„Anderen zu helfen, ist auch eine Hilfe für mich“: Preis des DAAD für Taraneh Ghanooni Arani

Taraneh Ghanooni Arani studiert an der KU den Bachelorstudiengang Angewandte Musikwissenschaft und Musikpädagogik und weiß um die Herausforderungen, sich in einem fremden Land mit fremder Sprache und Kultur zu behaupten. Trotz ihrer eigenen Herausforderungen – oder besser: gerade deshalb – unterstützt die Iranerin andere Menschen bei der Integration. Nun erhält die 31-Jährige den DAAD-Preis 2021 für herausragende Leistungen ausländischer Studierender.

Es ist 15 Uhr am Nachmittag, als es bei Taraneh läutet. Vor der Haustüre der studentischen Wohngemeinschaft steht Sara. Die 14-jährige Gymnasiastin hat heute wieder Klavierunterricht. Mit ihren Eltern kam Sara vor drei Jahren als Geflüchtete aus Afghanistan, trotzdem hat sie es auf das Musikgymnasium geschafft. Dafür musste sie nicht nur die deutsche Sprache lernen, sondern in kurzer Zeit auch das Klavierspielen. „Die anderen in meiner Klasse spielen ihr Instrument schon seit drei Jahren, ich habe das in einem halben Jahr nachgeholt“, berichtet Sara stolz. Geholfen hat ihr dabei Taraneh. Einmal in der Woche übt sie mit Sara die Stücke, die sie in der Schule präsentieren soll. Den Kontakt zwischen den beiden haben die Malteser im Bistum Eichstätt hergestellt. Dort engagiert sich Taraneh seit anderthalb Jahren ehrenamtlich. „Es war eine ungewöhnliche Anfrage, als die Familie von Sara nach einer Klavierlehrerin für ihre Tochter fragte. Wir sind sehr froh, dass wir dafür Taraneh gewinnen konnten“, sagt Janka Böhm, Leiterin der Integrationsdienste bei den Maltesern.

Taraneh ist in der iranischen Hauptstadt Teheran geboren und aufgewachsen und hat nach dem Schulabschluss zuerst ein Bachelorstudium in Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen, dann ein Musikstudium. Während dieser Zeit absolvierte sie mehrere Klavier-Meisterkurse – und betätigte sich selbst jahrelang als Klavierlehrerin. „Ich wollte meine Fähigkeiten und mein Wissen in Musikwissenschaft und Musikpädagogik vertiefen, daher habe ich mich für ein Studium in Deutschland entschieden“, erzählt die junge Frau. Die KU und ihr Studienangebot fand sie über das Internet, im Herbst 2018 zog sie von der 20-Millionen-Einwohner-Stadt Teheran in das beschauliche Eichstätt. „Ich fühle mich hier sehr wohl und mag die Stadt. Und ich habe von Anfang an viel Hilfe erfahren – von anderen Studierenden, aber auch von den Professoren. Das ist der Vorteil einer kleinen Universität: Die Dozenten haben Zeit für die Studenten.“ Ein Jahr lang belegte sie einen Deutsch-Intensivkurs im Sprachenzentrum der KU, dann begann sie das Bachelorstudium. Ihr Berufsziel: Musiklehrerin oder Musiktherapeutin.

„Taraneh Ghanooni Arani zählt in unserem Studiengang zu den besonders leistungsstarken Studierenden, was wirklich beachtlich ist, weil Sie ja erst hier Deutsch gelernt hat. Selbst in Klausuren gehört sie zu den Besten. Außerdem engagiert sie sich außerhalb der Lehrveranstaltungen als Tutorin und begleitet als Korrepetitorin am Klavier andere Studierende, die sich mit Gesang oder Soloinstrumenten auf die Prüfung vorbereiten“, berichtet Musikwissenschaftlerin Prof. Dr. Kathrin Schlemmer.

Als im Frühjahr 2020 die Corona-Pandemie ausbrach und der Lockdown zu einer Unterbrechung der Präsenzlehre zwang, fuhren viele Freunde von Taraneh und ihre Mitbewohner aus der WG nach Hause. „Da habe ich entschieden, mich zu engagieren und Kontakte zu knüpfen. Denn anderen zu helfen, das ist auch eine Hilfe für mich.“ Von den Maltesern und deren Integrationsangeboten für Geflüchtete und Migranten erfuhr Taraneh über ihre Schwester, die schon länger in Deutschland lebt. Nach einem Anruf bei den Maltesern in Eichstätt stieg Taraneh sofort in die Arbeit ein und engagierte sich in einem Sprachcafé. „Ich weiß, wie schwer es ist, wenn man nach Deutschland kommt und kein Deutsch kann. Daher helfe ich gerne anderen Menschen, denen es ähnlich geht. Wir haben uns regelmäßig getroffen, Grammatik-Übungen gemacht und Spiele gespielt.“

„Solche Menschen sind ein Glücksfall für uns“, sagt Janka Böhm von den Maltesern. „Wer wie Taraneh eigene Erfahrungen in die ehrenamtliche Arbeit einbringt, kann gut nachvollziehen, was viele Geflüchtete und Migranten erleben, die sich in einem fremden Land zurechtfinden und die Sprache lernen müssen.“

2021 erhält Taraneh Ghanooni Arani an der KU den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Er wird an den Universitäten jährlich an ausländische Studierende verliehen, die gute Studienleistungen zeigen und sich darüber hinaus in besonderem Maße gesellschaftlich engagieren. „Die Auszeichnung für Taraneh Ghanooni Arani ist absolut verdient“, sagt Professorin Schlemmer.

DAAD

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