Auschwitz als verbindlicher "Ortstermin" christlicher Ethik

"Christliche Ethik kann keine Ethik mit ,Ortsumgehung' Auschwitz sein. Was an diesem Ort geschehen ist, kann man nicht umgehen. Wir müssen damit umgehen, und das heißt auch: daran nicht vorbeidenken, dass Auschwitz eine schmerzliche Wunde darstellt, die noch lange nicht verheilt ist", sagt Prof. Dr. Bernhard Sill. Gemeinsam mit Studierenden der Fakultät für Religionspädagogik/Kirchliche Bildungsarbeit besuchte der Moraltheologe nun diesen Ort im Rahmen eines von ihm geleiteten Blockseminars "Auschwitz als verbindlicher ,Ortstermin' christlicher Ethik".

Dabei besuchten sie zum einen die Stadt Oświęcim (Auschwitz) und deren Synagoge. Dort erhielten sie außerdem eine Führung durch das Sinti- und Roma-Zentrum. Zum anderen erhielten sie eine vierstündige Führung durch die beiden Lager Auschwitz I (Stammlager) und Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II). Auf dem Programm stand außerdem ein Workshop mit Dr. Manfred Deselaers am katholischen "Zentrum für Dialog und Gebet" zum Thema "Die Biographie von Rudolf Höss, Kommandant von Auschwitz, und die Frage nach seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen".

"Ganz sicher beseelt die jungen Studierenden, die Auschwitz ,besuchen', ein Empfinden, wie es Verena Lenzen als Professorin für Judaistik und Theologie an der Universität Luzern einmal so zu beschreiben versucht hat: ,Es gibt keine Gnade der späten Geburt. Es gibt eine Bürde der späten Geburt, vielleicht aber auch eine Chance. Uns, die Nachgeborenen, trifft ein bitteres Erbe, das wir, so sehr es auch lastet und beschwert, nicht verweigern können. Der Schatten der Geschichte ist lang' ", resümiert Sill.