Diplomarbeiten/Bachelorarbeiten haben in der Regel einen oder mehrere neutestamentliche Texte oder auch ein bibeltheologisch relevantes Thema zum Neuen Testament zum Gegenstand.
Ebenso möglich sind zeit- oder sozialgeschichtliche Themen zum Neuen Testament. Neutestamentliche Texte werden anhand des exegetischen Methodenrepertoires durch eigenständige Textarbeit - in intensiver Auseinandersetzung mit exegetischer Fachliteratur - bearbeitet.
Hilfestellung für die exegetischen Methodenschritte geben entsprechende Methodenlehren sowie die am Lehrstuhl erarbeiteten Materialien. Zeit- und sozialgeschichtliche Themen werden in Auseinandersetzung mit biblischen Texten, außerbiblischen Quellen, archäologischen Zeugnissen und natürlich mit Hilfe einschlägiger wissenschaftlicher Fachliteratur erarbeitet.
Das Thema wird so aufbereitet, dass es Anknüpfungspunkte für einen Praxisteil bietet. Dieser ist ein notwendiger Teil jeder Diplomarbeit/Bachelorarbeit.
Die Diplomarbeit/Bachelorarbeit wird im Rahmen eines Seminars sowie durch regelmäßige intensive Gespräche mit der betreuenden Professorin begleitet.
Bislang wurden folgende Themen bearbeitet:
Gegenstand der Forschung ist die Frage der Konstruktion kollektiver Identität in frühchristlichen Gemeinden, exemplarisch aufgezeigt am Beispiel des Galaterbriefs. Dies ist zugleich ein Beitrag zu aktuellen Debatten zum Spannungsverhältnis zwischen kollektiver Identitätsbildung und Religion.
Der Galaterbrief fällt in eine Zeit des gesellschaftlichen und kulturellen Wandels in den römischen Provinzen Kleinasiens und Griechenlands. Die römische Herrschaft führt seit der frühen Kaiserzeit zu einer zunehmenden politischen und gesellschaftlichen Stabilisierung, was die lokalen Eliten zu vermehrten Investitionen u. a. in den Ausbau der Städte und der Infrastruktur bringt, so dass in verschiedenen Regionen ein beachtlicher wirtschaftlicher Aufschwung zu beobachten ist. Sowohl an den monumentalen Bauprojekten, als auch in den »weichen« kulturellen Faktoren ist eine Transformation des regionalen und/oder städtischen Selbstverständnisses und eine Neudefinition kollektiver Identität zu beobachten, die wesentlich über die Übernahme und Aneignung römischer Perspektiven funktioniert.
Vor dem Hintergrund dieser sich wandelnden Gesellschaften ist das Entstehen der neuen christlichen Gemeinschaften und die Frage der Konstruktion der kollektiven Identität dieser Gemeinschaften von einiger Brisanz. Zu beobachten ist das programmatische Überschreiten sowohl von gesellschaftlich konstitutiven Hierarchien, als auch von kulturell, ethnisch und religiös bestimmten Grenzen. Dies scheint mit dem theologischen Zentrum der paulinischen Botschaft zu tun zu haben und zugleich ein wesentlicher Faktor des Erfolgs und der Überlebensfähigkeit dieser neuen christlichen Gemeinschaften - die sich keineswegs aus den städtischen Eliten formierten - zu sein.
In der geplanten Monographie sollen einerseits die neuen Forschungsergebnisse römischer Provinzialgeschichte aufgenommen und differenziert auf den Galaterbrief angewandt werden. Der Galaterbrief und die in ihm zu beobachtenden Weisen der Konstruktion kollektiver Identität sollen dezidiert in den Transformationsprozessen des ersten Jahrhunderts situiert werden. Zur Analyse der Codierung dieser kollektiven Identität steht ein soziologisches Modell zur Verfügung, das auf den Galaterbrief angewandt wird. Die Ergebnisse dieser Studie versprechen zunächst Aufschlüsse über die Entstehung und Fomierung der ersten christlichen Gemeinden in den Umbruchprozessen des ersten Jahrhunderts. Sodann ist von diesen Forschungen ein Beitrag der seit einigen Jahren heftig geführten Debatte um die New Perspective on Paul zu erwarten, in der es um eine Neubewertung paulinischer Positionen innerhalb des Horizontes innerjüdischer Debatten des ersten Jahrhunderts geht. Schließlich sind die zu erwartenden Ergebnisse über die Codierungsweisen kollektiver Identität von erheblicher Bedeutung für die (Neu-)Konstruktionen christlicher und/oder kirchlicher Identitäten in den zu beobachtenden gesellschaftlichen Veränderungsprozessen des 21. Jahrhunderts.
Verschwiegene Jüngerinnen - vergessene Zeuginnen. Gebrochene Konzepte im Lukasevangelium (NTOA 38), Freiburg Schweiz / Göttingen 1998.
Die Frage der Frauen im Lukasevangelium wird kontrovers diskutiert. Ist Lukas als »Evangelist der Frauen« zu betiteln, wie dies in der traditionellen Exegese seit geraumer Zeit zu vernehmen ist? Oder sind im Lukasevangelium nicht vielmehr massive Tendenzen zur Verdrängung von Frauen festzustellen, wie dies die feministische Exegese immer wieder herausgearbeitet hat?
Diese Untersuchung bietet einen innovativen Umgang mit dieser forschungsgeschichtlichen Sackgasse:
Die Briefe des Paulus sind die ältesten Zeugnisse des Neuen Testaments. Sie geben nicht nur Einblick in die Verkündigung des Paulus, sondern auch in das Leben der ersten christusgläubigen Gemeinden, ihre Fragen und Schwierigkeiten, ihre Hoffnungen und Visionen. Doch ist in diesen Briefen so manches schwer zu verstehen und bedarf der Erklärung für heutige Leserinnen und Leser. Die Kommentarreihe des Katholischen Bibelwerks Stuttgart e.V. erschließt biblische Texte auf der Basis wissenschaftlicher Forschungen, doch in einer Sprache, die von möglichst vielen Menschen verstanden werden kann. Die beiden neuesten Bände widmen sich den sieben authentischen Briefen des Paulus. Alle Briefe werden aus dem Griechischen neu übersetzt, strukturiert wiedergegeben und durch Kommentare in überschaubarer Länge erläutert. Jedem der Briefe ist außerdem eine Einleitung vorangestellt, die die Entstehungssituation des jeweiligen Briefes und seine wichtigsten Themen vorstellt. Und wer sich über das Leben, die Arbeit und die Theologie des Paulus im Zusammenhang informieren möchte, wird in einem großen Anfangskapitel fündig.
Das Kommentarprojekt entstand in einer Zusammenarbeit zwischen Prof. Dr. Sabine Bieberstein, KU Eichstätt-Ingolstadt, Prof. em. Dr. Martin Ebner, Universität Bonn, Prof. Dr. Hildegard Scherer, Theologische Hochschule Chur sowie Prof. Dr. Stefan Schreiber, Universität Augsburg.
Paulus schreibt den Gemeinden. Die sieben Briefe des Apostels aus dem Urtext übersetzt und kommentiert von Sabine Bieberstein, Martin Ebner, Hildegard Scherer und Stefan Schreiber, hg. von Anneliese Hecht, Stuttgart: Katholisches Bibelwerk e.V. 2020, 2 Bände, ISBN 978-3-948219-95-6