Arbeitskreis Shalom würdigt Engagement für ungarische Roma

Der ungarische Pfarrer József Lankó erhält am Samstag, 18. Mai, den diesjährigen Menschenrechtspreis des „Arbeitskreises Shalom für Gerechtigkeit und Frieden an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt“. Dieser zeichnet damit das unermüdliche Engagement des Seelsorgers für die Minderheit der Beas in Ungarn aus, die Teil der Roma-Gemeinschaft sind. Der Shalompreis ist einer der höchstdotieren Menschenrechtspreise in Deutschland, für den die ehrenamtlich engagierten Studierenden und Bürger des Arbeitskreises Spenden zusammentragen – im vergangenen Jahr betrug das Preisgeld 25.000 Euro.

Zum Auftakt der diesjährigen Shalomaktion findet zwei Wochen vor der Preisverleihung ein wissenschaftlicher Vortrag an der KU statt, der auf die Geschichte und Gegenwart der Sinti und Roma in Deutschland eingeht: Am Dienstag, 7. Mai, sprechen Thomas Höhne (wissenschaftlicher Referent des Bayerischen Verbands der Sinti und Roma) und Roberto Paskowski (Vorsitzender des Sinti Kultur- und Bildungsvereins Ingolstadt) über die Lage der Sinti in Deutschland. Dabei werden Menschen- und Bürgerrechte, die politische Stellung der Roma und der Minderheitenschutz in Europa im Zentrum stehen. Thematisiert wird auch der Wandel der wissenschaftlichen Betrachtung von Sinti und Roma, die lange aus einer Perspektive „von oben herab“ wahrgenommen wurden. Der Vortrag beginnt um 18.30 Uhr Im Foyer des International House der KU (Marktplatz 7, Eichstätt).

Über die Arbeit des Preisträgers Pfarrer József Lankó

Alsószentmárton ist ein kleines Dorf im Südwesten Ungarns unweit der kroatischen Grenze, in dem ca. 1200 Menschen leben. Die Bewohner gehören der Minderheit der Beás an, einer Untergruppe der Gemeinschaft der Roma. In der ungarischen Gesellschaft sind Roma ständiger Diskriminierung ausgesetzt: Sie haben keinen gleichberechtigten Zugang zu Bildung und finden nur schwer Arbeit, da Unternehmen aufgrund bestehender Vorurteile gegen Roma bevorzugt Ungarn einstellen. Hinzu kommt, dass Roma häufig traditionelle Berufe ausüben, die seit dem Sturz des Kommunismus und dem damit einhergehenden gesellschaftlichen Umbruch nicht mehr gefragt sind. Auf diese Weise hat sich eine Negativspirale aus Ausgrenzung, Armut verbunden mit einem häufigen Abrutschen in den Alkoholismus entwickelt, die eine Integration der Roma in die ungarische Gesellschaft nahezu unmöglich macht.

Diesen Teufelskreis zu durchbrechen hat sich József Lankó zur Aufgabe gemacht: Der ungarische Pfarrer lebt seit fast 40 Jahren als Seelsorger in Alsószentmárton, betreibt eine Suppenküche und lebt als einziger Ungar auf Augenhöhe mit den Beás. Seine Tätigkeiten gehen über die eines gewöhnlichen Seelsorgers jedoch weit hinaus. Um langfristig etwas an der Situation der Roma zu ändern, setzt er sich für eine Verbesserung der Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen ein. In sogenannten „Tanodas“ (offene Häuser) erhalten die Schüler im Rahmen einer Nachmittagsbetreuung gezielte Lernförderung, durch die die hohe Schulabbrecherquote im Ort bereits deutlich reduziert werden konnte. Daneben wird ein vielfältiges Freizeitprogramm angeboten: Bei Sport, Musik, Theater und in Ferienfreizeiten werden den Kindern und Jugendlichen neue Perspektiven eröffnet und ihr Selbstwertgefühl gestärkt, ohne dass sie ihre kulturelle Identität dabei aufgeben müssen. Ein gewähltes Schülerparlament vertritt die Interessen der Schüler/innen. Hier üben sie Interessenvertretung. Ziel ist es auch, die Kinder und Jugendlichen mit der Mehrheitsgesellschaft in Kontakt zu bringen. So profitieren Kinder in anderen Dörfern von den Tanodas, die mittlerweile landesweit als Vorbild dienen. Langjähriger Projektpartner von Pfarrer Lankó ist Renovabis als Osteuropa-Hilfswerk der Katholischen Kirche.

Über den Arbeitskreis Shalom

Seit 1981 setzt sich der Arbeitskreis Gerechtigkeit und Frieden an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt für die Menschenrechte ein. Der Arbeitskreis wird seit seiner ausschließlich von Ehrenamtlichen, hauptsächlich von Studierenden sowie Eichstätter Bürgern, getragen. Ziel des Arbeitskreises ist es, einen Beitrag für die Wahrung der Menschenrechte und den weltweiten Frieden zu leisten. Jedes Jahr rückt dabei thematisch ein Land oder eine Region in den Mittelpunkt des Interesses. Höhepunkt des Engagements ist die jährliche Vergabe des Shalompreises, der einer der höchstdotierten Menschenrechtspreise in Deutschland ist. Zu den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern gehören unter anderem Lech Waleza (1983), die vor drei Jahren ermordete Aktivistin Bertha Cáceres Flores (2012; ihre Organisation setzte sich für die Rechte indigener Völker in Honduras ein) sowie Robi Damelin und Mazen Faraj (2016; für die palästinensisch-israelische Organisation „Parents Circle Family Forum“).

Programm der Shalomwoche

Anlässlich der Verleihung des Shalompreises wird am Freitag, 17. Mai, das Projekt des Preisträgers in einem öffentlichen Vortrag präsentiert, der um 19.30 Uhr im Sitzungssaal des Eichstätter Rathauses stattfindet.

Am Tag der Preisverleihung findet am Samstag, 18. Mai, zunächst ein Gang zu Eichstätter Bruder-Klaus-Kapelle statt. Treffpunkt ist um 7 Uhr an der Eichstätter Schutzengelkirche. Der Festakt zur Verleihung des Shalompreises beginnt um 19.30 Uhr im Holzersaal der Eichstätter Sommerresidenz (Ostenstraße 26)

Der feierliche Abschlussgottesdienst zur diesjährigen Shalom-Aktion beginnt am Sonntag, 19. Mai, um 10.45 Uhr im Eichstätter Salesianum (Rosental 1).

Weitere Informationen zum Arbeitskreis Shalom gibt es unter
www.ak-shalom.com. Spenden für den diesjährigen Preis werden noch bis September entgegengenommen.