„Populistische Akteure fallen insbesondere durch ihre Sprache auf, in der sie Politik als einen Konflikt zwischen dem allgemeinen Willen des „Volkes“ und den Spezialinteressen einer vermeintlichen „Elite“ darstellt, die ihre Macht missbraucht“, erklärt Fouquet. Er untersucht, inwieweit die öffentlichen Bekenntnisse von populistischen Regierungschefs im Einklang mit dem tatsächlichen Entscheidungsprozess hinter verschlossenen Türen stehen.
Aufbauend auf Literatur aus der vergleichenden Populismusforschung und der theoriegeleiteten Analyse von Außenpolitik entwickelt Fouquet zwei rivalisierende Hypothesen entwickelt. Entweder beachten populistische Regierungschefs aus normativen Überzeugungen tatsächlich nur die möglichen Handlungsoptionen, die sie subjektiv im Einklang mit dem Volkswillen sehen. Oder aber die öffentlichkeitswirksamen Verbalattacken auf die „Elite“ dienen primär der breiten gesellschaftlichen Unterstützung, während im Hintergrund beim konkreten Entscheidungsprozess alle objektiv machbaren Optionen auf dem Tisch liegen. Bei der ISA-Tagung illustrierte Fouquet dies am Beispiel der ehemaligen argentinischen Präsidentin Cristina Kirchner. Dazu sichtete er umfassend Quellenmaterial und führte Interviews mit argentinischen Diplomatinnen und Diplomaten sowie Politikerinnen und Politikern in Buenos Aires. Dabei kam er zu dem Schluss, dass Kirchner 2014 in einem Rechtsstreit mit ausländischen ‚Geierfonds‘ entgegen ihrer populistischen Sprache zunächst verschiedene pragmatische Lösungen zur Beilegung des Konflikts in Erwägung gezogen hatte. „In sprichwörtlich letzter Minute entschied sie sich jedoch für die innenpolitisch günstige, aber wirtschaftlich und diplomatisch umso teurere Option, den rechtskräftigen Forderungen der ‚Geierfonds‘ nicht nachzukommen“, so Fouquet. Im Rahmen seiner derzeit laufenden Dissertation will er noch drei weitere Entscheidungsprozesse der Regierungschefs Silvio Berlusconi, Alexis Tsipras und Donald Trump untersuchen.