Ausstellung "Zeitverläufe: Dauer und Wandel"

Noch bis zum 14. Februar illustriert die Foto-, Film- und Posterausstellung "Zeitverläufe: Dauer und Wandel" am Beispiel des Libanon und der Stadt Eichstätt das Spannungs­verhältnis von Religion, Politik und Gesellschaft. Sie ist ein gemeinsames Projekt der Fächer Alte Geschichte, Klassische Archäologie und Europäische Ethnologie sowie der Forschungsstelle Christlicher Orient als Beitrag zur Kleinen-Fächer-Woche an der KU.

Religion hat in der westlichen Moderne zwar den selbstverständlichen Status für die Strukturierung des Alltäglichen verloren, doch in der Alltagswahrnehmung und Deutung von pluralen Gesellschaften kann man eine zunehmende "Religionisierung" sozio-ökonomischer und gesellschaftspolitischer Konflikte wahrnehmen. Zugleich sind Rückbezüge auf religiöse Traditionen als Form aktiver Kontinuitätskonstruktion über Sprache, Schrift, Handlungen und Objekte und ihren Wiederholungen feststellbar.

Die Ausstellung ist als Rundgang konzipiert: Die Alte Geschichte stellt zu Beginn die religiöse und historische Entwicklung in der Antike in einer der großen Begegnungsstätten im Libanon vor, die Stadt Baalbek in der Beeka-Ebene. Die Tempelanlagen und die Altstadt von Baalbek zählen seit 1984 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Prof. Dr. Michael Sommer (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) veranschaulicht auf drei großformatigen Postern die Oberthemen „Religion, Politik, Gesellschaft“.

Die Klassische Archäologie lässt in einer Reihe fotographischer aktueller Aufnahmen das Arbeitsumfeld der Altertumsforscher und Bauforscher im Libanon sichtbar werden, mit dem Fokus auf ihrem Eindruck des religiösen-politischen-gesellschaftlichen Miteinander vor Ort. Nicht die Forschungsobjekte und Ruinen stehen im Vordergrund, sondern die Menschen und das Neben- und Miteinander der Kulturen. Religiöse Spannungen bestehen seit der Antike vor Ort und beeinflussen auch die Arbeit der Archäologen. Parallel besteht seit vielen Jahrzehnten eine fruchtbare Zusammenarbeit mit den libanesischen KollegInnen und Baalbekis.

Die Forschungsstelle „Christlicher Orient“ wiederum initiierte einen Photowettbewerb zwischen Studierenden der Universitäten und Partnerinstitute im Libanon zum Thema ‚Zeitenwende in der Zedernrepublik – Das Christentum im Libanon zwischen Dauer und Wandel‘. Junge christliche LibanesInnen waren aufgefordert, ihre Glaubenswelt fotografisch festzuhalten. Dabei sollten vor allem die Fragen nach der wechselseitigen Beeinflussung von Alltag und Glaube im Vordergrund stehen. Die ausgestellten Fotografien dokumentieren die gestalterische und künstlerische Auseinandersetzung mit dem hochaktuellen Thema. In der Ausstellung sind neben elf ausgewählten Photographien auch das Bild des Preisträgers Nouhad M. Kamel (Student der englischen Sprache und Literatur) zu sehen: „Things Fall Apart“. Die Statue des Heiligen Charbel wacht über den LibanesInnen in Beirut in Zeiten der politisch-gesellschaftlichen Unruhen im Libanon.

Die Studierenden der Europäischen Ethnologie haben im Sinne einer Topologie unhinterfragte oder aktuell kritisch hinterfragte Orte in Eichstätt ausgesucht, die mittels Dingen, Menschen und ihren (Kommunikations-)Praktiken zu sozialen Räumen werden. Gemeinsam mit dem Filmemacher Gereon Wetzel und dem Europäischen Ethnologen Gerald Schönhofer (KU) haben sie drei Kurzfilme (Collegium Orientale, Abschiebehaft Eichstätt, Moschee-Umfeld Eichstätt) gedreht, die in der Ausstellung gezeigt wurden. Außerdem wurden das jüdische Displaced Person-Camp, die Mariensäule, die Kopie des Heiligen Grabes in der Heiligen-Kreuz-Kirche und das Konzept des ehemaligen Kräuterladens am Domplatz in Eichstätt unter den angegebenen Gesichtspunkten näher betrachtet.

Die Ausstellung ist in der ehemaligen Johanniskirche (Domplatz, Eichstätt) dienstags bis sonntags von 10-13 Uhr und von 16.30 bis 18.30 Uhr zu sehen.