ebenfalls den Standards und ist über LDAP ansprechbar. Das Produkt war aber bis vor noch wenigen Jahren sehr schwach ausgebaut und hat sich erst in den letzten Jahren zu einer gewissen Reife entwickelt. AD hat in Ergänzung zu den Standards Wert auf die Integration der hauseigenen Systeme (Windows-Betriebssysteme, Sharepoint, SQL-Server, Outlook Express …) gelegt. So ist beispielsweise zu einem Windows-Login kein eigener Client notwendig. Auch ist der Zugang vom eigenen PC aus zu Windows-Servern mit dem gleichen Log-in möglich und dies sogar „seamless“, also ohne Kennung und Passwort erneut eingeben zu müssen. Es erfolgt aber keine Unterstützung anderer Betriebssysteme außer einer Abfrage per LDAP. 

Warum zusätzlich Active Directory an der KU? Sehr viele unserer Anwendungen basieren auf Apache-httpd-Webservern (Typo3, eGroupware, ILIAS, mail.ku.de, URZ-Helpdesk) oder auf Java-Applikationsservern (Online-Bewerbung, KU.Budget, Veranstaltungsanzeigetafeln, Vorlesungsaufzeichnungssystem electure) und sind damit von Microsoft-Produkten unabhängig – egal ob sie auf Unix- oder eher selten auf Microsoft-Servern laufen. Allerdings gibt es auch reine Microsoftanwendungen, bei denen dies einfach der Softwareanbieter (KU.Campus, Verwaltungssoftware für Studenten, Veranstaltungen, Prüfungen und Finanzen) oder auch der Anwender (Desktops-PCs) vorgibt und bei denen die Verwaltung und die Bedienerfreundlichkeit mit AD leichter ist als mit eDirectory. Nur unter hohem Aufwand könnte man also eine IT-Infrastruktur mit Microsoft-Desktops und -Servern betreiben ohne Einsatz des Microsoft-Verzeichnisdienstes.

Später erwies sich der Parallelbetrieb von eDirectory und AD zunehmend als problematisch; ab 2015 wurden daher zunächst der eDirectory-Login auf Windows-PCs und danach alle Novell-Dienste abgeschafft. Die resultierende reine AD-Architektur bot dann optimale Bedingungen für die Einführung von Microsoft Exchange im Jahr 2017 . Allerdings bietet die AD-Monokultur in den meisten Unternehmensnetzen gefährliche Angriffspunkte für Kriminelle: bei erfolgreichen Cyber-Angriffen wird oft die gesamte Organisations-IT durch eine Kompromittierung der AD-Server lahmgelegt. Seit (Ende 2024?) betreibt das URZ daher einen parallelen Verzeichnisdienst (auf Open-Source-Basis), der regulär alle Shibboleth-Dienste versorgt und im Notfall auch die Wiederherstellung der AD-angebundenen Dienste ermöglichen würde.

2011: Umstieg von WordPerfect auf Microsoft Office

Symbolischer Grabstein für Word Perfect

Im heutigen Sprachgebrauch wird "Office" (als Software) oft als gleichbedeutend mit "Microsoft Office" verstanden, d.h. der rund um die Textverarbeitung Microsoft Word entstandenen Software-Suite von Microsoft. Dabei ist in Vergessenheit geraten, dass MS Word mit WordPerfect einen durchaus ernsthaften, in manchen Bereichen sogar klar überlegenen, Konkurrenten hatte. Auch an der KU war dieses Produkt langjährig im Einsatz – bis 2011. Anlässlich des Auslaufens der Campuslizenz erschien in der InKuerze 2/2011 (in der Rubrik In aller Kuerze) folgender Nachruf:

Für einen Nachruf mag es noch zu früh sein, der Grabstein für die Beerdigung von Word-Perfect hier an der KU, der ersten, auch campusweit verfügbaren Office-Suite, steht jedoch schon bereit. Es ist müßig darüber zu spekulieren, warum der Niedergang dieser herausragenden Software u.a. gerade für Deutschland typisch ist, während sie sich andernorts weiterhin großer Beliebtheit erfreut. An der Qualität jedenfalls liegt es nicht, vielleicht einfach nur daran, dass wir immer besonders eifrig irgendwelchen (Markt-)Führern nachlaufen.

Die nachlassende Nachfrage nach dem Produkt hierzulande hat Corel veranlasst, auf die Herausgabe weiterer deutscher Sprachversionen zu verzichten. Die Version X3 ist daher die letzte verfügbare „deutsche“. Aber auch sie wird an der KU nur noch vereinzelt benutzt, insbesondere von den bereits (pardon) betagteren Kolleginnen und Kollegen. Mit dem Näherrücken des Ausscheidens dieser nur noch kleinen Fangemeinde wird die WordPerfect Office Suite mittelfristig wohl gänzlich vom Software-Bildschirm der KU verschwinden. Vor diesem Hintergrund war die Frage nach einer möglichen Verlängerung der Campuslizenz für diese Suite schnell beantwortet: Es gibt keine! 

Nachdem feststand, dass WP abgelöst werden sollte, musste ein geeigneter Nachfolger gefunden werden. Die Wahl fiel auf MS Office 2010. Ab dem Frühjahr 2012 bot das URZ Schulungen und Einführungen zu den bekanntesten Anwendungen von MS Office 2010 an, darunter Word, PowerPoint und Excel. Zunächst wurden Lizenzen jeweils für einzelne Nutzer erworben. Ab 2017 stieg die KU im Rahmen des Exchange-Einführungsprojekts auf eine umfassende Microsoft-Campuslizenz um.

