Arbeit als Schlüssel zur Integration

„Was müssen wir schaffen?“, lautete die Leitfrage eines Vortragsabends an der Katholischen Universität mit Prof. Dr. Marina und Prof. Dr. Herfried Münkler, die sich in ihrem jüngst erschienenen Buch „Die neuen Deutschen. Ein Land vor seiner Zukunft“ mit den Herausforderungen von Zuwanderung nach Deutschland beschäftigen. Darin zeigen sie in einer historischen Rückschau, dass Migration kein neues Phänomen ist.

„Deutschland selbst war bis in die 1870er-Jahre ein Auswanderungsland. Ohne die später folgende Einwanderung nach Deutschland hätten wir nie ein solches ökonomisches Niveau erreicht“, erklärte der Politologe Herfried Münkler in der vollbesetzten Aula der KU. Prosperierende Gesellschaften seien auf Zuwanderung angewiesen. Angesichts der demographischen Entwicklung passten die Menschen, die jüngst zu uns gekommen seien, zwar nicht immer von ihrer Ausbildung her zu uns, jedoch würden sie die Altersstruktur verjüngen. „Machen wir die Leute fit, die zu uns gekommen sind. Dafür müssen wir in Vorleistung gehen und investieren“, so Münkler. Das von seiner Frau und ihm herausgegebene Buch wolle nicht naiv optimistisch sein, sondern Zuversicht geben, dass man gestärkt aus den anstehenden Herausforderungen hervorgehen könne. Auch Marina Münkler plädierte für eine „Politik der Gratifikation“, die eine Befähigung für alle biete. Dazu gehöre auch Sprachkompetenz, deren Vermittlung derzeit häufig daran scheitere, dass Personen keinen Anspruch auf staatliche Kurse hätten, wenn sie das Land wieder verlassen müssten – selbst wenn dies erst in einigen Jahren erfolge. „Wir sollten schnell mit dem Integrationsprozess beginnen“, so Marina Münkler. Neben der Eingliederung in den Arbeitsmarkt führte sie u.a auch Schule als Raum für Integration auf, den es entsprechend auszustatten gelte.

In der anschließend von Gastgeber Prof. Dr. Ulrich Bartosch (Fakultät für Soziale Arbeit) moderierten Podiumsdiskussion griff Eichstätts Oberbürgermeister Andreas Steppberger den Buchtitel „Die neuen Deutschen“ auf und sah mit diesem Begriff – ebenso wie die Autoren – die gesamte deutsche Gesellschaft aufgefordert, sich auf den Weg zu machen: „Ich bin daher stolz, dass die Eichstätter im Umgang mit Flüchtlingen Zuversicht an den Tag gelegt haben.“ Simone Zink von der „tun.starthilfe für flüchtlinge“ unterstrich in ihrem Statement, dass Integration kein Projekt mit klarem Ende, sondern ein permanenter Prozess sei. Der Dekan der Fakultät für Soziale Arbeit, Professor Dr. Stefan Schieren, betonte, dass Migration sich nicht durch Repression begrenzen lasse. Daher müsse man in den Dialog mit denjenigen treten, die Zuwanderung als untragbar empfänden und deren Ängste ernst nehmen. Daran anknüpfend sah Herfried Münkler eine wesentliche Aufgabe darin, Angst in Furcht umzuwandeln: „Angst macht handlungsunfähig, Furcht hingegen ist objektbezogen und lässt sich produktiv in Leistungsfähigkeit verwandeln.“ Bezogen speziell auf die Integration durch den Arbeitsmarkt warnte ein Statement aus dem Publikum vor einer „Brasilianisierung“ der Gesellschaft, in der Zugewanderte vorwiegend im Billiglohnsektor tätig seien. Zudem gelte es zu bedenken, welche Folgen es für die Herkunftsländer habe, wenn hochqualifizierte Arbeitskräfte von dort nach Deutschland abwanderten.