Arbeitsstelle bereitet Wege für die Analyse von Literatur und Film

Neue Perspektiven auf das wechselseitige Verhältnis von Film und Literatur eröffnet die nun gegründete „Arbeitsstelle zur literaturbezogenen Medienanalyse“, die von Prof. Dr. Isabelle Stauffer (Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft) an der KU initiiert wurde. Ein Arbeitsschwerpunkt Stauffers bildet Literatur in intermedialen und medienhistorischen Kontexten. „Literatur ist nach wie vor ein wichtiges Bezugsmedium auch für Film und Fernsehen. Für die Wissenschaft, den öffentlichen Kulturbetrieb und auch in der Ausbildung von Lehrkräften sind heute Kompetenzen wichtig, um Medien zu handhaben sowie Erzählweisen und Medienkonvergenz zu reflektieren“, erklärt Stauffer.

Technisch bietet die Arbeitsstelle Gelegenheit, in Forschung und Lehre detailliert zu Inhalten aus Film und Fernsehen zu arbeiten: Zwei PC-Arbeitsplätze in einem eigens dafür gewidmeten Raum der Zentralbibliothek können für Forschungs-, Abschluss- und Hausarbeiten genutzt werden. Dabei haben sowohl Dozierende als auch Studierende die Möglichkeit, mit spezieller Software Filme zu bearbeiten, Ausschnitte und Standbilder zu wählen oder Fernsehprogramme aufzeichnen, um beispielsweise die Ästhetik von Werbung zu analysieren oder Spielfilme zu untersuchen. Während des Semesters stehen einmal wöchentlich ein Mitarbeiter und eine Hilfskraft der Professur vor Ort für Fragen zur Verfügung. Von der Arbeitsstelle profitieren können verschiedene sprach- und literaturwissenschaftliche oder auch historische und kunsthistorische Studiengänge und -fächer der KU. Angedacht ist außerdem eine Arbeitsgemeinschaft Film als Forum des Austauschs für alle Forschenden dieses Themengebietes.

Mit dem Film „Marie Antoinette“ der Regisseurin Sofia Coppola präsentierte Professorin Stauffer beim Eröffnungsabend der Arbeitsstelle ein konkretes Beispiel für die Analyse von Medienkonvergenz und Erzählweisen: Optisch wirkt das Werk auf Anhieb wie ein klassischer Historienfilm, der jedoch das Image der österreichischen Erzherzogin auf der Grundlage von Antonia Frasers Biographie umwertet. Der Film ist ironisch durchsetzt mit Bezügen zur Gegenwart – sei es durch eine Schnitttechnik, die verbunden mit aktueller Musik an Videoclips von MTV erinnert, oder modischen Elementen wie High Heels oder Sneakers. Nebenbei wird die postmoderne Landnostalgie mitparodiert und gleichzeitig Bezug genommen auf Werke des Philosophen Jean-Jacques Rousseau. Eine minutiöse Analyse solcher Werke, die bei einem regulären Kinobesuch in dieser Form nicht möglich ist, lässt sich künftig über die „Arbeitsstelle zur literaturbezogenen Medienanalyse“ komfortabel realisieren.