2013: Der Mann der ersten Stunde geht von Bord

Überrreichung der Universitätsmedaille an Dr. Slaby
Dr. Wolfgang A. Slaby und Präsident Prof. Dr. Richard Schenk

Am 21. Mai 2013 ging Dr. Wolfgang A. Slaby in den wohlverdienten Ruhestand – nach fast 30 Jahren Leitung des URZ. Im Rahmen der Feierstunde anlässlich dieses Ereignisses wurde Slaby vom damaligen KU-Präsidenten Prof. Dr. Richard Schenk die Universitätsmedaille als Anerkennung für seine Verdienste verliehen. „Sie saßen an einer wesentlichen Schaltstelle aller Kommunikation der KU und stellten nicht nur Verbindungen her, sondern auch Verbindliches“, so Schenk.

Die auch im übertragenen Sinn gute Vernetzung Slabys in der Fachwelt sorgte dafür, dass das Rechenzentrum der KU landes- wie bundesweit auf Augenhöhe agierte und gelegentlich sogar eine Vorreiterrolle einnahm. So war Dr. Wolfgang Slaby Mitglied im Verwaltungsrat des Deutschen Forschungsnetzes DFN, welches bei der Feier die DFN-Geschäftsführer Jochem Pattloch und Dr. Christian Grimm vertraten. Darüber hinaus hatte Slaby zwei Jahre den Vorsitz im bundesweiten Arbeitskreis der Leiter wissenschaftlicher Rechenzentren. „Ihr Urteil hatte stets Gewicht – auch durch ihre unabhängige Stellung und Ihr Moderationsgeschick“, würdigte Georg Antretter (IT-Referent des Bayerischen Wissenschaftsministeriums) die Arbeit Slabys.

Auch nach seiner Pensionierung widmete sich Wolfgang Slaby voller Leidenschaft bis zu seinem Tod im Jahr 2024 der gemeinsam mit Prof. Dr. Manfred Clauss bereits in den 1980er Jahren an der KU aufgebauten lateinischen Epigraphik-Datenbank, die weltweit unter dem Namen „Epigraphik-Datenbank Clauss-Slaby“ (EDCS) bekannt und unter https://db.edcs.eu abrufbar ist.

Peter Kahoun und Peter Ihrler
Peter Kahoun und Peter Ihrler

Mit dem Eintritt von Dr. Wolfgang Slaby in den Ruhestand führten ab dem 1. Juni 2013 Peter Ihrler (zuvor zuständig u.a. für E-Learning) und Peter Kahoun (Leiter IT-Infrastruktur) das URZ kommissarisch. Erst im Jahr 2015 wurde mit Dr. Nils Blümer ein neuer URZ-Leiter bestimmt (Dienstantritt 01.07.2015).

2014: Ein neues Telefonsystem für die KU

Für lange Zeit basierte Telefonie generell auf eigenen Leitungsnetzen (in der Regel sogenannte 2-Draht-Technik), über die sowohl Telefonnummern und weitere Verbindungsdaten übertragen wurden (Umstieg von Impulswahl auf Tonwahl in Deutschland etwa ab 1990) als auch die Nutzdaten, d.h. die Sprache. An diesem Grundprinzip wurde auch bei dem Übergang von analoger zu digitaler Signalübertragung mit der Einführung von ISDN (in Deutschland flächendeckend ab 1995) festgehalten. Deswegen wurden auch an der KU zunächst separate Telefonleitungen samt riesigen Schalttafeln verwendet.

Schon früh hatte der URZ-Leiter die Vorteile der moderneren Voice-over-IP (VoIP)-Technologie erkannt, bei der Telefongespräche – wie andere IT-Dienste – über die „normalen" IP-Datennetze (mit rapide wachsender Abdeckung und Bandbreiten) übertragen werden. In einem mehrjährigen Pilotprojekt wurde ein leistungsfähiges Asterisk-System (Open-Source-Software) aufgesetzt und mit zunächst bis zu 200 angeschlossenen IP-Telefonen sehr erfolgreich in eigener Verantwortung betrieben. Primäres Telefonsystem der KU war in der Pilotphase weiterhin die 2003 eingeführte konventionelle Telefonanlage Siemens HiPath 4000. Im Jahr 2012 wurde deutlich, dass deren Tage wegen hoher Kosten und fehlender Ersatzteile gezählt waren; gleichzeitig stand der Abschied des URZ-Leiters, der die Asterisk-Anlage selbst administriert hatte, an.

In dieser Situation nahm die KU das Angebot der Universität Würzburg an, die Verantwortung für den Weiterbetrieb der lokalen Asterisk-Installation der KU ab 2013 zu übernehmen. Ab dem ersten Quartal 2014 wurden alle Anschlüsse der KU auf diese Anlage umgestellt und die konventionelle Anlage außer Betrieb genommen; auf die Verlegung von Zwei-Draht-Anschlüssen u.a. in der frisch renovierten Sommerresidenz und im Kapuzinerkloster konnte verzichtet werden. Mit der vollständigen Umstellung auf VoIP-Telefonie im Jahr 2014 war die KU absoluter Vorreiter in moderner IT unter den Universitäten (die teilweise noch im Jahr 2025 Legacy-Telefonie weiterbetreiben). 

Die Würzburg-Asterisk-Lösung hat sich über mehr als ein Jahrzehnt sehr bewährt. Allerdings konnte die Uni Würzburg wegen beschränkter Kapazitäten die KU-Instanz nicht auf dem Stand der Technik halten (u.a. fehlende "Softphone"-Funktionalität) und hat im Jahr 2024 angekündigt, die Betreuung einstellen zu wollen. Über das daraus resultierende Telefonieprojekt 2025 wird im folgenden Kapitel berichtet.